Das bekannteste Pornokino der Stadt hat dicht gemacht
„Studio X“
Das wohl bekannteste Pornokino der Stadt, das „Studio X“ zwischen Leopold- und Münsterstraße, hat seit Juni geschlossen. Der Betreiber ist insolvent. Der Immobilien-Eigentümer hat nun mehrere Ideen, wie es weitergehen könnte.

Das Pornokino „Studio X“ hat seit Juni geschlossen. Was aus dem Gebäudekomplex zwischen Leopold- und Münsterstraße wird, ist noch unklar. © Michael Schnitzler
Es kamen also bis zum Schluss noch ein paar an diesem speziellen Kinoprogramm interessierte Besucher. Und auch auf einem einschlägigen Internetportal finden Nutzer das Aus „schade“. Einerseits. Andererseits setzt der Erotik-Boom im Internet den Sexkinos seit Langem zu, und ganz so gut können die Geschäfte im Studio X nicht mehr gelaufen sein: Über die dahinter stehende Schwarz Kinobetriebe GmbH wurde Ende Juni wegen Zahlungsunfähigkeit das Involvenzverfahren eröffnet.
Die Schwarz Kinobetriebe GmbH hatte das Kino elf Jahre betrieben, seit 2006, nachdem umfangreich in das Gebäude und in den Brandschutz investiert worden war. Auch zuvor schon, von 1978 bis 2005, war das Studio X als Pornokino genutzt worden.
Eine lange Kino-Geschichte
Und nun? „Prinzipiell ist alles denkbar“, sagte gestern auf Anfrage Dr. Conrad Dreier. Sein Vater Conrad Dreier ist Eigentümer des Gebäudekomplexes am Burgtor, der von der Leopoldstraße bis zur Münsterstraße reicht. Dreiers Vater hatte das Grundstück nach dem Zweiten Weltkrieg gekauft und darauf eine große Immobilie errichtet. Darin eröffnete zunächst das „Decla-Kino“, 1967 als neues Filmtheater der „Europa-Palast“ – und letztlich Studio X.
Ein neuer Kinobetreiber „wäre die einfachste Lösung“, sagt Dr. Conrad Dreier. Aber daran glauben die Dreiers wohl selbst nicht so richtig. Mit der Schmuddel-Branche wollen sie künftig nicht mehr unbedingt etwas zu tun haben. Auch ein Nachbar an der Münsterstraße, wo sich wie an der Leopoldstraße ein Eingang zum Studio X befand, findet, dass ein Sexkino samt seines Klientels „nicht hier rein passt“. Normale Geschäfte seien hier besser aufgehoben, viele Kinder und Familien seien auf der Straße unterwegs.
Abriss und anschließender Neubau?
Vater Conrad Dreier besitzt in größerem Umfang Immobilien in Dortmund. Für die an der Münsterstraße, in der sich neben dem nun leerstehenden Studio X und dem Friseursalon auch noch ein Kiosk sowie Wohnungen befinden, gibt es verschiedene Ideen. Eine Nachnutzung des bestehenden Gebäudes zählt ebenso dazu wie dessen Abriss, gefolgt vom Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses. Auch ein Neubau, in den beispielsweise ein Kindergarten oder ein Seniorenwohnheim einzieht, seien denkbar.
Die Dreiers haben durchaus Interesse an einer größeren Lösung und würden investieren – womöglich auch unter Einbeziehung zweier städtischer Grundstücke: des Parkplatzes mit der Umweltmessstation im Norden gegenüber der Polizeiwache an der Münsterstraße und der Grünfläche im Süden. Man sei in Gesprächen mit der Stadt, sagt Dr. Conrad Dreier – aber auf eine konkrete Rückmeldung der Verwaltung warte man bislang noch immer.
Von außen nicht sehr schön anzusehen
Die Stadt bestätigte gestern, dass erste Gespräche stattgefunden hätten. „Die Stadt begrüßt, dass der Immobilieneigentümer in dieser Sache aktiv ist“, teilte Stadtsprecher Maximilian Löchter mit. Der Bereich, in dem sich das Grundstück befindet, gehöre zum städtebaulichen Ideenwettbewerb „Umfeld Hauptbahnhof Nord“. Daher, so Löchter, „können belastbare Aussagen zu einer möglichen Planung erst Anfang nächsten Jahres getätigt werden“.
Klar ist: Bis die Dreiers keine neue Nutzung für die leerstehenden Räume haben, würden sie „nicht großartig in die Fassade“ investieren. Die ist mit vielen Graffiti kein schöner Anblick zwischen Innen- und Nordstadt.