
© Stephan Schütze
Corona-Krise in Dortmund: Neue Regeln machen Beerdigungen schwieriger
Coronavirus
Das Abschiednehmen von einem geliebten Menschen ist ohnehin schwer genug. Doch durch das Coronavirus wird es noch schwerer; denn auch auf Beerdigungen wirken sich die Schutzmaßnahmen aus.
Update 26.3.2020: Schon wieder neue Regeln
Die Regeln und Vorschriften haben sich in der Zwischenzeit schon wieder geändert.
Auf den städtischen Friedhöfen werden die Beisetzungen jetzt abgekürzt. Trauerfeiern in den Trauerhallen der Stadt sind bis auf Weiteres nicht mehr möglich – mit Ausnahme der bereits bestätigten Termine. Das berichtete am Montag (16.3.) der Technische Leiter Dortmunder Friedhöfe, Ulrich Heynen, auf Anfrage dieser Redaktion.
Die Beisetzungen selbst gehen weiter. „Man trifft sich am Grab oder an der Trauerhalle“, sagt Heynen. Solche Beerdigungen habe es auch schon vor dem Coronavirus gegeben, „jetzt gilt das nur für alle. Und das geht nicht pietätlos vonstatten.“
Bei Urnen mehr Flexibilität
Bei einer Urnenbeisetzung sei mehr Flexibilität möglich, so Heynen. Wer die Geduld habe, könnte auch drei Wochen warten, bis die Urne in die Erde kommt. Bei Sargbestattungen gehe das natürlich nicht. Auch bei den Bestattern sei man damit überall auf Verständnis gestoßen.
Mit zwei Wochen Warten auf die Urnenbestattung sei nicht viel gewonnen, sagt Wolfram Scharenberg, Kommunikationschef des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund, und nimmt damit Bezug auf die Äußerungen von Experten. Die kirchlichen Beerdigungen mit Trauerfeiern gingen auf jeden Fall weiter, aber nur im kleinsten Kreis mit den engsten Angehörigen und im möglichst würdigen Rahmen.
Nur noch im engsten Kreis
Genauso handhabt es auch die Katholische Kirche. „Wir werben dafür, dass die Bestattungen und Trauerfeiern im kleineren Rahmen geschehen als sonst“, sagt Thomas Throenle, stellvertretender Pressesprecher des Erzbistums Paderborn.
Susanne Lategahn, Chefin des gleichnamigen Bestattungshauses in Hörde, geht davon aus, dass auch die kirchlichen Trauerhallen in Kürze geschlossen werden.
Lategahn hat eine eigene Trauerhalle. Nach den neuesten Mitteilungen ihres Verbandes gelten die Trauerfeiern in diesen Trauerhallen zwar als privat, „dennoch handeln wir genauso wie die Stadt Dortmund“, sagt die Bestatterin. Nur noch bereits bestätigte Trauerfeiern werden durchgeführt, allerdings mit einer Beteiligung von maximal 20 Personen, um einen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten zu können. Deswegen fänden die Trauerfeiern auch nicht mehr in der Trauerhalle statt, sondern im großen Veranstaltungsraum.
Keine Beisetzungen im Kolumbarium
Sargbestattungen sind bei Lategahn aktuell keine angemeldet. Urnenbeisetzungen im hauseigenen Kolumbarium seien bis Mitte April ausgesetzt, sagt Susanne Lategahn: „Die Angehörigen warten lieber, weil sie die Trauerfeiern möchten.“
Ein Trauerfall ist eh schon eine Ausnahmesituation. Das Coronavirus verkompliziert die Sache noch mehr. So steht bei Lategahn ein Mitarbeiter mit Desinfektionsmittel bereit und neben der Kondolenzliste liegt eine zweite Liste aus, in die sich die Trauergäste der bereits gebuchten Trauerfeiern mit Adresse und Telefonnummer eintragen müssen, um im Fall der Fälle eine Infektionskette zurückverfolgen zu können. Die Trauergäste müssen ihren eigenen Kugelschreiber mitbringen.
Man sucht Trost
Und es gibt noch eine Besonderheit, auf die Susanne Lategahn hinweist. „Was tut man beim Tod eines geliebten Menschen?“, fragt sie und gibt die Antwort: „Man sucht Trost.“ Und das gehe meist einher mit Umarmungen. Wie bei der Beerdigung, die sie am Montag auf dem Friedhof in Berghofen betreut hat. Susanne Lategahn ist Trauerrednerin und gehört mit 66 Jahren zur Risikogruppe. „Es ist mehr als bitter“, sagt sie, „aber die einzige Möglichkeit ist Abstand.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
