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Darum wird in Huckarde ein Ereignis gefeiert, das vor 300 Jahren stattfand
St. Urbanus Huckarde
Die St.-Urbanus-Kirche in Huckarde stammt aus dem Jahr 1200. Seitdem ist viel passiert. Am Sonntag (12.5.) gedenkt die Gemeinde einem Ereignis, das vor 300 Jahren stattfand.
Man kann der St.-Urbanus-Kirche ihr Alter nicht ansehen, sie ist gut gepflegt. Nur der architektonische Stil deutet die Epoche an, in der sie entstand: Das Mittelalter, als Huckarde noch ein sumpfiges Emscherdorf war. Doch die Kirche, die seit Generationen alle Huckarder als St.-Urbanus-Kirche kennen, hieß damals noch „Marienkapelle“ - später „Marienkirche“. Erst ab Jahr 1719 setzte sich der Name des heutigen Patrons durch.
Der Huckarder Heimat-Forscher Dr. Günter Spranke hat nachgeforscht, wie es dazu kam. Die Huckarder Kirche befand sich im Herrschaftsgebiet des Essener Damenstiftes. In der Stiftskirche wurde bevorzugt die heilige Jungfrau Maria verehrt. Kein Wunder, so Spranke, dass viele Kirchen im Stiftsgebiet ebenfalls Marienkirchen waren.
Ein bei uns selten verehrter Heiliger
Als jedoch kurz nach 1700 die Prämonstratenserabtei Knechtsteden begann, die Pfarrer für Huckarde zu entsenden, änderte sich im Jahr 1719 das Patronat der jahrhundertealten Pfarrkirche. Die Quellenlage ergibt, dass die Fürstäbtissin Bernadine Sophia von Ostfriesland und Rietberg am 2. Mai 1719 eine wöchentliche Messe „zu Ehren der Muttergottes und des heiligen Urban, Patronen unserer Pfarrkirche zu Huckarde“ stiftete, sie bezeugte damit diesen, in unseren Breiten eher selten verehrten Heiligen, als Co-Patron der Kirche.
Das heißt, selbst damals war St. Urbanus nicht der alleinige Patron der Kirche. St. Urbanus heißt die Kirche heute also, weil Maria als Patronin langsam in Vergessenheit geriet. Der Grund dafür dürfte in dem Umstand zu suchen sein, dass es in früheren Zeiten üblich war, das Datum nach dem entsprechenden Tagesheiligen zu benennen.
„Martini“, der St. Martinstag am 11. November (Laternenumzüge), oder „Johanni“, der St. Johannestag am 24. Juni, der eine Bedeutung in der Vegetation (Johannistrieb, Ende der Ernte von Rhabarber und Spargel) hat, sind vielen Menschen auch heute noch geläufig.
Namenstag war ein wichtiges Datum
Der Urbanustag (25. Mai) hatte im alten Huckarde eine besondere Bedeutung und alle Bewohner des Stiftsgebietes mussten in der Messe an diesem Datum anwesend sein. Den Bauern, genauer den Weideberechtigten unter ihnen, wurde zu diesem Zeitpunkt verkündet, dass sie ab Urbani bis Bartholomei (24. August) ihr Vieh nicht mehr in den Huckarder und Dorstfelder Bruch treiben dürften, da das Gebiet dann zum Heumachen dienen sollte. Zur allgemeinen Kenntlichmachung dieses Umstandes wurden am Nachmittag dieses Tages die Glocken der Huckarder Kirche geläutet.
Über den heiligen Urbanus ist nur wenig bekannt. Als Urban I. war er von 222–230 Papst und Bischof von Rom. Sein Papstname bedeutet „der Städter“ und könnte eventuell auf seine römische Abstammung hindeuten. Er wird heute als Stadtpatron von Toledo, Valencia oder Maastricht verehrt und als Schutzheiliger der Weinberge, des Weines, der Winzer und der Küfer angesehen, doch das könnte laut einiger Quellen auch auf eine Namensverwechslung mit dem heiligen Urban von Langres (375) zurückgehen.
Vom Festhochamt zum Gemeindetreff
Diesem Papst wird die Verordnung zugeschrieben, dass der Kelch beim Abendmahl stets aus Silber oder Gold zu sein habe. Bestattet wurde Urban I. in den Katakomben von Rom.
Die Prämonstratenser gehören zu einem römisch-katholischen Orden, der im Jahr 1120 von Norbert von Xanten mit dreizehn Gefährten in Prémontré gegründet wurde.
Die St.-Urbanus-Gemeinde feiert den Beginn des Patronats von St. Urbanus vor 300 Jahren am Sonntag (12.5.) um 9.45 Uhr mit einem Festhochamt in St. Urbanus. Danach sind alle zum Gemeindetreff ins Urbanus-Haus eingeladen.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
