Darth Vader und die Zombie-Braut – Halloween ist einfach nicht mein Fest

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Darth Vader und die Zombie-Braut – Halloween ist einfach nicht mein Fest

rnKolumne „Dinner for One“

Unsere Autorin hat nichts für Halloween übrig. Die Party am 31.10. hat sie trotzdem nicht versäumt. Der nächste Teil unserer Single-Kolumne „Dinner for One“.

Dortmund

, 06.11.2021, 16:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Vor 30 Jahren kam das Halloween-Fest zu uns nach Deutschland. Neben bei bemerkt, finde ich die Bezeichnung „Fest" in diesem Zusammenhang unpassend. Heiligabend ist ein Fest, Ostern auch, aber Halloween ganz bestimmt nicht.

An diesem Tag meinen Menschen jeder Altersklasse sich möglichst hässlich verkleiden zu müssen, sodass andere sich fürchten. Und damit das gelingt, geben sie unnötig viel Geld für Accessoires aus, die anschließend nur noch in der Ecke rumfliegen. Zugegeben, ich kann nur schwer verstecken, dass ich kein Fan von Halloween bin.

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Inmitten von Vampiren, Spinnen und unappetitlichen Snacks

Obwohl ich Halloween verabscheue, hat meine beste Freundin Michelle mich am 31. Oktober zu ihrer Hausparty eingeladen. Erst wollte ich mir eine Ausrede einfallen lassen, um diese Feier zu umgehen. Jedoch konnte ich nicht das dritte Jahr in Folge behaupten, dass ich auf die Kinder meiner Schwester aufpassen müsse. Also ging ich hin.

Verkleidungen waren an diesem Abend Pflicht. So stand es zumindest in der Einladung. Deshalb habe ich rote Kontaktlinsen und Teufelsohren getragen - nicht besonders einfallsreich, aber es hat seinen Zweck erfüllt. Die anderen Gäste haben ihre Kostüme etwas ernster genommen als ich. Ein Teil war als Joker verkleidet, ein anderer als Chucky die Mörderpuppe und einige weitere als blutverschmierte Vampire.

Michelles Wohnung war gruselig geschmückt. Überall hingen große Spinnweben und Fledermaus-Girlanden. Sogar die Getränke und Snacks waren auf Halloween abgestimmt. Es gab gefüllte Paprika in Form von Kürbissen, abgehackte Würstchen-Finger und als Nachtisch Geister-Muffins. Ach ja, und nicht zu vergessen eine Bowle, die so aussah, als wäre sie schon einmal gegessen worden. Die gesamte Atmosphäre war nicht mein Ding, aber nach ein paar Gläsern von der Bowle war es mir gleichgültig.

Kurzzeitig war die Halloween-Feier in Ordnung

Als ich mir gerade eine Zigarette auf dem Balkon anzünden wollte, sprach mich Darth Vader an. Er ist ein ehemaliger Arbeitskollege meiner Freundin Michelle, weshalb wir uns zuvor noch nicht kannten. Er hat mir erzählt, dass er für das Grusel-Fest auch nicht viel übrig hat. Daraufhin sind wir eine ganze Weile auf dem Balkon verharrt und haben uns über all' die Halloween-Fanatiker lustig gemacht. Auf einmal war die Party gar nicht mehr so ätzend wie zuvor.

Nachdem Darth Vader und ich sicherlich schon zwei Stunden auf dem Balkon verbracht haben, fragte er mich nach meiner Handynummer. Er wolle unser Gespräch demnächst bei einem gemeinsamen Abendessen ohne Kostüm weiterführen. Da er mir meinen Abend gerettet hatte und ich ihn tatsächlich nett fand, bekam er meine Nummer.

Gerne würde ich die Geschichte so enden, dass Darth Vader und ich die Party heimlich verließen und unsere Zeit besser nutzten. Doch so war es leider nicht. Stattdessen habe ich ihn später am Abend erneut gesehen - jedoch war seine Zunge zu dem Zeitpunkt in dem Hals einer Zombie-Braut. Ich glaube nicht, dass er mich wahrgenommen hat. Er war ja schließlich anderweitig beschäftigt.

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Ich bin nicht enttäuscht oder gar traurig, dass Darth Vader schlussendlich mit der Zombie-Braut rumgemacht hat. Dafür kannten wir uns auch viel zu wenig. Er ist mir ja zu nichts verpflichtet, nur weil wir ein nettes Gespräch geführt haben. Etwas überfordert war ich dennoch, als er mir am nächsten Tag diese Nachricht geschickt hat: „Hi, ich hoffe du erinnerst dich noch an mich. Hattest du gestern noch einen schönen Abend oder warst du zu genervt von dem ganzen Halloween-Kram?".

Ich war mir unsicher, ob und wenn was ich ihm darauf antworten sollte. Seinen Flirt mit der Zombie-Braut zu erwähnen, hielt ich für falsch. Schließlich wollte ich nicht klingen wie eine eifersüchtige Verrückte. So zu tun als hätte ich von seiner Liebelei nichts mitbekommen, erschien mir ebenfalls nicht richtig. Also habe ich ihm letztlich gar nicht zurückgeschrieben.

Inzwischen bin ich mir sicher, dass ich damit die richtige Entscheidung getroffen habe. Denn es gibt wohl keine schlechtere Ausgangslage für ein Kennenlernen als die Erinnerung, wie der Gegenüber mit einer anderen Person rumgemacht hat. Trotzdem habe ich an dem Abend drei Dinge gelernt: 1. Halloween ist und bleibt ätzend. 2. Darth Vader ist auf der dunklen Seite der Macht. 3. Nächstes Jahr spare ich mir die Halloween-Party.