Damit die Bahnstrecke Dortmund-Münster zweigleisig wird: Bündnis lädt Verkehrsminister ein

© Peter Bandermann

Damit die Bahnstrecke Dortmund-Münster zweigleisig wird: Bündnis lädt Verkehrsminister ein

rnBahnstrecke Dortmund-Münster

Städte, Kammern und Verbände in Westfalen erhöhen den Druck auf Bahn AG und Bundesregierung für den Ausbau der Bahnstrecke Dortmund-Münster. Zwei Briefe sind jetzt auf den Weg nach Berlin.

Dortmund

, 29.08.2019, 18:09 Uhr / Lesedauer: 2 min

Henrik Himpe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dortmund, kennt das Problem aus eigener Erfahrung: Lange Zeit ist er mit dem Zug zwischen seiner Heimatstadt Münster und dem Arbeitsort Dortmund gependelt. Inzwischen ist er aufs Auto umgestiegen. „Die Bahnverbindung ist eine absoulute Zumutung“, sagt Himpe. Denn auf der eingleisigen Strecke kommt es immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen.

Wie Himpe geht es vielen Bahnpendlern. Sie alle müssen darauf hoffen, dass die Initiative Erfolg hat, die am Donnerstag im Dortmunder Rathaus bekräftigt wurde. Dort tagte das Bahnbündnis Westfalen, das sich mit Vehemenz für den Ausbau der Bahnstrecke einsetzt.

Nadelöhr im Bahnnetz

Denn die ist mit nur einem Gleis zwischen Lünen und Münster auf 46 Kilometern eines der schlimmsten Nadelöhre im Bahnnetz, „eine der am stärksten vernachlässigten Metropol-Verbindungen in Deutschland“, wie Dortmunds IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber feststellt.

Schon seit 1985 läuft der Kampf für einen Ausbau der Strecke und die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan, den Investitions-Fahrplan des Bundes. Doch der Erfolg lässt weiter auf sich warten. Deshalb hat sich jetzt ein breites Bündnis gebildet, das von den beteiligten Städten über Kammern bis zu Gewerkschaften und Fahrgast-Verbänden reicht und wachsenden Zuspruch erfährt.

Briefe nach Berlin

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe sieht das Bahnbündnis Westfalen denn auch als „Spitze einer Bürgerbewegung“. Die richtete am Donnerstag eine klare Botschaft in die Hauptstadt. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Lewe unterzeichneten im Namen des Bahnbündnisses einen Brief, mit dem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Bahn-Chef Dr. Richard Lutz zu einem Bahngipfel im Dezember nach Dortmund eingeladen werden.

Stellvertretend für das Bahnbündnis Westfalen unterzeichneten die Oberbürgermeister von Dortmund und Münster, Ullrich Sierau (vorn links) und Markus Lewe, die Einladungsschreiben an Verkehrsminister Scheuer und Bahn-Chef Lutz.

Stellvertretend für das Bahnbündnis Westfalen unterzeichneten die Oberbürgermeister von Dortmund und Münster, Ullrich Sierau (vorn links) und Markus Lewe, die Einladungsschreiben an Verkehrsminister Scheuer und Bahn-Chef Lutz. © Oliver Volmerich

Dort will man ihnen die Bedeutung der Bahnstrecke deutlich machen. „Die Notwendigkeit des Ausbaus scheint in Berlin noch nicht ganz klar geworden zu sein“, stellt Sierau fest.

Das Ziel ist klar: „Wir wollen den kompletten zweigleisigen Ausbau zwischen Münster und Dortmund“, sagte Sierau. Man könne nicht von Verkehrswende und Klimaschutz reden und dann nichts tun, sind sich die Vertreter des Bündnisses einig. Die Vertreter von Gewerkschaften und Kammern machten deutlich, welch große Bedeutung eine verlässliche Bahnverbindung für die Wirtschaft hat. „Es geht um die Wertschätzung und die Zukunftsfähigkeit einer Region“, sagte Lewe.

Reparatur nur auf Teilstück

Pendler bräuchten eine verlässliche und leistungsfähige Bahnverbindung, merkte Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns an. Er verwies süffisant darauf, wie verrückt die Situation ist: „Es ist doch paradox, dass man der Bahn ihre eigene Bedeutung deutlich machen muss“, sagte Kleine-Frauns.

Dass ein sechs Kilometer langes Teilstück zwischen Werne und Münster-Geist inzwischen in die erste Kategorie des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wurde ist für das Bündnis keinesfalls ausreichend. „Wir haben uns zwar erst gefreut, aber bei genauer Betrachtung ist das viel zu wenig“, stellte Wernes Bürgermeister Lothar Christ fest. „Das bringt uns hier vor Ort nichts.“

Erst einmal beschert es sogar Probleme. Denn während der angekündigten Reparaturarbeiten bei Capelle und Ascheberg vom 6. Januar bis 12. August 2020 muss die Strecke zwischen Münster und Lünen gesperrt und der Bahnverkehr durch Busse ersetzt werden.

Langer Planungsvorlauf

Während für das kurze Teilstück die Daten festgelegt sind, ist völlig offen, ob und wann es zu dem erhofften zweigleisigen Ausbau der kompletten Strecke kommt. Selbst wenn die Appelle endlich Gehör finden, macht man sich beim Bahnbündnis keine Illusionen. „Ein ‚Sofort‘ bei der Bahn ist wohl unter zehn Jahren nicht zu haben“, sagte Sierau.

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