Ich esse sehr gerne Currywurst. Und alle, die ich kenne, auch. Ich kenne eigentlich keinen, der Currywurst nicht mag.
Ich esse zwar viel weniger Fleisch als früher, aber bei Wurst und Frikadellen kann ich nicht widerstehen – wenn sie gut sind, also qualitativ hochwertiges Fleisch enthalten. Es gibt ja Gastronomen, die an der Wurst sparen. Man kann an allem sparen, aber an der Wurst nicht! Lohnt sich gar nicht. Das sind ja nur minimale Beträge im Verhältnis zum Verkaufserlös. Dann lieber richtig „lecka“!
Als ich das erste Mal im Leben in Berlin war, hab ich natürlich Currywurst gegessen. Die ist tatsächlich da erfunden worden, das kann keiner bestreiten und diese Ehre können wir den Berlinern auch ruhig lassen. Hertha Heuser hat sie 1950 in ihrem Imbiss in Charlottenburg erstmals serviert.
Bockwurst geht gar nicht
Aber: In Berlin ist die Currywurst das, was wir hier eine Bockwurst nennen! Das war eine Riesenernüchterung, als ich da reinbiss. Sie schmeckte mir gar nicht. Also ganz und gar nicht. Die Berliner dürfen sich gern was drauf einbilden, aber schmecken tut‘s nicht.
Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne. Hier finden Sie alle Folgen.
Dann war ich mal auf einem Grönemeyer-Konzert in Bochum, Open air. Ganz toll! Er singt „Currywurst“. Neben mir flippt einer dazu regelrecht aus. Ich frag: „Was hast du denn?“ Er sagt: „Das ist meine Wurst! Der singt von meiner Wurst!“ Es war Dirk Schulz, sozusagen der „Mr. Dönninghaus“, der die berühmte Bochumer Currywurst herstellt, die Herbert Grönemeyer tatsächlich meint.
Die Currywurst ist eines der bekanntesten Gerichte der deutschen Küche, auf die wir uns alle vereinigen können. Es ist das beliebteste Gericht in Imbiss-Betrieben, auch das beliebteste Gericht aller Betriebskantinen. So dass es 2021 einen großen Aufschrei gab, als VW in Wolfsburg in der Kantine die Currywurst abschaffen wollte.
800 Mio. Currywürste
Kein Mensch weiß warum. Zumal sie sich eigentlich was drauf einbilden, weil sie dort ihre eigene Wurst herstellen. Da hatte sich dann tatsächlich ein bekannter Currywurst-Freund, nämlich Altbundeskanzler Gerhard Schröder, eingemischt und das erfolgreich verhindert. Mittlerweile werden in Deutschland jährlich etwa 800 Mio. Curry-Würste verspeist.
Was ist nun das Geheimnis der Curry-Wurst? Der Mensch lebt und liebt ja im Yin und Yang, also den zwei gegensätzlichen Kräften, die sich aber ergänzen. Wie süss und sauer bzw. süß und pikant - und genau das trifft auf die Currywurst-Sauce zu.
Sauce hat viel Zucker
Wer das Rezept kennt, der weiß, dass in dieser Sauce sehr viel Zucker ist und durch den Curry und den Cayenne-Pfeffer auch eine gewisse Schärfe. Und das macht diese Sauce so wahnsinnig attraktiv. Die Bratwurst selbst ist sowieso beliebt, vor allem wenn sie ein bisschen fluffig ist – sagen wir Köche - wie eben die von Dönninghaus.
Manche Gastronomen wollen die Currywurst in den Gourmet-Himmel heben mit Trüffel-Pommes oder Blattgold und Champagner – alles Quatsch. Braucht die Currywurst nicht.
Das Saucen-Geheimnis: Cola
Wir bei Overkamp machen die Sauce nach einem sehr einfachen Rezept: 2/4 Bratensauce, 1/4 Cola, 1/4 Tomaten-Ketchup. Curry und zusätzlich Cayenne-Pfeffer nach gewünschter Schärfe. In jedem Fall ist die Wurst eine Rostbratwurst, also mit feinem Bratwurstbrät, keinesfalls eine frische oder grobe Bratwurst.
Und auf gar keinen Fall eine Bockwurst! Die lassen wir den Berlinern.
In diesem Sinne: Bis denne!
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