Nima Khalili hat alle Hände voll zu tun an diesem Dienstagnachmittag: In wenigen Stunden steigt die große Geburtstagsparty seines Ladens, der CU-Bar. Die Feier-Kneipe an der Kampstraße begeht ihren zwanzigsten Geburtstag standesgemäß mit einer großen Sause - Ende sei erst, „wenn niemand mehr stehen kann“, scherzt der Bar-Besitzer.
Eine Beschreibung, die generell ganz gut auf die CU-Bar zutrifft: Sie gehört zu dem überschaubaren Club der Dortmunder Kneipen, die bis tief in Nacht offen haben.
Am Anfang der CU-Geschichte steht Bodo Schwarz. Der erfahrene Gastronom, der seit 1989 das „Café Atlantico“ betreibt, bekam am 11. April 2003 die Schlüssel für die Räume an der Kampstraße 41. Doch bevor sie loslegen konnten, mussten Schwarz und seine Mitstreiter das Lokal kernsanieren.
„Vorher war das eine altbackene bürgerliche Kneipe aus den Sechzigern, voller Eiche rustikal“, erinnert sich der heute 55-Jährige. Über 100.000 Euro und zwei Monate Umbau später eröffnete die CU-Bar schließlich am 13. Juni offiziell als moderne Cocktail-Bar mit Fingerfood.
Currywurst mit Blattgold
Um sich von der Konkurrenz abzuheben, ging Schwarz auch „dekadent-assige“ Wege, wie er es selbst bezeichnet: „Bei uns gab es Pommes Currywurst mit Blattgold und einem Glas Champagner.“ Die Publikums-Renner waren jedoch etwas anderes: die regelmäßigen Karaoke-Abende. „Da konnte man nach anderthalb Stunden die Luft in Blöcke schneiden.“
Während die Blattgold-Currywurst im Laufe der Jahre von der Karte verschwunden ist, gehören die Karaoke-Abende immer noch fest zum Programm der CU-Bar - so fest wie die Bar selbst zu Dortmunds Nachtszene.

„Wir sind ein Ankerpunkt“, sagt der jetzige Besitzer Khalili. Besonders stolz sei er darauf, dass sich in seinem Laden nach wie vor die Generationen treffen: „Bei uns ‚schocken‘ die 40-, 50-Jährigen immer noch oder spielen Karten, während daneben die Jungen für den Club vortrinken.“
Khalili kennt die CU-Bar von beiden Seiten des Tresens: Bevor der 34-Jährige das Lokal 2017 übernahm, war er nach eigener Aussage ein Jahrzehnt lang Stammgast. Seit er 15 ist, lege er als DJ auf. Er ist also ein guter Gesprächspartner, wenn es um den Zustand des Dortmunder Nachtlebens geht.
„Sierau war das Hauptproblem“
Das Geschäft laufe gut, erzählt er, nicht nur bei ihm: „Dortmund hat immer noch funktionierende Nacht-Gastronomien, die schlagen sich wacker.“ Bei den Clubs sehe das aber anders aus.
Als die CU-Bar aufgemacht habe, war Dortmund in Sachen Nachtleben in der Region „die Nummer Eins“, sagt er. Doch jetzt gingen die Nachtschwärmer aus dem Umland „eher nach Bochum, Münster oder Düsseldorf“.
Gefragt nach den Gründen für diesen Wandel, nennt Khalili nach etwas Zögern einen Namen: „Sierau ist für mich das Hauptproblem gewesen“, sagt der Bar-Betreiber und meint Dortmunds früheren Oberbürgermeister. „Er wollte immer nur mehr Einkaufen, Einkaufen, Einkaufen.“ Die Nachtszene habe keine Priorität gehabt.
Sieraus Nachfolger Thomas Westphal kommt bei Khalili bedeutend besser weg: „Ein Lob an Westphal, der bemüht sich.“ Initiativen wie der Nachtbeauftragte und der Wegfall der Sperrstunde („hoffentlich für immer“, sagt Khalili) seien „Schritte in die richtige Richtung“.
„Dortmund muss sich nicht verstecken“
Generell sei der Zustand der Dortmunder Ausgehszene besser als man häufig höre und lese, meint Khalili: „Dortmunds Nachtleben totzusagen ist nicht angebracht.“ Aktuell erlebe die Szene eine „aufregende Zeit“, „es passiert gerade viel“.
Und schon jetzt könne sich Dortmunds Nachtleben im Vergleich zu ähnlich großen Städten wie Bremen, Stuttgart oder Leipzig durchaus sehen lassen: „Qualitativ und quantitativ muss sich Dortmund nicht verstecken.“
Wenn es nach Khalili geht, soll die CU-Bar noch lange ein fester Bestandteil des Dortmunder Nachtlebens bleiben. „Wir haben vor kurzem unseren Pachtvertrag um zehn Jahre verlängert.“ Auch danach solle nicht Schluss sein. „Ich hoffe, dass meine Enkelkinder mir den Laden abnehmen.“
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