Für den Dortmunder Weinhändler Matthias Hilgering ist das Maß schon lange voll, doch was er in den letzten Tagen rund um sein Geschäft am oberen Westenhellweg mit aggressiven Suchtkranken aus dem Umfeld des Drogenkonsumraums erleben musste, ist eine neue Eskalationsstufe.
Der Geschäftsmann ist in Sorge um seine Familie und seine Angestellten. Sie seien bedroht worden, sagt Hilgering und schildert die Dramatik in einer Brandmail von Donnerstag (7.9.) unter anderem an Oberbürgermeister Thomas Westphal, an den Ordnungsdezernenten Norbert Dahmen, die Polizei und an die Fraktionsspitzen des Rates.
So habe sich in der vergangenen Woche erneut ein Suchtkranker am Eingang des Gebäudes niedergelassen, um sein Crack für den Konsum aufzukochen. „Meine Frau bat ihn tatsächlich sehr höflich mit den Worten, ‚gehen Sie bitte woanders hin‘, unsere Passage mit seinen Drogen zu verlassen. Daraufhin schrie er sie an und bedrohte sie ‚halt deine Fresse, sonst steche ich dich ab wie ein Schwein‘.“
Prügelei am Morgen
Auch seine 13-jährigen Kinder müssten sich im Umfeld des elterlichen Geschäfts einer solchen Gefahr aussetzen, beklagt Hilgering. Betroffen seien auch seine Angestellten – zuletzt am Donnerstag, (7.9.).
Gegen 7.50 Uhr so Hilgering, hätten sich Dealer und Konsumenten lautstark zwischen der Thier-Galerie und dem Bekleidungsgeschäft Wellensteyn geprügelt, „zu einer Zeit, wenn Berufstätige über den Westenhellweg zur Arbeit gehen“. Das mache jedem Anlieger und Passanten Angst und schade massiv dem Image der Stadt.
Gute zwei Stunden später, kurz vor 10 Uhr, wollte Hilgerings Mitarbeiter mit seinem Auto in den Autoaufzug in der Straße Grafenhof fahren. Vor dem Eingang des ehemaligen City-Hotels hätten zu der Zeit mehrere Suchtkranke gesessen und Crack konsumiert, berichtet der City-Händler.
„Nicht mehr kontrollierbar“
„Mein Mitarbeiter spricht sie an, ob das denn sein müsse. Daraufhin schreien sie ihn an: ,Halt die Fresse, verpiss Dich! (Natürlich mit Stinkefinger, etc.)“. Sein Mitarbeiter sei in den Aufzug gefahren. Und die Crack-Abhängigen hätten ihm hinterhergerufen: „Wir kommen gleich in den Aufzug und hauen dir die Fresse ein.“

Er wisse, betont Hilgering, dass Polizei und Ordnungsamt – jetzt auch mit einem eigenen Sonderstab – ihr Möglichstes täten, aber die Situation sei so weit vorangeschritten, dass sie offenbar nicht mehr kontrollierbar sei.
Eine persönliche Bedrohung seiner Familie sei „eine neue und absolut inakzeptable Eskalation der Situation“ – auch wenn Teile der Bevölkerung, beziehungsweise der Politik, der Meinung seien, dass das eine Stadt aushalten müsse.
Die Ursache für die Probleme an dieser Stelle sieht Hilgering im Standort des Drogenkonsumraums am Grafenhof – mit den entsprechenden Auswirkungen im Umfeld. Die jüngste Eskalation war der Anlass für den Brandbrief, mit dem Hilgering „nochmals die Dringlichkeit“ der Verlegung der Suchthilfeeinrichtung deutlich machen wollte.
Standort falsch gewählt
Während die CDU-Fraktion der Verlegung des Drogenkonsumraums offen gegenübersteht, halten die Grünen ihn an seinem aktuellen Standort für unverzichtbar. Gleichzeitig schlagen beide Fraktionen unabhängig voneinander in einem Antrag für den Rat, beziehungsweise den Bürgerdienste-Ausschuss, die Schaffung von dezentralen Drogenkonsumräumen vor, um die Situation zu entschärfen.
Generell sehe er als Anlieger die Notwendigkeit eines Drogenkonsumraums, versichert Hilgering, „aber die Entwicklung durch Crack zeigt einmal mehr, dass der Ort absolut falsch gewählt ist“. Als Anlieger, Familienvater und Innenstadthändler könne er nur zum wiederholten Mal bitten, „schnellstens einen besser geeigneten Platz dafür zu finden“.
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 10. September 2023.