Die Dortmunder City ist zurzeit wegen des Coronavirus fast menschenleer.

© Dieter Menne

Geisterstadt Dortmund: Daten zeigen, wie enorm der Besucherschwund in der City ist

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Nach dem Schließen der letzten Imbisse und Restaurants durch die Corona-Krise kommen nur noch wenige Menschen in Dortmunds City. Eine Daten-Auswertung zeigt das Ausmaß des Besucherschwunds.

Dortmund

, 26.03.2020, 17:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

So lange er denken kann lebt Matthias Hilgering am Westenhellweg: Seit 45 Jahren ist Dortmunds Einkaufsmeile die Heimat des heute 51-Jährigen. Doch so wie gerade hat er „seinen“ Westenhellweg noch nie erlebt.

„Es ist deprimierend, wenn Sie so gar kein Leben um sich spüren“, sagt Hilgering, der das familieneigene Weinhaus am oberen Westenhellweg in vierter Generation führt und über ihm wohnt. „Das ist surreal.“

Dortmunds City ist eigentlich das Herz der Stadt. Doch seit ein paar Tagen leidet dieses Herz an akutem Blutmangel: Es finden kaum noch Menschen den Weg ins Zentrum.

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Das zeigen Zahlen vom Westenhellweg, der - um im Bild zu bleiben - Aorta des Stadtkörpers. Sie stammen vom Einzelhandelsanalysten „Hystreet“. Die Firma hat an allen großen deutschen Einkaufsstraßen Laserscanner installiert, die ununterbrochen und in Echtzeit die Besucherströme aufzeichnen - am Westenhellweg zwischen Saturn und der Mayerschen Buchhandlung.

Diese Daten machen den enormen Besucherschwund auf Dortmunds Shoppingmeile deutlich. So waren am vergangenen Wochenende (21./22.3.) nur etwas mehr als 6800 Menschen auf ihr unterwegs - am Wochenende davor (14./15.3.) waren es noch fast 51.000 gewesen. Das macht ein Minus von 87 Prozent.

Auch unter der Woche, wenn mehr Menschen im Zentrum arbeiten müssen, ist der Rückgang deutlich: So zählten die Laserscanner am Dienstag (24.3.) nur etwas mehr als 5400 Passanten in 24 Stunden, das war rund ein Viertel der Menschenmassen eine Woche vorher (10.3.).

Die Entwicklung von Dortmunds City zu einer Geisterstadt hat in den vergangenen Tagen angezogen. Noch am Donnerstag (19.3.) hatte die Stimmung auf dem Westenhellweg trotz der bereits wegen der Corona-Krise geschlossenen Geschäfte eher der eines normalen Sonntags geglichen.

Spätestens seitdem mit der bisher letzten Verschärfung der Anti-Corona-Maßnahmen am Montag auch die Restaurants und die meisten Imbisse schließen mussten, gibt es abseits der Arbeit kaum noch Gründe, in die City zu kommen.

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Das merkt auch Berry Doddema. Der gebürtige Niederländer wohnt seit 20 Jahren im Zentrum des Westenhellwegs, direkt über den Räumen des New Modern Dance Centers, das er mitgegründet hat. „Es hängt eine Ruhe über der Stadt, es ist wie Urlaub“, sagt er. „Nur ganz selten sehe ich kleine Gruppen auf dem Westenhellweg.“

Auch Anwohner Matthias Hilgering kann ohne den Lärm des Nachtlebens aktuell mit offenem Fenster schlafen: „Wenn hier noch etwas mehr Grün wäre, könnte man sich wie in einem Vorort fühlen“, sagt er. „Auf einmal gibt es sogar freie Parkplätze am Wall.“ Dennoch wünscht sich der Weinhändler eine möglichst schnelle Rückkehr des Trubels: „Für den Handel ist die gegenwärtige Situation eine Katastrophe.“

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