
© Holger Bergmann
Schwere Vorwürfe: Dürfen Angehörige nichts im Seniorenheim abgeben?
Coronavirus
Der Kontakt zu Senioren, die im Heim leben, ist während der Corona-Pandemie eingeschränkt. Jetzt haben Angehörige Vorwürfe gegen ein Heim in Dortmund erhoben – auch, was den Brandschutz angeht.
Wegen der Corona-Pandemie sind Besuche in Seniorenheimen derzeit verboten. Die Redaktion erreichten nun Bilder von einem Heim, das dieses Verbot offenbar sehr ernst nimmt.
Die Bilder zeigen Türen, die mit Flatterband abgesperrt oder mit Matratzen abgeriegelt sind. Es handelt sich dabei um Türen des Städtischen Seniorenheims Mengede, Burgring 1. Den Bildern liegt ein Brief bei, in dem Angehörige anonym schwere Vorwürfe gegen das Heim erheben.
„Ist es wirklich menschlich in Ordnung, dass Menschen, nur weil sie im Seniorenheim leben, so behandelt werden?“, heißt es darin. Die Angehörigen beschreiben die Lage in düsteren Bildern.
Kleinigkeiten vor die Tür legen ist nicht erlaubt
Neben den Abriegelungen der Türen, die die Angehörigen Brandschutz-technisch für problematisch halten, geht es vor allem um den fehlenden Kontakt zu den Senioren im Heim.
„Natürlich sollen die Kranken und Alten geschützt werden, doch sogar Güter entgegennehmen und weiterleiten ist durch den Heimleiter strikt verboten“, heißt es in dem Brief. So sei es den Angehörigen nicht erlaubt, Gebrauchsgegenstände oder kleine Geschenke vor die Tür zu legen.
Auch das zunächst geplante Unterhaltungsprogramm im Hof sei abgesagt worden. Doch neben den nach Außen hin strengen Regeln sollen Mitarbeiter bis mindestens Ende März keinerlei Schutzkleidung getragen haben.
Auf Anfrage dieser Redaktion hat nun Stadt-Pressesprecher Frank Bußmann für die Städtischen Seniorenheime Dortmund gGmbH und die Stadt Dortmund Stellung zu den Vorwürfen aus dem Brief genommen.
„An den Vorwürfen ist nichts dran“
An den Vorwürfen sei nichts dran, so Frank Bußmann. Zwar seien manche Türen mit Flatterband abgeriegelt, dieses sei jedoch einerseits leicht zerreißbar und somit Brandschutz-technisch in Ordnung, andererseits sei es nicht eingesetzt worden, um Besucher abzuhalten.
„Es soll eine an Demenz erkrankte Bewohnerin, die sich häufig verläuft, vom Verlassen der Einrichtung abgehalten werden“, erklärt Frank Bußmann. Mit einer Matratze sei lediglich der Lieferanteneingang abgeriegelt worden – ebenfalls um eine Bewohnerin zu ihrer eigenen Sicherheit davon abzuhalten, die Einrichtung zu verlassen.

Laut einem Schild an der Absperrung dürfen Angehörige nichts mehr für Senioren abgeben. Frank Bußmann korrigiert diese Aussagen jedoch. © Holger Bergmann
„Diese Tür ist aber keine Brandschutztür“, sagt Frank Bußmann. Richtig sei jedoch, dass der Vorplatz vor dem Haupteingang nicht betreten werden dürfe, um dort ein Unterhaltungsprogramm stattfinden zu lassen. Der Grund: Dort gehen Betreuungskräfte zu unterschiedlichen Zeiten mit Bewohnern spazieren.
Angehörige dürfen jedoch seit dem 14. April von montags bis donnerstags zwischen 9 und 10 Uhr und von 14.30 bis 15.30 Uhr Päckchen vor dem Haupteingang ablegen, die dann von den Mitarbeitern verteilt werden. Zuvor seien die Zeiten sogar noch ausgedehnter gewesen. In dieser Zeit finden dann auch keine Spaziergänge statt.
Die Mitarbeiter tragen Schutzkleidung
Auch bezüglich fehlender Schutzkleidung der Mitarbeiter kann Frank Bußmann nur mit dem Kopf schütteln. „Die Schutzkleidung muss nur für den Fall einer notwendigen Versorgung angelegt werden“, erklärt er. „Für diesen Fall stehen jederzeit ausreichend Schutzmittel zur Verfügung.“
Die Schutzkleidung werde jedoch entsprechend den Verordnungen des Landesministeriums Ressourcen-schonend eingesetzt. Die Vorgehensweise in dem Mengeder Seniorenheim entspreche zudem dem Pandemieplan der Städtischen Seniorenheime Dortmund gGmbH, der für die Häuser verbindlich sei.
„Alle Maßnahmen zum Schutz der Bewohner – auch im Rahmen aller gesetzlichen Vorgaben – werden nahezu täglich mit der Heimaufsicht und dem Gesundheitsamt abgestimmt“, sagt Frank Bußmann. Das Seniorenheim Mengede setze sich zudem sehr für einen Schutz der Mitarbeiter ein.
So nähten die Hausschneiderin und ehrenamtliche Mitarbeiter Community-Masken für die Mitarbeiter.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
