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Vorwürfe gegen Unternehmen: Coronavirus bei Paketdienst in Dortmund
Coronavirus
Ein Fahrer eines Paketdienstes ist in Dortmund positiv auf das Coronavirus getestet worden. Ein Mitarbeiter sagt, er müsse weiterarbeiten, obwohl er den Erkrankten per Handschlag begrüßte.
Der Paketdienst GLS ist am Sonntag (15.3.) darüber informiert worden, dass ein Dortmunder Zusteller das Coronavirus in sich trägt. Der Mann ist bei einem anderen Unternehmen angestellt, das für GLS die Fahrten vom Depot nahe des Dortmunder Hafens zu den Wohnungstüren der Kunden übernimmt.
Dieses selbstständige Unternehmen nennt GLS einen Transportpartner. Laut GLS sei die Kontaktkette nach Bekanntgabe der Infektion sofort und rigoros unterbrochen worden: „Sowohl der Transportpartner als auch alle seine Zustellfahrer sowie ein Mitarbeiter im Depot, der Kontakt zu dieser Person hatte, befinden sich seitdem in häuslicher Quarantäne.“ Niemand von ihnen zeige bisher irgendwelche Symptome (Stand Dienstag 15.20 Uhr).
Von GLS heißt es: „Im Depot wurden darüber hinaus alle notwendigen Maßnahmen – organisatorisch und hygienisch – getroffen, um ein Ansteckrisiko für alle anderen Mitarbeiter, Transportpartner, Zustellfahrer und Empfänger bestmöglich zu vermeiden.“
Ausfälle könne das Unternehmen mit bestehenden Notfallplänen grundsätzlich kompensieren: „In Dortmund konnten die Touren kurzfristig von anderen Partnern abgewickelt werden.“ Für die Kunden habe die Quarantäne-Maßnahme daher keine Auswirkungen.
Am Freitag habe der Mann dem Erkrankten noch die Hand gegeben
Ein Dortmunder erhebt aber schwere Vorwürfe - aus Angst um seinen Job möchte er seinen Namen nicht nennen. Er ist ebenfalls als Fahrer tätig und habe am Freitag, zwei Tage bevor GLS von der Infektion erfuhr, mit dem Erkrankten und weiteren Kollegen zusammengesessen.
Dabei haben sich nach Aussage des Mannes alle untereinander die Hände geschüttelt. Im Paket-Depot könne das Virus schnell weitergereicht werden, meint der Fahrer.
Nach Bekanntgabe des positiv getesteten Falls habe er gebeten, nicht arbeiten zu müssen, bis er selbst sein Testergebnis bekommt. Er meint, die Depotleitung sei auf seiner Seite, doch GLS Deutschland habe die Pause nicht zugelassen - also war der Mann am Montag und am Dienstag im Lieferwagen unterwegs und klingelte an Dortmunder Haustüren. Im Depot sei der Übergang vom Bereich der Fahrer zu den Büros am Montag übrigens abgesperrt worden.
Der Fahrer merke bereits, dass die Kunden bei Lieferungen Abstand halten: „Die wissen, der Junge hat mit Hunderten Leuten am Tag zu tun.“ GLS bestehe auch weiterhin bei Lieferungen auf die Unterschriften der Kunden, was manche Fahrer nicht mehr befolgen würden.
GLS habe „höchstes Interesse“, dass sich niemand ansteckt
GLS weist die Anschuldigungen deutlich von sich: Neben der Fürsorgepflicht für Partner und Mitarbeiter habe die Firma „ein höchstes Interesse daran, dass die Leistung auch langfristig wie gewohnt erbracht werden kann“, heißt es auf unsere Nachfrage. Ganz klar würden alle Personen nach Hause geschickt, die mit dem erkrankten Mann in Dortmund Kontakt hatten.
„GLS setzt alles daran, dass die Standorte sicher bleiben“, teilt die zuständige Presse-Agentur mit. Die Unterschrift auf dem Handscanner sei nicht zwingend notwendig, um den Empfang zu bestätigen. Der Kunde könne dem Fahrer auch formlos auf einem eigenen Zettel den Empfang bestätigen.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
