Corona und Schulsozialarbeit: „Feelgood-Manager“ für Schüler und Eltern

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Corona und Schulsozialarbeit: „Feelgood-Manager“ für Schüler und Eltern

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Schulsozialarbeit ist heute ein Qualitätsmerkmal einer Schule. Darum ist die Finanzierung der Stellen mittlerweile politisch wohl unstrittig. Offen ist hingegen das Organisationsmodell.

Nette

, 06.10.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sven Eeckhout ist Schulsozialarbeiter an der Albert-Schweitzer-Realschule (ASR) – seit neun Jahren schon. Und wer den Diplom-Pädagogen beobachtet, merkt: Er macht den Job gern.

Ob in den Pausen auf dem Flur oder dem Schulhof, ob im Büro oder bei Projekten außerhalb der Schule: Sven Eeckhout hat einen Draht zu den mehr als 500 Schülern, ist beliebt bei den Lehrern und ein bekanntes Gesicht der ASR im Stadtbezirk.

Corona-Alltag in der Schulsozialarbeit. Sven Eeckhout unterstützt die Aufsicht führenden Lehrer in der Pause und regelt die Abstände vor dem Kiosk.

Corona-Alltag in der Schulsozialarbeit. Sven Eeckhout unterstützt die Aufsicht führenden Lehrer in der Pause und regelt die Abstände vor dem Kiosk. © Uwe von Schirp

Fünf Minuten vor der Pause: Eeckhout verläßt sein Büro und geht zur Pausenhalle. Bis unter das Vordach stehen die Schüler vor dem Kiosk in der Schlange. Der 49-Jährige hebt die Hände, ruft: „Guten Morgen. Jetzt gehen wir alle mal auf Abstand.“ Er breitet die Arme aus. „Guten Morgen“, schallt es zurück und alle gehen ein paar Schritte auf Distanz.

Beratung ist Türöffner für Familien

Sven Eeckhout und seine Kollegin Elena Kabuzan führen keine Pausenaufsicht. Sie sind aber schon draußen, wenn die Aufsicht führenden Lehrer noch auf dem Weg aus der Klasse zum Schulhof sind. „Wir unterstützen das Lehrerkollegium, wenn es um das Einhalten der Corona-Regeln geht“, sagt Eeckhout.

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Kabuzan und Eeckhout kennen viele Schüler gut, denn ihre Hauptaufgabe ist es, Familien im Rahmen des „Bildungs- und Teilhabepakets“ (BuT) zu beraten. „Viele Eltern sind teilweise überfordert, das zu organisieren, was ihnen zusteht“, erklärt Kabuzan.

„Diese Beratung ist aber ein wunderbarer Türöffner für Familien“, sagt Eeckhout. „Wir sind neutrale Personen“, erklärt Elena Kabuzan. „Weil wir keine Noten geben, sind Schüler und Eltern offener.“ Schließlich geht es auch um Einzelfallberatungen bei Schulschwierigkeiten und sozialen Problemen.

Auch bei Projekten außerhalb des Unterrichts ist Sven Eeckhout ein bekanntes Gesicht der ASR. Er begleitet etwa das Seifenkisten-Team bei den Rennen der "Formel Respekt" oder vertritt die Schule unter anderem im Netzwerk gegen Rechts oder im Arbeitskreis Begegnung in Nette.

Auch bei Projekten außerhalb des Unterrichts ist Sven Eeckhout ein bekanntes Gesicht der ASR. Er begleitet etwa das Seifenkisten-Team bei den Rennen der "Formel Respekt" oder vertritt die Schule unter anderem im Netzwerk gegen Rechts oder im Arbeitskreis Begegnung in Nette. © Manuel Andrzejak

Von den 526 Schülern im Schuljahr 2019/20 waren 220 BuT-berechtigt. In 220 Fällen berieten die Schulsozialarbeiter Eltern bei Anträgen für Ausflüge und Klassenfahrten, für 64 Schüler bei Anträgen für die Mittagsverpflegung.

Mehr Nachhilfe infolge des Distanzunterrichts

21 weitere Anträge betrafen die „Lernförderung“ in 42 Fächern. Hier merken die Schulsozialarbeiter eine coronabedingte Änderung. „Ich habe jetzt schon zig Anträge bearbeitet“, berichtet Sven Eeckhout.

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Normalerweise würden Eltern die Anträge erst nach den Herbstferien und dem ersten Elternsprechtag stellen. Zu diesem noch frühen Zeitpunkt im laufenden Schuljahr würden sich aber die Defizite einzelner Schüler aus dem Distanzunterricht im Frühjahr zeigen.

„Wir sind arg getaktet zur Zeit“, sagt Eeckhout. Denn zu den Aufgaben der Schulsozialarbeiter gehören zudem auch Drogenprävention für die oberen Klassen, Medienerziehung im 7. und 8. Schuljahr sowie Arbeitsgemeinschaften als Angebote des Offenen Ganztags.

Um den Erhalt der Schulsozialarbeit in den etablierten Strukturen ging es bei einem Besuch der dobeq-Schulsozialarbeiter Ende August im NRW-Landtag. Zu Gesprächen trafen sie die Dortmunder Landtagsabgeordnete Anja Butschkau (3.v.r.) und die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Eva-Maria Voigt-Küppers (2.v.r.).

Um den Erhalt der Schulsozialarbeit in den etablierten Strukturen ging es bei einem Besuch der dobeq-Schulsozialarbeiter Ende August im NRW-Landtag. Zu Gesprächen trafen sie die Dortmunder Landtagsabgeordnete Anja Butschkau (3.v.r.) und die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Eva-Maria Voigt-Küppers (2.v.r.). © privat

„Wir lassen unser Feelgood-Management in den Schulalltag einfließen“, sagt Sven Eeckhout. „Wenn Schüler frustriert sind, geben wir ihnen Mut.“ Dass Schulsozialarbeit mittlerweile anerkannt ist, freut die Beiden. „Früher war sie ein Kennzeichen für eine Problemschule“, erklärt Eeckhout, „heute ist sie Qualitätsmerkmal“.

Trägerschaft soll bleiben

Träger der Schulsozialarbeit an der ASR ist Dobeq, ein Unternehmen der Arbeiterwohlfahrt. Von den 14 bei Dobeq beschäftigten Schulsozialarbeitern stehen sieben Verträge im Zusammenhang mit BuT. Während die Finanzierung der Sozialarbeiter mittlerweile als gesichert gilt, ist die Trägerschaft das nicht.