In einem Flur einer Intensivstation, in der Corona-Patienten mit schweren Krankheitsverläufen behandelt werden, hängt eine Mund-Nasen-Schutz Maske.

© dpa (Symbolfoto)

Corona-Tote: Zwei Experten schätzen die Lage in Dortmund ein

rnCovid-19

165 Corona-Tote gab es in Dortmund in diesem Jahr bereits. Genauso viele wie in 2020. Was sagt das über die Corona-Lage in der Stadt? Wir haben zwei ausgewiesene Experten befragt.

Dortmund

, 13.04.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am 1. April 2020 hat das Gesundheitsamt den ersten Corona-Todesfall in Dortmund gemeldet. Bis Ende des Jahres sind dann 165 Menschen in Dortmund im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben, die meisten davon im November und Dezember. Nun ist auch für dieses Jahr diese Marke erreicht.

Mit der Meldung vom Montag (12. April) sind in 2021 in Dortmund ebenfalls 165 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Bei 115 davon sieht das Dortmunder Gesundheitsamt die Erkrankung als die Todesursache an.

Dass die Zahl der Sterbefälle in 2021 bereits so hoch ist, liege auch an der zweiten Corona-Welle von Ende Oktober bis Mitte Januar, erklärt Dr. Bernhard Schaaf, Infektiologe, Lungenfacharzt und Intensivmediziner am Klinikum Dortmund: „In der Regel versterben Patienten erst nach drei bis vier Wochen. Das heißt, die Sterbefälle der Infektionen von Dezember hat man dann erst im Januar.“

„Gehen davon aus, dass die Zahlen weiter steigen werden“

Die zweite Welle sei dann jedoch nur auf eine Inzidenz von um die 50 abgeflacht und mittlerweile wieder im Steigen begriffen. Auch wegen der Corona-Mutanten. Insbesondere die ansteckendere britische Variante mache mittlerweile 90 Prozent der Fälle im Klinikum aus. Diese dritte Welle bringt ebenfalls Sterbefälle mit sich, die laut Bernhard Schaaf noch mehr werden werden.

„Die Intensivstationen sind gut gefüllt, wir haben allerdings noch einige freie Betten. Wir gehen aber auch davon aus, dass dadurch, dass keine wesentlichen Lockdown-Maßnahmen zusätzlich eingeführt wurden, die Zahlen weiter steigen werden.“

Jetzt lesen

Immerhin: Bei der Therapie von Covid-19 habe es in dem gut einen Jahr seit Auftreten des Coronavirus in Dortmund leichte Fortschritte gegeben. Bernhard Schaaf nennt zum Beispiel Antikörper- und Blutplasma-Therapien, die jedoch nur in Einzelfällen angewendet werden könnten.

Zudem gebe es die Behandlung mit Remdesivir und dem körpereigenen Hormon Dexamethason. „Das sind aber Medikamente, die nicht wirklich gut sind. Die Sterberate im Krankenhaus bleibt bei 14, 15 Prozent.“

„Man sieht, dass das Impfen hilft“

Die große Hoffnung, Sterbefälle und schwere Verläufe von Covid-19 zu verhindern oder ihre Zahl zumindest zu reduzieren ruht auch für Dr. Bernhard Schaaf auf den Impfungen. Seit Mitte Januar wurden in Dortmund gut 75.000 Menschen geimpft, die gefährdetsten zuerst.

„Man sieht durchaus, dass das Impfen hilft“, betont der Immunologe Prof. Carsten Watzl vom Leibniz Institut für Arbeitsforschung. Die Todeszahlen seien zwar immer noch recht hoch, allerdings nicht so hoch, wie sie während der zweiten Welle waren. Das liege unter anderem daran, dass die besonders gefährdeten Menschen über 80 nun größtenteils geimpft seien.

„Wir haben aber natürlich immer noch genügend gefährdete Personen, die noch nicht geimpft sind.“ Etwa 20 Millionen Menschen über 60 oder mit relevanten Vorerkrankungen seien das bundesweit. Es sei nun wichtig, dass das Impftempo zunehme, idealerweise sollte es sich verdoppelt.

Dann könnten auch diese Menschen in einem Monat geimpft sein. Die 75.000 bisher geimpften Menschen in Dortmund könnten schon in drei bis vier Wochen verdoppelt werden.

Bedenken hat Carsten Watzl in Bezug auf Vektor-Impfstoffe. Sollte sich herausstellen, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson und das russische Mittel Sputnik V ebenfalls die seltenen, aber gefährlichen Nebenwirkungen hervorrufen können, die bei dem Impfstoff von Astrazeneca entdeckt worden waren, könnte das zu einer Knappheit führen.

Nämlich wenn diese Mittel ebenfalls nicht für Menschen unter 60 zugelassen würden. Dann könnte es sein, dass die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna nicht schnell genug in ausreichenden Mengen geliefert werden können, um die jüngeren Menschen zügig zu impfen.