Dr. Uwe Wiemann, Schulleiter des Karl-Schiller-Berufskollegs neben dem Fritz-Henßler-Haus. Von seinem Schreibtisch aus hat er einen guten Blick nach draußen und sieht genau, ob die Schüler auch außerhalb des Geländes Maske tragen und Abstand halten.

© Björn Althoff

„Draußen nehmen sie die Masken ab und Küsschen links, Küsschen rechts“

rnSchulleiter mahnt

Halten sich Schüler auch draußen an Corona-Regeln? Gilt auch dort „Maske auf und Abstand“? Ein Schulleiter aus Dortmund sagt: „Viele nicht. Auf dem Bürgersteig fallen sie sich um den Hals.“

Dortmund

, 20.11.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Uwe Wiemann hat den besten Blick. Von seinem Schreibtisch aus sieht der Leiter des Karl-Schiller-Berufskollegs das Fritz-Henßler-Haus, den Schwanenwall, den Brügmannpark, die Straßen drumherum.

Eben genau die Wege, die jeden Morgen und jeden Mittag viele Tausend Schüler nehmen. Viele junge Erwachsene sind unterwegs, allein das Schiller-Berufskolleg besuchen 2000 Frauen und Männer. Im selben Block liegen insgesamt vier der acht Dortmunder Berufskollegs: neben dem Schiller noch das Konrad Klepping, das Fritz Henßler und das Leopold Hoesch.

„Auf dem Bürgersteig fallen sie sich um den Hals“

Wiemanns Beobachtung: „Wenn die Schüler rausgehen – sowohl bei uns als auch bei den anderen Schulen – nehmen sie die Masken ab.“

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Was nicht schlimm wäre, würden danach auch draußen corona-gerechte Abstände eingehalten. „Aber ich sehe es doch von hier aus: Direkt auf dem Bürgersteig fallen sich viele um den Hals – Küsschen links, Küsschen rechts – steigen zusammen ins Auto...“

Wiemann schüttelt dem Kopf: „Ich habe die Schüler natürlich angesprochen, wenn ich sie kenne. Hab an die Vernunft appelliert: Bitte tragt die Maske und haltet Abstand, um Corona einzudämmen. Und dann heißt es: „Jojo, machen wir‘. Aber nichts: Sie machen weiter.“

Auf dem Bürgersteig endet der Einfluss der Schule

Einschreiten kann Wiemann nicht: „Unsere Weisungsbefugnis hört direkt an den Treppen am Bürgersteig auf.“

Auf den Stufen vor dem Gebäude sind die jungen Frauen und Männer noch Schüler und müssen sich an die Regeln des Berufskollegs halten, mit allen Konsequenzen. Einen Schritt weiter sind sie Erwachsene, die sich höchstens vor Polizei oder Ordnungsamt verantworten müssen.

Stadt: kaum Beschwerden, andere Dinge haben Priorität

Die Stadt indes hat andere Prioritäten: „Unser Schwerpunkt liegt im Moment bei der Kontrolle der Einhaltung der Maskenpflicht im Bereich Westenhellweg/Ostenhellweg/Brückstraße/Münsterstraße/Nordmarkt und den Fußgängerzonen der Stadtteilnebenzentren“, unterstreicht Stadtsprecher Maximilian Löchter. Falls es Beschwerden zum Verhalten an Schulzentren gebe, nehme man „Kontakt zur jeweiligen Schule auf und bittet um Sensibilisierung“.

Konkrete Beschwerden habe es aber bisher nur zu den Berufskollegs am U gegeben sowie einmal zum Hoesch, das an der Bahnlinie liegt und rund 100 Meter entfernt von Wiemanns Büro im Schiller.

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2000 Schüler – die meisten „benehmen sich vernünftig“

„In der Schule machen wir ein Riesenfass auf“, sagt er: „Wir haben als einziges Berufskolleg gestaffelte Anfangszeiten, um die Lage morgens zu entzerren. In der Schule tragen die Schüler auch Masken, weil es hier die Vorgabe gibt.“

Die meisten Schüler an seinem Berufskolleg würden „sich vernünftig benehmen“, unterstreicht er. Doch Wiemann ärgert sich über die anderen Fälle.

Am Zaun vor dem Hoesch- und dem Henßler-Berufskolleg hängt der deutliche Hinweis: Maske auf!

Am Zaun vor dem Hoesch- und dem Henßler-Berufskolleg hängt der deutliche Hinweis: Maske auf! © Björn Althoff

Viele Veranstaltungskaufleute und Einzelhandelskaufleute

Er könne es nicht nachvollziehen: „Wir haben hier Veranstaltungskaufleute. Ein Drittel unserer Schülerschaft ist aus dem Einzelhandel.“ Also genau aus den Branchen, die direkt leiden, wenn es Lockdowns gibt.