Coronavirus

Corona-Neuinfektionen steigen langsamer - dennoch keine Entwarnung

Infektiologe Dr. Bernhard Schaaf aus Dortmund erklärt, warum eine Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus vorerst nicht in Sicht sein sollte.

Dortmund

, 02.04.2020 / Lesedauer: 3 min

Infektiologe Dr. Bernhard Schaaf vom Klinikum Dortmund erklärt, warum es in Sachen Corona noch keine Entspannung gibt. © Klinikum Dortmund

Die Zahl der Corona-Neuinfizierten steigt deutschlandweit und auch in Dortmund nicht mehr so stark an. Das meldet das Robert Koch Institut. Um zum Alltagsleben zurückzukehren, ist es dennoch viel zu früh. Dr. Bernhard Schaaf, Direktor der Klinik für Infektiologie und Pneumologie in der Lungenklinik des Klinikums Dortmund, erklärt, warum man gerade jetzt nicht leichtsinnig mit der Situation umgehen sollte.

Es sei zwar durchaus möglich, dass die Kontakteinschränkungen der vergangenen Wochen Wirkung zeigen, sagt Schaaf. Ob die Kurve der Neuinfektionen auch weiterhin abflacht, könne man derzeit aber noch nicht einschätzen. „Jetzt gilt es, abzuwarten. Wir müssen alle Geduld haben, das braucht einfach Zeit“, so der Infektiologe. Denn mit welcher Geschwindigkeit sich das Virus in Zukunft in Deutschland ausbreiten wird, weiß bisher niemand genau.

Jeder Patient braucht einzigartige Therapie

Darum sei mit einer Lockerung der Maßnahmen bis zum Ende der Osterferien nicht zu rechnen. Und auch danach könne es ein Alltagsleben nur mit Einschränkungen geben. „Wir werden möglicherweise eine On-Off-Strategie fahren müssen“, sagt Dr. Schaaf. Man könne erst einmal nur langsam wieder mehr zulassen und müsse dann schauen, wie sich das auf die Zahl der Neuinfizierten auswirkt.

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Studien testen in der Zwischenzeit Wirkstoffe, die gegen das Virus helfen könnten. Ein neues Virusmedikament wird gerade erprobt, bei Patienten in fortgeschrittenem Stadium werden entzündungshemmende Mittel angewendet.

Doch jede Corona-Therapie ist sehr individuell. „Da kommt es immer auf den Einzelfall an. Jeder Mensch und jedes Immunsystem sind verschieden“, erklärt Schaaf. Was bei einem Patienten klappe, könne beim nächsten völlig wirkungslos sein. Auch Vorerkrankungen spielen bei der Behandlung eine Rolle.

Klinikum behandelt weiterhin auch andere Krankheiten

Weil das Corona-Virus momentan sehr stark im Fokus der Öffentlichkeit liegt, erinnert Dr. Bernhard Schaaf außerdem daran, dass die Krankenhäuser weiterhin auch Menschen mit anderen Erkrankungen behandeln. Viele Menschen trauen sich in der aktuellen Situation kaum noch, ihre „normalen“ Krankheiten behandeln zu lassen.

Das Klinikum behandelt weiterhin auch Krankheiten, die nichts mit dem Coronavirus zu tun haben. © Sueleyman Kayaalp

„Sie haben Sorge, in die Klinik zu kommen“, sagt auch Dr. Schaaf. „Dabei ist es gerade bei akuten Fällen wie einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder einer vermuteten Krebserkrankung enorm wichtig, dass die Patienten schnell behandelt werden. Und das machen wir nach wie vor mit den gleichen Standards und einer hoch qualifizierten Medizin.“

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikel stand in der Überschrift „Corona-Neuinfektionen sinken“. Das ist falsch. Die Steigerungsrate der Neuinfektionen ist gesunken. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.