Mobbing, Anzeigen, Drohungen Schwere Vorwürfe gegen Schulleiterin eines Gymnasiums

Gespaltene Schule: Schwere Vorwürfe gegen Leiterin des CSG
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Es geht ein Riss durch das Clara-Schumann-Gymnasium in Holzwickede. Personen aus dem Umfeld der Schule erheben schwere Vorwürfe gegen die Schulleitung, insbesondere gegen Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann. Die Schülervertretung (SV) soll missachtet, Schüler sollen gemobbt und bei Widerstand angezeigt worden sein.

Über Monate haben sich Betroffene in unserer Redaktion gemeldet, die noch immer an der Schule aktiv sind und daher anonym bleiben möchten. Die Angst vor den Folgen offener Kritik ist groß.

Zu einem ersten Zerwürfnis zwischen Teilen der Schülerschaft und der Schulleitung kam es im Frühjahr 2022. Der damalige Abschlussjahrgang warf der Schulleitung vor, sämtlichen Abitur-Feierlichkeiten einen Riegel vorzuschieben. Die Schule verwies bei ihren Verboten auf den Infektionsschutz während der Corona-Pandemie. Die Schülerschaft führte hingegen ins Feld, dass zahlreiche Schulen im Kreis Unna bereits wieder Abitur-Feierlichkeiten wie die Motto-Woche erlaubten.

Vorwurf: SV ohne Mitspracherecht

Am Ende verließen die Schülerinnen und Schüler mit dem Abi-Zeugnis in der Tasche das CSG, doch der Konflikt schwelte weiter. Besonders das Verhältnis der SV zur Schulleitung hat gelitten. „Nach §74 des Schulgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen hat die Schülervertretung im Rahmen des Auftrags der Schule insbesondere die Aufgabe, die Interessen der Schülerinnen und Schüler bei der Gestaltung der Bildungs- und Erziehungsarbeit zu vertreten“, heißt es auf der Website des NRW-Schulministeriums.

„Es gibt an anderen Schulen Vereine und AGs, die mehr Mitspracherecht haben, als die SV am CSG“, sagt ein Mitglied der Schülervertretung. „Wir sitzen bei wichtigen Fragen nicht mit am Tisch. Und wenn doch, dann nur, um Entscheidungen der Schulleitung abzunicken.“

Ein Vorwurf, den die Schulleitung abstreitet. „Wir suchen die Beteiligung und die Mitwirkung verschiedener Gremien, inklusive der SV“, betont Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann. „Dazu finden regelmäßig, einmal pro Monat, vertrauensvolle Treffen für einen Austausch statt.“ Die Unruhen aus dem Frühjahr seien von einigen wenigen Schülern ausgegangen und inzwischen zu den Akten gelegt worden.

Doch so ganz stimmt das wohl nicht. Für mindestens einen der ehemaligen Schüler hat das Ganze ein juristisches Nachspiel. Er verbreitete über die Bildschirme in der Schule eine Bildmontage, die ein bearbeitetes Porträt der Schulleiterin beim Rauchen zeigte. Die Folge: eine Anzeige wegen Beleidigung und des Verstoßes gegen das Kunsturheberrecht.

Den Vorwurf der Beleidigung will der betreffende Schüler nicht auf sich sitzen lassen. „Das Bild war nicht diffamierend, die Montage hat ernsthafte Verhaltensfehler der Schulleitung offen gelegt.“ Denn, so lautet der Vorwurf, die Schulleiterin würde tatsächlich regelmäßig auf dem Schulgelände rauchen. Es handele sich daher nicht um Beleidigung, sondern Satire. Andrea Helmig-Neumann weist die Vorwürfe von sich: „Wenn ich rauchen sollte, dann verlasse ich natürlich das Schulgelände.“

Prozess gegen Schüler im März

Ein anderer ehemaliger Schüler berichtet von der Androhung einer weiteren Anzeige. Die Aussage: „Ich will Sie darüber in Kenntnis setzen, dass einige Schüler mit dem Gedanken spielen, zur Presse zu gehen, wenn Sie nichts an ihrem Verhalten ändern“, sei als Drohung aufgefasst worden. Ihm sei später von Andrea Helmig-Neumann mitgeteilt worden, sie habe sich entschieden, ihn anzuzeigen. Bisher ist in dieser Sache aber nach Informationen unserer Redaktion noch nichts passiert.

Auf die Anzeigen angesprochen, erklärt die Schulleiterin: „Dazu habe ich keine Informationen. “ Und wenn sie welche hätte, würde sie diese aufgrund des laufenden Verfahrens nicht Preis geben. Allerdings hat offenbar zumindest eine Anzeige rechtliche Konsequenzen. Im März ist ein Prozess vor dem Amtsgericht in Dortmund angesetzt. Das bestätigt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dortmund.

Unabhängig davon wurden in kurzer Zeitfolge zwei Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Andrea Helmig-Neumann eingereicht. „Wenn eine Direktorin und Pädagogin offenbar über keine besseren Mittel verfügt, um mit ihren Schülern zurecht zu kommen, wirft das in unseren Augen die Frage nach der fachlichen und menschlichen Eignung von Andrea Helmig-Neumann für ihren Beruf auf“, heißt es in einer der Beschwerden, die unserer Redaktion vorliegen.

Das Clara-Schumann-Gymnasium wird nicht nur von Holzwickedern besucht. Auch Schüler aus Sölde, Sölderholz und Lichtendorf gehen hier zu Schule.
Das Clara-Schumann-Gymnasium wird nicht nur von Holzwickedern besucht. Auch Schüler aus Sölde, Sölderholz und Lichtendorf gehen hier zu Schule. © www.blossey.eu

Schulministerium untersucht Entscheidung der Bezirksregierung

Die Dienstaufsichtsbeschwerden wurden von der Bezirksregierung Arnsberg geprüft und als unbegründet abgewiesen. Das führte zu einer erneuten Dienstaufsichtsbeschwerde, diesmal gegen die Bezirksregierung Arnsberg. „In dem Verfahren wurden weder Befragungen von benannten Zeugen, noch andere Quellen als diejenigen der direkt involvierten Betroffenen, hinzugezogen“, heißt es in der Beschwerde gegen die Bezirksregierung. Der Vorwurf: mangelnde Objektivität.

Die Eltern fanden in Düsseldorf Gehör. Inzwischen überprüft das Schulministerium die Ablehnung der ersten Dienstaufsichtsbeschwerde durch die Bezirksregierung. „Ich nehme Ihre Beschwerde zum Anlass, um das Handeln der Bezirksregierung Arnsberg zu überprüfen“, heißt es in einem Schreiben an die Eltern. Die Ergebnisse dieser Überprüfung stehen noch aus.

Aber auch abseits der Dienstaufsichtsbeschwerden äußern Eltern Kritik an der Schulleitung. Eine Mutter hat einen Brief formuliert, der unserer Redaktion vorliegt. Die Vorwürfe sind hart: „Kontinuierlich hat sie (Andrea Hellmig-Neumann; Anm. d. Red.) die Schüler beleidigt. Mein Sohn musste sich den Spruch anhören, er solle nicht dümmer sein, als er schon ist.“

„Wenn du das nicht tust, dann fliegst du von der Schule“

An anderer Stelle heißt es: „Die Drohungen flossen auch bei den Kindern langsam in den Alltag ein. ‚Wenn du das nicht tust, dann fliegst du von der Schule‘, war einer ihrer Lieblingssätze.“ Auch aktuelle Schüler berichteten von abwertenden Bemerkungen und Schikane, wollten aus Angst vor einer möglichen Identifizierung aber nicht direkt zitiert werden. Auch diese Vorwürfe weist die Schulleitung von sich. Abschließend prüfen lassen sich die Sachverhalte von außen nicht.

Doch die Schulleitung will im Frühling etwas verändern. „Wir sind eigentlich immer in einem Lernprozess“, sagt Andrea Helmig-Neumann. „In den vergangenen Jahren hat sich viel angestaut, es war eine schwierige Situation, die Corona-Zeit hat es nicht einfacher gemacht. Die Sache ist aber hoffentlich Schnee von gestern.“

Mit dem diesjährigen Abschlussjahrgang stehe man in einem guten Austausch. Das Ziel: eine klassische Mottowoche für die Abiturientinnen und Abiturienten. Die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen seien schon in einer Vereinbarung mit Stufensprechern und Koordinatoren schriftlich festgehalten worden. So wie es im vergangenen Jahr auch geschehen sei.

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