Dirk Kalthoff erinnert sich noch gut. Er war elf Jahre alt, als er eines seiner ersten Fußballspiele im Stadion besuchte. Das war 1981 in Buenos Aires, ein Freundschaftsspiel zwischen Argentinien und der BRD. Er schwärmt noch heute von der Stimmung, die die argentinischen Fans auf den Rängen machten. Seither sei ihm klar gewesen, für welches Nationalteam sein Herz schlägt, erzählt der heute 52-Jährige.
Er war 1971 mit seinen Eltern aus Deutschland in das südamerikanische Land ausgewandert. Mit 19 Jahren kehrte er nach Deutschland zurück. Heute betreibt er das einzige argentinische Restaurant in Dortmund: das Chimichurri an der Hermannstraße in Hörde.
Volles Haus erwartet
Dort überträgt er die Spiele der argentinischen Nationalmannschaft bei der WM in Katar. Seit dem Achtelfinale kämen immer mehr Fans des Teams, um Messi und Co. anzufeuern und gemeinsam zu feiern, sagt Kalthoff. „Wir wollen ein bisschen WM-Stimmung machen. Das sieht man hier so selten.“ Von einem WM-Boykott hält er nichts.
Beim äußerst knappen Viertelfinal-Sieg der Argentinier seien rund 40 Gäste im Chimichurri gewesen, erzählt Kalthoff. Der nächste Coup soll am Dienstagabend (13.12.) gelingen. Dann bestreitet Argentinien das Halbfinale gegen Kroatien (Anpfiff um 20 Uhr). „Viele Leute haben sich schon angekündigt.“ Kalthoff erwartet, dass sein Restaurant voll sein wird.
Die Gäste können das Spiel auf zwei Fernsehern verfolgen. Kalthoff plant keinen regulären Restaurant-Abend, sondern eher eine argentinische Fußball-Party in Kneipen-Atmosphäre. Er serviert Streetfood, wie es auch in den Stadien von Buenos Aires bis Cordoba verkauft wird.
Was für die Schwarzgelben die Stadion-Bratwurst sei, sei für die Argentinier Choripán - eine gegrillte Chorizo-Wurst auf Brot. Dazu gibt es Chimichurri. Das ist die Soße, nach der Kalthoffs Restaurant benannt ist. Weiteres Streetfood auf der Karte: Steak-Sandwiches namens „Lomito“ und natürlich Empanadas, die bekannten Teigtaschen. Ein typisches Party-Getränk in Argentinien sei neben Bier ein Fernet-Cola-Mix, sagt Kalthoff.
Ruhetag gestrichen
Eigentlich hat das Lokal dienstags geschlossen. Doch für Dirk Kalthoff war klar, dass er den Ruhetag diesmal streichen wird. Gleich, nachdem feststand, dass Argentinien im Halbfinale antreten wird, hätten viele Gäste angefragt, ob er am 13. Dezember öffnen werde. Er zögerte keine Sekunde.

Kalthoff erzählt, dass die argentinische Nationalmannschaft derzeit von einem besonderen Gefühl des Zusammenhalts getragen werde. Nicht nur innerhalb des Teams, sondern auch zwischen Fans auf der einen sowie Mannschaft und Trainer auf der anderen Seite. „Das war nicht immer so“, erinnert der Dortmunder an zahlreiche Enttäuschungen, die Messi und Co. bei vergangenen Weltmeisterschaften zu verdauen hatten.
Argentinischer WM-Song
Zur guten Stimmung trage auch ein Lied der Band La Mosca bei. Dieses sei der WM-Song 2022 der Argentinier, erklärt Kalthoff. Der Titel lautet: „Muchachos, ahora nos volvimos a ilusionar". Eine wörtliche Übersetzung sei schwierig. Es geht um den gemeinsamen Traum, nach vielen Enttäuschungen endlich den WM-Pokal zu holen. Im Chimichurris ist das Lied ein Dauerbrenner. „Die Leute singen das hier die ganze Zeit“, sagt Kalthoff.
Sicherlich auch wieder am Dienstagabend, wenn das Chimichurri um 18 Uhr seine Türen öffnet. Und was tippt Dirk Kalthoff? Er sagt ein 2:0 voraus - natürlich für Argentinien.
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