Ich taufe eine Kakerlake nach meinem Ex Charlotte Schuster (21) über Racheaktionen am Valentinstag

Charlotte Schuster (21) über Rache am Valentinstag
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Ich bin Single – und sehr glücklich. Nachvollziehen können meine Mitmenschen das offenbar nicht. Andauernd vermitteln sie mir den Eindruck, dass mein Leben so nicht weitergehen könne. Sie geben mir ungefragt Ratschläge, wie ich meine große Liebe doch noch finden könne. In diesen Momenten frage ich mich dann, ob Liebe nicht eher taub anstelle von blind macht.

Neben „Bald sind alle halbwegs vernünftigen Männer in deinem Alter vergeben“, höre ich auch oft Sätze wie „Du darfst nicht so anspruchsvoll sein“ oder „Als ich so alt war wie du, war ich schon verheiratet und das zweite Kind war im Anmarsch.“ Oder noch besser: „Der Jonas von nebenan sieht doch auch ganz schnuckelig aus. Wie wär's denn mit dem?"

Solche Anmerkungen sind nicht nur nervig, sondern auch sinnlos. Schließlich werde ich daraufhin definitiv nicht den Drang verspüren, mich auf irgendeinen Typen einzulassen – auch nicht auf den „schnuckeligen“ Jonas von nebenan.

Single-Shaming ist ätzend

Der Begriff „Single Shaming“ beschreibt genau das. Als alleinstehende Person andauernd darauf reduziert zu werden, dass man persönlich versagt hat, weil man keinen abbekommen hat. Die Gesellschaft gibt sich heutzutage eigentlich so tolerant und fortschrittlich. Es wird höchste Zeit, dass diese Haltung auch gegenüber Singles ankommt.

Seinen Höhepunkt erreicht das „Single Shaming" an Valentinstag. Oder wie ich diesen Tag liebevoll nenne: Internationaler Tag des Single-Mobbings. Denn jedes Jahr um den 14. Februar möchte die Gesellschaft uns Alleinstehenden vor Augen führen, ein Fehler im System zu sein. Und das versucht sie mit allen Mitteln:

Schaufenster mit Rosendekoration, Anzeigen für personalisierte Partnerarmbänder auf Instagram, Liebeskomödien im TV, Werbemails mit Valentins-Rabattcodes und vieles mehr.

Das i-Tüpfelchen der Valentinstags-Perversion hat aber mein (inzwischen ehemaliger) Lieblingsitaliener erreicht. Seit Anfang Februar verkauft er seine Pizzen nur noch in Herzformen. Zugegeben, ich bestelle immer noch bei ihm, aber zu meiner Verteidigung: Ich esse nur noch Nudeln. Pizza gibt es erst wieder, wenn der Schwachsinn vorbei ist.

Ich taufe eine Kakerlake nach meinem Ex

Heute Morgen habe ich zum ersten Mal von einer sinnvollen Aktion zu Valentinstag gehört: Im Rahmen einer Spendenaktion bietet ein Zoo im US-Staat Texas Singles die Gelegenheit, ihre ehemaligen Partner zu vernichten – zumindest im übertragenen Sinne.

Alleinstehende können zum Valentinstag eine Kakerlake oder auch ein Nagetier nach ihrem Ex-Freund benennen und sie an Zootiere verfüttern zu lassen. Schaben eignen sich nämlich wunderbar als Futterinsekten für Reptilien wie Schlangen.

Die Größe des „Opfertiers“ ist laut dem San Antonio Zoo abhängig von der Höhe der gespendeten Summe. Die Kakerlaken und Nagetieren seien zum Zeitpunkt der Fütterung natürlich schon tot und unabhängig von der Spendenaktion im Futterplan des Zoos erhalten. Es wird aber auch eine Veggie-Option wird angeboten. Für fünf Dollar kann ebenfalls ein Salat- oder Kohlkopf nach dem Ex-Partner getauft und verfüttert werden.

Vollste Genugtuung können diejenigen erlangen, die den ehemaligen Partner von der Racheaktion wissen lassen: Sie haben die Möglichkeit, eine Grußkarte herunterzuladen. Für 150 Dollar gebe es auch die Möglichkeit, ein Video von der Fütterung inklusive personalisierter Grußbotschaft zu erhalten.

Und jetzt kommt die beste Nachricht: Die Teilnahme an der Spendenaktion „Cry Me a Cockroach“ ist weltweit möglich, wie der Zoo mitteilt. Was soll ich dazu noch sagen? Eine Kakerlake heißt jetzt jedenfalls Julius und wird passend zu Valentinstag verfüttert.

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