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Carlos baut eigene Restaurant-Kette auf – weitere Eröffnungen geplant
Neues Gastro-Konzept
Wo „Carlos“ dran steht, ist nicht mehr unbedingt nur Carlos drin. Der beliebte Portugiese entwickelt sich zur Systemgastronomie. Doch um ein Restaurant kümmert sich Carlos Couto noch selbst.
Carlos ist mehr als ein portugiesisches Restaurant. Es gibt mittlerweile mindestens drei und zwei weitere stehen in den Startlöchern. Carlos ist eine Marke geworden und das machen sich der Gastronom und seine Familie jetzt zunutze.
Auf Drängen seiner beiden Töchter gibt Carlos Couto neuerdings Geschäfte und Produkte im Franchise-Verfahren weiter. Seit dem 1. Juli läuft das System. In Lünen und Dortmund-Benninghofen haben bereits Partner übernommen. Auch die beiden neuen Läden „Carlos Münster“ und „Carlos Waltrop“, die voraussichtlich im September und November an den Start gehen, sind schon vergeben.

Carlos bleibt in Benninghofen, allerdings unter neuer Führung. © Susanne Riese
Wo Carlos dran steht, ist also nicht länger Carlos drin – streng genommen. Nur das Carlos in Schwerte ist noch mit dem Gründer der neuen Restaurantkette in Person verbunden. Dort wird auch die zentrale Produktion angesiedelt sein, von der aus alle Carlos‘ beliefert werden.
Denn sie alle sollen weiterhin die authentische portugiesische Küche anbieten, für die Carlos bekannt ist und die maßgeblich auf den Kochkünsten von Mama Maria und Ehefrau Carminha beruht.
Auch die fremdgeführten Restaurants werden weiter ihrem Namen gerecht werden, ist sich Carlos sicher. Zumal die Franchise-Nehmer so fremd auch gar nicht sind. In Lünen hat der langjährige Geschäftsführer José übernommen. Carlos Dortmund wird jetzt von Manuel Miranda und seiner Familie geführt. Sie sind über die ältere Tochter eng verbunden und arbeiten schon länger dort.
Karte und Gerichte sollen in allen Restaurants gleich bleiben
Was den Gästen womöglich noch viel wichtiger ist: Es soll sich an der Küche nichts ändern. „Sämtliche Gerichte werden von uns in Schwerte vorbereitet und gewürzt.“ Dafür verlagert Ehefrau Carminha ihre Wirkungsstätte zur Produktion nach Schwerte.

Das typische rotbraune Geschirr soll es in allen Carlos-Restaurants geben. © Reinhard Schmitz
Zubereitung sind ebenso wie Name, Ausstattung und Speisekarte Bestandteil des Franchises. Die Gäste müssen also weder auf das scharfe Piri-Piri-Hähnchen verzichten, noch auf Fleisch-Spieße, Kartoffelschalen-Chips oder Wein aus Bechern. Denn auch das rotbraune Tongeschirr mit Carlos-Branding gibt es weiterhin. „Das bleibt alles, wie es war.“ Allein für individuelle Tagesgerichte soll die einheitliche Karte Raum lassen.
Das Dortmunder Restaurant abzugeben, sei ihm besonders schwer gefallen, erzählt Carlos. Etwas leichter macht es die Tatsache, dass dort der „Fast“-Schwiegersohn mit seinen Eltern übernimmt und damit quasi doch alles irgendwie in der Familie bleibt.
16 Jahre lang hat Carlos selbst in seiner schummrigen „Hafenkneipe“ in Benninghofen am großen Holzkohlegrill geschwitzt und mit den Gästen gescherzt, während seine Familie in der Küche, hinter dem Tresen und zwischen den Tischen wirbelte.
BVB-Spieler schätzen die einfache portugiesische Küche
Mit seiner einnehmenden Art hat der bekannte Portugiese sicher mindestens genauso viele Stammgäste gewonnen, wie mit den gegrillten Spezialitäten. Viele zogen Carlos und seine einfache Küche dem Sterne-Restaurant vor – auch die, die es sich durchaus hätten leisten können, darunter mancher BVB-Spieler.
Die Mischung aus Herzlichkeit, familiärer Atmosphäre und Portugal-Feeling gepaart mit ehrlicher Küche und fairen Preisen kam an. All das strahlte weit über Dortmund hinaus und weckte eine anfangs nicht vorauszusehende Nachfrage. „Ich bekomme viele Objekte angeboten“, sagt Carlos. Das sei nicht zu bewältigen.

Der deftige Vorspeisen-Mix mit Gambas, Calamares, Datteln, gefüllten Kroketten und Kartoffelschalen-Chips führt einmal quer durch das Angebot bei Carlos. © Archiv
Seine beiden Töchter hätten dann das Franchising vorangetrieben, um ihre Eltern zu entlasten und etwas Neues anzustoßen. „Das Konzept kommt gut an, und es braucht keinen Sternekoch dafür.“
Das macht das System für viele weitere Städten interessant, Verhandlungen mit neuen potenziellen Franchise-Nehmern laufen bereits. Dabei soll kein Restaurant aussehen wie das andere, lediglich Angebot und Konzept bleiben gleich.
Carlos und Carminha sind Herz und Gesicht des Ladens
„Ich bin sehr stolz auf die Kinder“, sagt Carlos. Er und seine Frau werden weiterhin die Gesichter des Restaurants bleiben, aber den Betrieb vor Ort übernehmen eben jetzt andere. Es gebe so viele gute und fleißige Leute, die etwas eigenes aufbauen wollen.
Das habe er auch seinem Lüner Geschäftsführer José vor Jahren zugesagt, jetzt mache er sein Versprechen wahr. „Das sind tolle Leute. Ich freue mich, dass ich meinen Mitarbeitern die Möglichkeit geben kann, sich auf eigene Füße zu stellen.“
Für die Dortmunder hat Carlos noch gute Nachrichten. An der Benninghofer Straße wird derzeit die Fassade erneuert, nachdem ein Brand den Großteil der Holzverkleidung vernichtet hatte. Innen bleibt aber alles beim Alten, versichert Carlos.
Er versuche aktuell, mit dem Vermieter eine Lösung für eine Außenterrasse neben dem Gebäude zu finden. Wenn das klappt, könnten die Gäste bald etwas abseits der Hauptstraße bei Gambas und Cerveja von Portugal träumen.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
