Aufwachen mit Stadionblick Eine Nacht im Hotelzimmer mit der besten Aussicht Dortmunds

Eine Nacht im Hotelzimmer mit der besten Aussicht Dortmunds
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Aus dem Strobels dröhnt derselbe Song bereits zum dritten Mal. Wie wir bei einem kleinen Spaziergang später herausfinden werden, ist da unten Club-30-Party. Die Millennials (zwischen 1980 und 1995 Geborene) feiern den Rest ihrer Jugendlichkeit. Sollen sie ruhig – wir genießen es für die eine Nacht lieber, uns hier oben abgehoben zu fühlen.

Denn wir sitzen in einem Viersternehotel, mehr noch, im exklusivsten Zimmer des ganzen Hauses, achte Etage, Suite, drei verschiedene Räume. Warum wir hier sind? Klingt ja fast schon irrwitzig: weil die Aussicht so großartig sein soll. Nach Auskunft der Touristeninformation ist das nämlich das Hotelzimmer mit der besten Aussicht der ganzen Stadt Dortmund.

Bei der Stadionkneipe Strobels werden es schon die ersten geahnt haben, bei der hervorragenden Aussicht jetzt hoffentlich die meisten: Wir gucken hier auf den Signal Iduna Park, das schönste Stadion der ganzen Welt (Diskussion für Dortmunder ausgeschlossen), wir sind im Mercure Hotel Dortmund Messe und Kongress.

Einmal Stadionblick, bitte

Was gar nicht so leicht war, zu buchen – also genau das Zimmer hier. Denn wir wollten nun mal wirklich unbedingt dieses Zimmer mit der allerbesten Aussicht, nicht bloß das mit der zweitbesten, das vielleicht die gleiche Zimmerkategorie gehabt hätte.

Doch bei Reservierung war das erst mal gar nicht so leicht. Im Internet gab es sie gar nicht, die Option bombastischer BVB-Ausblick. Wie also sicherstellen, nicht nur auf die B1 oder den Westfalenhallenvorplatz starren zu müssen?

Ganz einfach: per (ja, wirklich) Telefon. Vor der Buchung rufen wir im Hotel an, wünschen: einmal das Zimmer mit der besten Aussicht aufs Stadion, bitte! Und weil uns Übernachtungstermin, Zimmergröße, ja echt alles bis auf die Aussicht total egal ist – für einen Touristen und selbst einen Heimspielbesucher doch eher untypisch –, erzählen wir schließlich, aus Dortmund zu stammen, nur einfach schon unser Leben lang mal mit BVB-Blick übernachten zu wollen. Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber herrje.

Jessica Decker leitet seit zehn Jahren das Mercure Hotel am Signal Iduna Park.
Jessica Decker leitet seit zehn Jahren das Mercure Hotel Messe und Kongress. © Joscha F. Westerkamp

Hotelmanagerin Jessica Decker am anderen Ende des Hörers scheint etwas überrascht, reserviert uns aber, da muss sie ja professionell sein, Zimmer 817 – eben jene Suite in der Ecke der obersten Etage. Da habe man die beste Stadionaussicht, die man zu dieser Jahreszeit bekommen könnte, sagt sie, „ich kann aber natürlich nicht garantieren, dass da nicht ein paar Bäume vor sind“.

Das wären dann also 190 Euro für diese Nacht. Nehmen wir.

Ist es da bei solchen Preisen schon einmal vorgekommen, dass jemand aus Dortmund tatsächlich nur für diesen Ausblick hier übernachtet hat?

„Nicht, dass ich wüsste“, sagt Decker (41), die seit zehn Jahren das Hotel leitet. „Ich kann das aber schon nachvollziehen, wenn ich sehe, wie die Fans aus ganz Deutschland anreisen für ihren BVB.“

Angekommen in der Suite

Reporter Joscha Westerkamp sitzt im Wohnzimmerbereich der Suite.
Reporter Joscha Westerkamp sitzt im Wohnzimmerbereich der Suite. © Joscha F. Westerkamp

Die Suite ist – die Aussicht mal noch kurz außenvorgelassen – echt edel angerichtet. In einem Wohnzimmerbereich befinden sich eine große runde Couch aus hellbraunem Leder, ein kleiner Tisch und ein gigantischer Fernseher. Außerdem ein kleiner Arbeitsbereich mit Stuhl und Tisch. Das Badezimmer ist auch ganz chic (Badewanne, Dusche, großes Waschbecken, gläserne Schiebetür zum Schlafbereich).

Im Schlafzimmer steht noch ein weiterer Fernseher und ein ziemlich großes Bett, dessen Rückwand sich designmäßig irgendwo zwischen Wabenmuster und Fußballoptik bewegt. Aber das interessiert uns ja alles nur bedingt.

Das Bett – von dem unser Reporter beste Sicht aufs Stadion hat – hat selbst ein leichtes Fußballmuster.
Das Bett – von dem unser Reporter beste Sicht aufs Stadion hat – hat selbst ein leichtes Fußballmuster. © Joscha F. Westerkamp

Denn das Schlafzimmer hat neben Fernseher und Bett vor allem eines: Fenster. Riesige, teilweise vom Boden bis zur Decke reichende Fenster. Fenster mit bestem Blick aufs Stadion. Das größte dieser Fenster kann man sogar öffnen und dann, während der Wind einem durch die Haare rauscht und im Hintergrund die Musik aus dem Strobels dröhnt, aufs Stadion herabschauen. Oh yeah!

Selbst vom Bett aus kann man aus diesem Zimmer aufs Stadion blicken. Am frühen Morgen aufwachen, sich verschlafen die Augen reiben und dann als erstes an diesem Tag den Signal Iduna Park erblicken: Darauf freuen wir uns schon jetzt.

Der Blick vom Bett: Direkt hinter den Fenstern liegt das Stadion.
Der Blick vom Bett: Direkt hinter den Fenstern liegt das Stadion. © Joscha F. Westerkamp

Doch nicht nur im Schlafzimmer hat man Aussicht aufs Stadion. Auch im Wohnzimmer gibt es an der gesamten Außenwand Fenster. Und von dort aus kommt man auf einen Balkon, der auch perfekte Sicht aufs Stadion bietet. Am Abend, als die Sonne bereits untergegangen und die Lichter der Stadt angegangen sind, ist es hier wunderschön.

In der Ferne leuchten die Logos von Technischer Universität und Co, direkt im Vordergrund ist das Stadion hellgelb angestrahlt. Zu zweit sitzen wir hier auf dem Balkon, gießen uns die kostenlosen Willkommensgetränke ein und stoßen an wie Marco Reus.

Das Stadion leuchtet im Dunklen.
Das Stadion leuchtet im Dunkeln. © Joscha F. Westerkamp

Erst um Mitternacht erlischt die Beleuchtung. Zeit fürs Bett, ein Fenster lassen wir auf, die atmosphärische Nachtmusik aus dem Ströbels gleich noch mitnehmen. Als wir am kommenden Morgen dort wach werden, geht die Sonne gerade hinter dem Stadion auf. Es ist exakt so schön, wie wir es uns vor dem Schlafengehen erträumt haben.

Warum kein BVB-Themenzimmer?

Für aus der Ferne kommende BVB-Fans, die nach dem Heimspiel noch in Dortmund übernachten müssen, wäre dieses Zimmer die Vollendung für einen perfekten Ausflug. Warum haben Decker und ihre Kollegen bei einer solchen Aussicht nicht gleich ein ganzes BVB-Themenzimmer draus gemacht, wie es etwa im viel weiter entfernten stays design Hotel existiert?

„Wir haben Fußball ja in ein paar Details aufgegriffen, wie beispielsweise dem Bett“, sagt Decker.

Ach, das war also tatsächlich Absicht mit der Fußballoptik?

„Ja, aber wir wollten es ganz dezent halten.“ Denn: „Dem gemeinen Fan geht’s nicht darum, hier im Zimmer zu sein, der will ins Stadion.“ So sei diese Suite längst nicht so beliebt bei Fans wie die Standardzimmer weiter unten. Schließlich sei die 817 auch das teuerste Zimmer des ganzen Hotels. Bei Heimspielen koste die Übernachtung da schon mal bis zu 350 Euro pro Nacht.

So seien übliche Gäste dieses Zimmer oft auch Veranstalter von Messen, sagt Decker, Bucher von Großzimmerkontingenten, „Leute, denen wir mit einem Upgrade einfach mal was Gutes tun wollen“.

Warum dieses Zimmer mit der hervorragenden Sicht auf den Signal Iduna Park bei längst nicht jedem Fußballfan beliebt ist, habe neben dem Preis aber noch einen anderen Grund: „Es kommen ja auch auswärtige Gäste. Die sind dann vielleicht gar nicht so darauf erbaut, auf das Stadion gucken zu müssen.“

In dieser Serie stellen wir ganz besondere Dortmunder Hotelzimmer vor. Zuerst übernachten wir testweise als normaler Gast im Zimmer – dann kontaktieren wir die Betreiber.

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