
© Uwe von Schirp
Buchhändler gewinnt „Heimspiel.Dortmund“ – neuer Lieferservice in 2021
Corona-Lockdown
Winter und Corona: Die Leselust ist groß. Das sind gute Voraussetzungen für einen Buchhändler. Nun hat er noch ein „Heimspiel“ der besonderen Art gewonnen – und erweitert seinen Service.
Drei Kunden stehen mit Maske und auf Abstand vor der Buchhandlung am Mengeder Amtshaus. Durch die geöffnete Ladentür reicht Michael Nau Bücher und Kalender heraus. Bestellungen. Der Händler steht hinter einer Plexiglasscheibe.
Es ist der vorletzte Tag im Jahr 2020. Handel in Corona-Zeiten. „Ab sofort nur Abholung“, erklärt ein Aufsteller vor dem Eingang. Es ist Winter und ohnehin Lesesaison. Hinzu kommt nun der Corona-Lockdown. Die Menschen haben Zeit.
„Bis zum Tag vor dem Lockdown ging es im Laden zu wie im Taubenschlag“, erzählt Michael Nau. Ein Kommen und Gehen. Viele Kunden mussten vor der Tür warten, bis sie an der Reihe waren. Das Stöbern in den Regalen hat seit dem 16. Dezember ein Ende. Die Wahl für den richtigen Schmöker fällt nun zu Hause.
Improvisierter Ausgabe-Tresen
Bestellungen nimmt das Team der Buchhandlung telefonisch oder per E-Mail entgegen. Auch das steht auf dem Aufsteller vor der Ladentür. Ohne Beratung geht das Abholen fix. Zeit für einen kurzen Smalltalk und gute Wünsche zum Jahreswechsel bleiben trotzdem.
Michael Nau hat wegen seiner kreativen Kundenorientierung 2019 den Westfälischen Handelspreis erhalten. An Kreativität mangelt auch jetzt nicht. Aus einem Tisch und einem querliegenden Regal haben er und sein Team einen Tresen gebaut, der den Eingang versperrt.
Ein improvisierter Schalter als Infektionsschutz: Auf der Theke steht eine Plexiglasscheibe mit einer kleinen Durchreiche. Die ist groß genug für Bücher in Standardgröße. Für größere Bände oder Spiele steht unter dem Tresen eine graue Transportkiste auf einem Rollbrett.

Improvisierter Ausgabe-Schalter: Große Bücher schiebt Michael Nau in einer Kiste auf einem Rollbrett zu den Kunden. © Uwe von Schirp
Während des ersten Lockdowns im Frühjahr hat Michael Nau Bücherbestellungen mit dem Fahrrad an die Kunden in der Umgebung ausgeliefert. Der Service lebt Anfang des neuen Jahres wieder auf. Der Händler und seine Mitarbeiterinnen liefern dann wieder aus – per Lasten-E-Bike.
Unbürokratischer Wettbewerb
Möglich wird das durch einen Preis der Dortmunder Wirtschaftsförderung. Die hatte den Wettbewerb „Heimspiel.Dortmund“ ausgeschrieben, um den lokalen Handel in der Corona-Krise zu stärken. „Ich habe das gelesen“, erzählt Nau. „Es blieb nur eine relativ kurze Zeit. Aber es war total unbürokratisch.“

Beim ersten Lockdown im Frühjahr lieferte Michael Nau Buchbestellungen per Fahrrad aus. © Uwe von Schirp
Der Händler schrieb den Antrag für ein E-Lastenfahrrad. „Mit Blick auf die Krankenversicherungen haben wir für alle Mitarbeiter gleich einen Satz Thermounterwäsche mit kalkuliert“, sagt er. Die Idee kam bei der Wirtschaftsförderung offenbar an.
„Kurz vor Weihnachten kam der Brief mit dem positiven Bescheid“, erzählt Nau. „Am gleichen Tag war das Geld auch schon auf dem Konto.“ Anfang Januar will er das Rad bei einem stationären Händler kaufen. Dann kann der Lieferservice in Sachen Leselust beginnen.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
