
© Uwe von Schirp
Preisverdächtig: Bekommt der Mengeder Buchhändler Michael Nau eine Auszeichnung?
Handel in Mengede
Michael Nau ist ein „Hans Dampf in allen Gassen“: immer einen Lesetipp parat, immer neue Ideen, immer ein offenes Herz. Am 26. September könnte sich all das auszahlen.
Er ist einer, den in Mengede fast jeder kennt: zwischen Büchern hinter der Ladentheke, in den Schulen beim Ausliefern von Sammelbestellungen oder bei Veranstaltungen im Stadtbezirk. Michael Nau ist Inhaber der Buchhandlung am Amtshaus. Er gibt dem Mengeder Handel ein Gesicht. Am Vormittag des 26. September hat er einen Termin im Westfälischen Industrieclub zu Dortmund am Alten Markt.
Eine feine Adresse. Noch feiner der Anlass: An diesem Vormittag verleihen der Handelsverband Westfalen-Münsterland und die National-Bank Dortmund den 19. Westfälischen Handelspreis. Michael Nau ist einer von vier Händlern, die für den Preis nominiert sind. Wer die prestigeträchtige Auszeichnung erhält – dieses Geheimnis lüftet der Handelsverband erst an diesem Vormittag.
Eigentlich wollte er nur für die Ausbildung bleiben
Bewerben kann man sich auf diesen Preis nicht. Es muss aber, so ist zu vermuten, jemand den Handelsverband auf den Mengeder Händler hingewiesen haben. Ein Gremium von Fachleuten benennt die Nominierten. Eine Jury aus Handelsexperten wählt den jährlichen Preisträger aus.
Michael Nau ist „engagiert“, „immer freundlich“ und „kann immer etwas empfehlen“. Das sagen Kunden. Seit sieben Jahren führt er die Buchhandlung am Amtshaus. 1993 begann er hier seine Ausbildung. „Eigentlich war das nur für die Ausbildungszeit gedacht“, erzählt er. Dann aber erkrankte Geschäftsgründerin Rosalinde Maletzki und musste aussteigen. Nau blieb. 2001 zog die Buchhandlung an ihre heutige Adresse, 2012 übernahm Michael Nau von Gisela Meininghaus das Ruder.

Riesenandrang beim Martinsmarkt 2018. An diesem Tag feierte die Buchhandlung am Amtshaus ihr 30-jähriges Bestehen. © Stephan Schütze
„Ein Glücksfall für mich“, sagt der 49-Jährige. Er, der immer schon „gern viel gelesen“ hat, geht in seinem Beruf auf. „Es ist ein toller Gegenstand, mit Büchern zu handeln – anders als mit Socken.“ Es klinge billig, wenn er sage, er habe sein Hobby zum Beruf gemacht. „Aber es fühlt sich nicht nach Arbeit an.“
Es gibt keinen Dienst nach Vorschrift
Die Nominierung für den Westfälischen Handelspreis hat ihn überrascht. Weniger überraschend dürfte sie für Kunden, Vereine und Schulen sein. Denn, so heißt es in der Pressemitteilung von Handelsverband und National-Bank: Die Nominierung präsentiere Unternehmer aus der Region, „die dem stetigen Wandel im Handel mit Persönlichkeit, Phantasie und unternehmerischem Mut kreativ und beharrlich begegnen und damit zeigen, dass stationärer Handel nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat.“
Zwei Dinge sieht Michael Nau dafür als Grundlage. Da sei zum einen eine gute Infrastruktur: weit genug weg von der Innenstadt, ein funktionierender Stadtteil und eine zentrale Lage. Zum anderen: „Das Team muss stimmen“, sagt der Chef, „lesebegeistert, engagiert, vom Alter passend zur Zielgruppe“. Dabei gilt die Devise: „Es gibt hier keinen Dienst nach Vorschrift, aber es gibt volle Power.“
Aktionen und Ideen kennen keine Grenzen
Und die kennt kaum Grenzen. Mit immer neuen Aktionen und Ideen überraschen Michael Nau, Gisela Meininghaus, Hella Koch, Christine Early und die Auszubildende Anna Lefarth ihre Kunden. Nur ein Beispiel: Vor dem Michaelisfest 2018 sind Kinder und Erwachsene dem Räuber Hotzenplotz in Mengeder Geschäften auf der Spur – bevor Bezirksbeamte der Polizei ihn in einer spektakulären Aktion vor dem Buchladen verhaften und in den historischen Kerker im Amtshaus sperren.
Buchhändler Michael Nau für den Westfälischen Handelspreis nominiert
Michael Nau fördert lokale Buchprojekte und puscht weniger bekannte örtliche Autoren. Er geht in den Schulen ein und aus und unterstützt gemeinnützige Einrichtungen und Vereine.
„Im Vordergrund stehen aber immer die Bücher“, betont er. Und morgens, wenn er in den Laden kommt, haben über Nacht die Grossisten die Bestellungen des Vortages geliefert – manchmal 20 Kartons. „Das ist wie Weihnachten.“ Und wenn zweimal im Jahr Kataloge und Leseexemplare kommen, „stürzt man sich darauf“.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
