
Die Dortmunder Schützen erlebten eine Festwoche, die es in sich hatte. © Alexander Horster
Dortmunder Schützenverein erlebt nach 170 Jahren Premiere, die es in sich hat
Unerwartetes Novum
Endlich wieder ein Schützenfest. Endlich wieder Vogelschießen. Doch was dann für einen Dortmunder Schützenverein folgte, hatte niemand auf dem Schirm.
Mindestens zwei Dortmunder Stadtteile freuten sich riesig auf das Großereignis: Nach einer mehrjährigen Corona-Pause war wieder Schützenfest-Zeit. Vom Vogelschließen bis zum Festwochenende mit Party und Familienfest reichte das üppige Programm.
Doch gleich zum Auftakt gab es eine große Überraschung, die der Bürgerschützenverein (BSV) Oespel-Kley in seiner mehr als 170-jährigen Vereinsgeschichte noch nie erlebt hat. „Wir werden es schaffen und das Beste daraus machen“, gab sich Pressewart Roy Jasper im Gespräch mit unserer Redaktion am Dienstag (20.9.) zuversichtlich. Mittlerweile hätten sich alle Verantwortlichen von dem Schock erholt.
Die Herausforderung, die der Verein stemmen muss, ist eine „Regentenzeit“ ohne Königspaar. Denn: Nur zwei Tage nach dem Vogelschießen nahm der erfolgreiche Schütze Abstand davon, den BSV zu regieren. Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich dabei um Thomas Müller, der schon einmal Schützenkönig war und sogar als Kaiser in die Geschichte des Vereins hätte eingehen können.
Ehrenpräsident übernimmt Königspaar-Aufgaben
Der Pressewart der Oespel-Kleyer Schützen betonte, dass der Verein die nächsten zwei Jahre auch ohne Königspaar gut meistern werde. Die anstehenden Aufgaben übernähmen die Vorstandsmitglieder und der neue Ehrenpräsident Dietmar Spieß. So habe man es beschlossen.
Ein Schützen-Königspaar habe vor allem repräsentative Aufgaben, so Jasper. „Dazu kommen noch der Fassanstich bei unserem Feldfest oder der erste Schuss beim nächsten Vogelschießen, den in der Regel der König abgibt.“ Man habe bereits während der Festwoche bewiesen, dass der BSV auch ohne Königspaar gut und angemessen feiern könne.
Deshalb fällt Jaspers Rückblick auf das 41. Oespel-Kleyer Dorf- und Schützenfest ausschließlich positiv aus. Nach dem Schützenumzug in Begleitung einer niederländischen Marchingband hätten rund 250 Besucher das Vogelschießen auf den Festplatz an der Brennaborstraße verfolgt. Das Schießen begann um 13 Uhr durch den amtierenden König Christian I. und wurde durch den 505. Schuss um 19.05 Uhr beendet.
Die erfolgreichen Insignienschützen sind:
• Tobias Mertens (rechter Flügel, 72. Schuss)
• Jürgen Jentschke (Zepter, 168. Schuss)
• Regine Spieß (linker Flügel, 233. Schuss)
• Susanne Spieß (Apfel, 294. Schuss)
• Georg Buxel (Krone, 386. Schuss)
Schützen-Festival und Dorfparty
Das Schützen-Festival fünf Tage später begann wie immer mit einem ökumenischen Gottesdienst. Im Anschluss daran fand im Beisein von fast 300 Festgästen die „Inthronisierung“ statt, die dieses Jahr eher einer Abdankung des Königspaares Christian I. und Pia I. nach vierjähriger Regentschaft entsprach. „Dass eine bestimmte Person fehlte, ist zumindest Unbeteiligten gar nicht aufgefallen“, sagte Jasper.

Dietmar Spieß wurde zum Ehrenpräsidenten des Schützenvereins Oespel-Kley ernannt. Zuvor engagierte er sich 29 Jahre als Vorsitzender. © Stephan Schütze (Archiv)
Auszeichnungen und Ehrungen rundeten den Abend ab. Zwei Programmpunkte seien besonders bewegend gewesen, so Jasper: Die Ernennung von Dietmar Spieß zum Ehrenpräsidenten und die Würdigung des ältesten noch lebenden Königpaares Bernhard Bürgermann und Christel Beck. Sie übernahmen vor 50 Jahren die Regentschaft. Die Band The Daylights“ sorgte für den passenden musikalischen Rahmen.
„Am Samstag drehten die rund 500 Gäste der Oespel-Kleyer Dorfparty das Zelt zusammen mit DJ Lars Habeck auf links“, berichtet Roy Jasper. Ein Highlight sei der Auftritt von Sänger Sebastian von Mletzko gewesen.
Der Familiensonntag am Sonntag habe dann alle Erwartungen übertroffen, freut sich der BSV-Pressewart. „Wohl kein Schützenfest-Sonntag war mit rund 300 Personen jemals so gut besucht.“
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
