Brückensperrung trifft den Schiffsverkehr im gesamten Ruhrgebiet hart

© Jörg Gutzeit

Brückensperrung trifft den Schiffsverkehr im gesamten Ruhrgebiet hart

rnDortmund-Ems-Kanal dicht

Die überraschende Sperrung der schwer beschädigten Löringhofbrücke über den Dortmund-Ems-Kanal sorgt für ein Verkehrschaos auf den Straßen und an den Kanälen und Häfen - wie dem in Dortmund.

Waltrop, Datteln

, 14.01.2022, 18:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Quasi über Nacht ist die Löringhofbrücke (Kreisstraße 14) über den Dortmund-Ems-Kanal als wichtige Verbindung zwischen Datteln und Waltrop ausgefallen. Das Bauwerk, das täglich auch von Dutzenden schwerer Lkw befahren wurde, war plötzlich abgesackt und wurde am Donnerstag (13.1.) komplett für den Straßenverkehr gesperrt.

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Massive Konsequenzen hat die Sperrung des Kanals unter der maroden Brücke für die Binnenschifffahrt und die Häfen - in Dortmund, aber auch in Herne, Recklinghausen, Gelsenkirchen und Essen. Uwe Büscher, Vorstand der Dortmunder Hafen AG, macht es für „seinen“ Hafen anschaulich: „Wer von Norden kommend per Binnenschiff Güter nach Dortmund befördern will, muss nun einen Umweg über den Wesel-Datteln-Kanal, den Rhein und den Rhein-Herne-Kanal von rund 150 Kilometern samt zahlreicher zusätzlicher Schleusungen in Kauf nehmen.“

Dortmunder Hafen AG fordert Klarheit, wie es weitergehen soll

Zeitlich, so schätzt Büscher, dürfte dies die Binnenschifffahrtsunternehmen „mindestens einen Tag“ kosten, bis die disponierten Waren am Ziel sind. Dies zeige, wie dringend die Brücken in der Region ertüchtigt werden müssten, damit nicht immer wieder neue Störungen in den Lieferketten aufträten. „Für unsere Dortmunder Hafenanlieger fordern wir schnell Klarheit über das weitere Vorgehen bei der Löringhofbrücke. Idealerweise sollte die restriktionsfreie Befahrbarkeit des Dortmund-Ems-Kanals bereits am Montag wieder gewährleistet werden und Planungssicherheit für die Betriebe hergestellt werden“, lässt Büscher mitteilen.

Fakt ist aber, dass der wegen der maroden Brücke gesperrte Dortmund-Ems-Kanal frühestens (!) am Dienstag wieder freigegeben wird. Das teilt die Recklinghäuser Kreisverwaltung, der Brückeneigentümer, auf Anfrage mit. Bis dahin will sich laut Kreisverwaltung ein Sachverständiger das Brückenbauwerk anschauen und dann entscheiden, ob die Schiffer noch sicher darunter herfahren können.

Falls nicht, dann steckt die Schifffahrt und mit ihr auch zahlreiche Unternehmen in einem Dilemma. Denn dann könnte diese wichtige Kanalstrecke wohl erst nach dem Abriss der irreparablen alten Löringhofbrücke wieder befahren werden. Der Abriss ist aber nach Angaben von Dirk Berndsmann, zuständiger Projektleiter beim Wasserstraßen-Neubauamt in Datteln, erst für das zweite Quartal 2022 geplant. Der eigentliche Abriss dauere rund vier Wochen. Hier sei das Neubauamt nun gerade damit beschäftigt zu prüfen, ob das ganze auch schneller vonstattengehen kann: „Wir wollen niemandem im Regen stehen lassen“, sagt Berndsmann und hofft auf das Beste.

Dem Kreis RE war der schlechte Zustand der Brücke lange bekannt

Fest steht derweil, dass dem Kreis nicht neu war, dass die Brücke in einem schlechten Zustand ist. Zwar hatte sie bei der letzten Prüfung nach der einschlägigen Vorschrift - DIN 1076 - eine 3,0 als Bewertung bekommen. Das aber entspricht keineswegs einem „Befriedigend“ wie in der Schule. Die Bewertungsskala geht nämlich nur bis 4,0, wie auch Kreis-Sprecher Tim Deffte auf Nachfrage einräumt. Und der Notenbereich 3,0 bis 3,4 steht für „nicht ausreichender Bauwerkszustand“. Eine Einschränkung der Lkw-Last auf der Brücke hat es dennoch nicht gegeben. Mit den bekannten Folgen...

Jetzt richten sich alle Augen aber nicht nur auf den Kreis als Eigentümer der Brücke, sondern auch auf das Wasserstraßen-Neubauamt in Datteln. Denn es geht um die wichtige Frage: Kann das im Bau befindliche Ersatzbauwerk über den Kanal, einige hundert Meter neben der Löringhofbrücke, die ohnehin abgerissen werden sollte, schneller als geplant fertig werden?

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Der ursprüngliche Termin dafür war für Ende des ersten Quartals vorgesehen. Die plötzliche Sperrung der Brücke hat das Neubauamt natürlich in eine völlig andere Situation katapultiert. Dirk Berndsmann räumt gegenüber unserer Redaktion ein, dass die Behörde bislang in der „komfortablen Situation“ gewesen sei, die Ersatzbrücke nicht unter einem großen Zeitdruck herstellen zu müssen, da ja die alte Brücke noch befahrbar war - bis Donnerstag. Jetzt befindet sich das Wasserstraßen-Neubauamt bei diesem Thema gewissermaßen im Krisenmodus.

Nach Angaben von Dirk Berndsmann ist die ausführende Baufirma Bunte nun damit beauftragt worden, eine schnellere Fertigstellung der Ersatzbrücke, die Ende November bereits auf die Widerlager gesetzt wurde, zu prüfen. Aber ob das funktioniert, hänge nicht nur von der Baufirma ab. Es seien unter anderem noch Asphaltarbeiten erforderlich, „aber die sind natürlich sehr vom Wetter abhängig“. Zudem befänden sich zahlreiche Asphaltwerke jahreszeitlich bedingt gerade in der Revision, weil es aktuell keine Hochzeit für Asphaltarbeiten ist. Heißt im Klartext: Wer asphaltieren will, braucht verlässliche Plusgrade und versucht es im Januar normalerweise gar nicht erst.

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