Langfristig sollen Anwohner im Dortmunder Westen von der Brückensanierung profitieren. Der Weg dorthin ist aber lang und steinig. Denn bereits seit Februar 2022 sorgt die Maßnahme mit Vollsperrung und Umleitungen für ein erhöhtes Verkaufsaufkommen in Alt-Deusen.
Gemeint sind die Arbeiten an der Emscher-Brücke an der Franz-Schlüter-Straße im Zug des „Verkehrskonzepts Hafen“. Eigentlich sollte das Projekt schon längst abgeschlossen und damit auch der Umweg über Franziusstraße, Lindberghstraße und Deusener Straße aufgehoben sein. Von einer zehnmonatigen Bauzeit war anfangs die Rede.
Doch die Arbeiten verzögern sich und dauern voraussichtlich bis Ende Juni 2023. Das berichtete auf Anfrage dieser Redaktion Stadtsprecherin Alexandra Schürmann. „Für die Anwohner ist das nicht gerade prickelnd“, sagt Reiner Schramowski, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Deusen.
Denn: Vor allem während der Stoßzeiten sei die Situation an der Deusener Straße, etwa durch den Schwerlastverkehr aus dem Hafen und von der Westfaliastraße, sehr belastend. „Dann stauen sich die Fahrzeuge von der Ellinghauser Straße bis zur Deusen-Kirche“, so Schramowski. Weil die Baustelle oftmals verwaist wirke, seien einige Anwohner besonders genervt. „Wird hier überhaupt noch gearbeitet?“, fragt er.
Witterung und Feiertage
Tatsächlich ruhten die Arbeiten mehrfach, so Alexandra Schürmann. „Zentrale Gründe dafür sind die Witterung in den vergangenen Wochen (Frost, Temperaturen unter fünf Grad, anhaltender Regen) und eine Unterbrechung wegen der Feiertage im Dezember“, schreibt sie.
Die Stadtsprecherin nennt weitere Gründe für die Verzögerungen. „Ein bereits beauftragter Nachunternehmer für die Herstellung von Kernbohrungen kündigte unserem Auftragnehmer unerwartet und brach den Kontakt ab, mutmaßlich, weil das abgegebene Angebot aufgrund von Baupreissteigerungen nicht mehr auskömmlich war.“

Überhaupt habe die politische Situation großen Einfluss auf die Baustelle: „Grundsätzlich ergaben sich auftragnehmerseitige Verzögerungen, weil zur Vertragsschließung politische Instrumente zum Umgang, mit dem sich aus dem Ukraine-Krieg ergebenden Baupreissteigerungen noch nicht beschlossen waren“, schreibt die Stadtsprecherin.
Inzwischen habe man verwaltungsinterne Regelungen getroffen, um den Unternehmen den Umgang mit der unvorhersehbaren Situation auch für bereits abgeschlossene Verträge zu vereinfachen, berichtet Schürmann. Zusätzlich nutze man die Stoffpreisgleitklauseln für neu geschlossene Verträge (solche Klauseln im Bauvertrag ermöglichen es, die Kosten für Baumaterialien anzupassen, falls sich deren Preise während der Bauzeit ändern, Anm. d. Red.).
Preissteigerungen
Abgesehen von den Preissteigerungen gebe es grundsätzliche Lieferschwierigkeiten für Spezialbauteile im Brückenbau, so Schürmann. „Hier betrifft es unter anderem die Verankerungselemente des Baugerüstes und Spannstähle.“
Zudem gebe es bei Baumaßnahmen im Bestand ein erhöhtes Risiko von Unwägbarkeiten im Vergleich zu Neubauprojekten. „Dadurch kann es zu Verzögerungen kommen, da technische Nachbearbeitungen im Büro, z. B. Anpassung von Berechnungen und Umplanungen, erforderlich werden“, schreibt Alexandra Schürmann.
Sollte der Zeitplan aufgehen, können die Anwohner im Sommer doppelt aufatmen: Denn dann entspannt sich die Verkehrslage nicht nur durch den Wegfall der Umleitungen. Der Einbau von Spannstahl soll die Brücke vielmehr so verstärken, dass sie alle Lkw passieren können. „Durch den Entfall der jetzigen Beschränkung auf 30 Tonnen tatsächlichen Gesamtgewichts soll der Lkw-Verkehr auf der Deusener Straße reduziert werden“, erklärte Stadtsprecher Christian Schön im Februar 2022.
Reiner Schramowski setzt auf diesen Effekt. Denn: „Der Lkw-Verkehr auf der Deusener Straße wird immer mehr. Viele halten sich nicht an die 3,5 Tonnen-Begrenzung.“
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