Wolfgang Hönnicke aus Unna wunderte sich, als er kürzlich auf dem Weg zu einer Tagung in Dortmund an den beiden „Kosakenpferden“ auf dem Vorplatz der S-Bahn-Station „Stadthaus“ vorbeikam. Er kennt die Bronze-Statue genau, die seit 1989 dort steht und die Passanten erfreut.
„Bisher hatte ich immer interessiert das Denkmal betrachtet, weil es die Städtepartnerschaft mit Rostow am Don würdigt“, erzählt er. Doch zuletzt fiel ihm auf, dass die Info-Tafel fehlt, die am Sockel der Bronze-Skulptur befestigt war.
Das Schild verweist darauf, dass die „Kosakenpferde“ ein Geschenk von Dortmunds russischer Partnerstadt sind und das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem russischen Künstler Alexej Karkow und dem 1995 verstorbenen Dortmunder Bildhauer Artur Schulze-Engels. Die Bronze-Skulptur steht symbolisch für die deutsch-russische Städtepartnerschaft, die 1978 besiegelt wurde.
Es war nicht die Stadt
Ob das Verschwinden der Tafel niemandem in Dortmund aufgefallen sei, fragt sich Hönnicke. Er glaubt, sie das letzte Mal vor etwa einem halben Jahr gesehen zu haben. Hönnicke wandte sich nach dem Verschwinden an das für die Städtepartnerschaften zuständige Büro der Dortmunder Stadtverwaltung. Aber dort wusste man noch von nichts.
Auf Anfrage dieser Redaktion erklärte Stadtsprecherin Katrin Pinetzki der Leiter des städtischen Ressorts für Kunst im öffentlichen Raum, Dr. Jacques Heinrich Toussaint, vermute, dass die Bronze-Tafel gestohlen wurde, um sie zu verkaufen. Pinetzki: „Es war in jedem Fall nicht die Stadt, die die Tafel, warum auch immer, entfernt hat.“
Wegen des Angriffskriegs Putins auf die Ukraine liegt die Städtepartnerschaft Dortmunds mit Rostow am Don derzeit auf Eis. So hat es der Stadtrat beschlossen. Es gibt nur noch eine offizielle Verbindung mit dem Büro des Oberbürgermeisters, um den Gesprächsfaden nicht gänzlich abreißen zu lassen.
Tafel wird neu bestellt
Möglicherweise hat auch jemand aus Protest gegen Putin die Infotafel entfernt, doch wegen hoher Metallpreise ist die Vermutung, dass ein Metalldieb die Finger im Spiel hatte, wahrscheinlicher.
Auch wenn die Städtepartnerschaft mit Rostow aktuell ruht, will die Stadt dafür sorgen, dass die Pferde wieder eine Infotafel bekommen. Da derzeit sowieso eine Anschaffung von Bronzetafeln für die Werke des Künstlers Bernhard Hoetger in Hörde läuft, will Toussaint versuchen, diesen Auftrag mit der Infotafel für die Kosakenpferde zu ergänzen.
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