Skulpturen und Denkmäler in Dortmund Stadt kann nicht garantieren, dass sie standfest sind

Stadt will Standfestigkeit von Kunststatuen besser kontrollieren
Lesezeit

Den Stein ins Rollen brachte der Dortmunder Diplom-Ingenieur Dr. Klaus Block, nachdem in Deutschland zwei Kinder in den Jahren 2021 und 2022 von umstürzenden Kunstskulpturen erschlagen worden waren. Der Gutachter für Befestigungstechnik schaute sich daraufhin im September 2022 einige Kunstwerke im öffentlichen Raum in Dortmund an – und fand mehrere Auffälligkeiten.

Diese Redaktion thematisierte daraufhin die Standsicherheit von Dortmunder Kunstwerken. Gleich mehrere Bezirksvertretungen sowie die SPD-Fraktion im Kulturausschuss nahmen das zum Anlass, beim städtischen Ressort für Kunst im öffentlichen Raum nachzufragen, wie die Standsicherheit von Objekten im Stadtraum kontrolliert wird und ob sie gewährleistet ist.

Jetzt liegt die von Stadtdirektor Jörg Stüdemann unterzeichnete Antwort der Verwaltung vor. Sie dürfte für Stirnrunzeln in der Politik sorgen und offenbart nebenbei noch ein tiefer liegendes Problem.

Bei einer ersten Analyse der Strukturen und Zuständigkeiten kam unter anderem heraus, dass sich schon die Suche nach den Eigentümern von Kunst im öffentlichen Raum und damit die Ermittlung der Verantwortlichen in Dortmund als besonders schwierig erweist; denn Leihgaben und Schenkungen, die sich im Stadtraum ausbreiten, wurden bisher nicht systematisch erfasst.

Keine einheitlichen Standards

Objekte im öffentlichen Raum, die der Stadt Dortmund gehören, werden nicht nach einheitlichen Standards und in der Regel von ungeeignetem Personal aus verschiedenen Ämtern – ohne besonderes Fachwissen über Kunst oder das Kulturgut – kontrolliert, zum Beispiel von Straßenkontrolleuren und technischem Personal der Gartenpflege. Auch die Dokumentation der Kontrollen erfolgt weder einheitlich noch zentral.

„Fest steht, dass die durchgeführten Kontrollen nicht immer geeignet sind, um die Standsicherheit der Objekte zu attestieren“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. Das könne nur ein qualifizierter Ingenieur, ein Statiker oder ein spezialisierter Restaurator bescheinigen.

Zudem sei aufgrund der zerstreuten Zuständigkeiten unklar, welche Objekte im Straßenraum als „Kunstwerk“ und welche als „Denkmal“ geführt werden. In der Datenbank der Verwaltung zur Kunst im öffentlichen Raum befinden sich etwa 1000 Objekte, von denen allerdings die meisten weder als Kunstwerk im Sinne eines von der Stadt gekauften oder ihr geschenkten Kunstwerks, noch als Denkmal nach dem Denkmalschutzgesetz gelten.

Wartung und Instandsetzung

Bezirksvertretungen, Ämter und private Träger bereicherten den städtischen Raum mit mehreren Objekten im Jahr, die mal als Kunstwerke, mal als Denkmäler bezeichnet würden, ohne das zuständige städtische Ressort einzubeziehen oder zu benachrichtigen, heißt es in der Antwort der Verwaltung. Es sei deshalb möglich, dass die Verkehrssicherheit dieser Objekte nicht kontrolliert werde.

In diesem Zusammenhang macht die Verwaltung auf ein weiteres Problem aufmerksam: den Erhalt der Objekte, sprich die Wartung und Instandsetzung. Die Zuständigkeit auch für diese Aufgabe sei in der Praxis nicht klar geregelt, führt die Verwaltung an. Sie hebt hervor, „dass in der derzeitigen Konstellation die Reinigung und Wartung der Kunstwerke und Denkmäler leider nicht gewährleistet werden kann. Das ist ein kritischer Punkt, denn solche Maßnahmen können die Häufigkeit von Verkehrssicherheitsproblemen verringern und den Bedarf an teuren Restaurierungen reduzieren.“

Im Gegensatz zu Dortmund sei in anderen Großstädten die Bauverwaltung zuständig für den Unterhalt von permanenter Kunst im öffentlichen Raum oder auch von Denkmälern, selbst wenn diese von Kulturreferat/Kulturbehörde initiiert würden. Deshalb denkt die Verwaltung über eine Art „technisches Büro“ nach, das mit Kompetenzen aus Hoch- und Tiefbau für den Erhalt und die Kontrolle der Stadtraum-Objekte im kommunalen Besitz zuständig ist. In diesem Frühjahr soll es dazu ein Treffen mit den Leitern aller beteiligten Stadtämter geben.

Statue erschlägt 7-Jährige: Wie sicher sind Dortmunds Skulpturen? Experte erklärt Mängel

Experte sieht Gefahr beim Gerüst am alten Gesundheitsamt – Stadt reagiert gelassen

Evinger Bergbaudenkmal ist umgezogen