
Erika Scholz kauft regelmäßig auf dem Markt ein, gerne auch bei Händler Mirko Overhoff, der die Plastiktüten noch bereithält für Kunden, die ohne eigene Taschen kommen. Dieses Foto ist gestellt – Gekauftes kommt bei der Hombrucherin nicht in die Tüte. © Britta Linnhoff
Brief an Bezirksvertreter: Geht’s nicht auch ohne Plastik auf dem Hombrucher Markt?
Initiative
Erika Scholz ist regelmäßig auf dem Hombrucher Markt. Sie genießt den Besuch. Nur eines ärgert sie: Dass hier noch immer Vieles in Plastiktüten verpackt wird.
Gleich morgens macht sich Erika Scholz regelmäßig auf den Weg zum Markt – fast immer, jeden Mittwoch und jeden Samstag. Sie hat es nicht weit, sie wohnt in unmittelbarer Nähe. Sie geht gerne zum Markt, nur eines ärgert sie maßlos: Dass hier Obst, Gemüse und Kartoffeln noch immer in Plastiktüten gepackt werden.
Das veranlasste die 68-Jährige, an die Hombrucher Bezirksvertretung zu schreiben: Ihre Bitte: Die Plastiktüten sollen weg. Sie findet „Das geht gar nicht.“
Initiative der Bezirksvertreter
Das empfinden die Hombrucher Bezirksvertreter ähnlich und nahmen die Eingabe der Hombrucherin zum Anlass, selbst die Initiative zu ergreifen. Bezirksbürgermeister Nils Bernings Vorschlag: „Wir prüfen, ob es möglich ist, als Bezirksvertretung Taschen aus Baumwolle oder Leinen zu bedrucken und zu verteilen“. So könne man vielleicht weitere Marktbesucher animieren, vom Plastik Abstand zu nehmen.
Geld stehe aus Mitteln der Bezirksvertretung noch zur Verfügung. Möglicherweise könne auch eine gemeinsame Aktion mit der EDG, der Dortmunder Abfallentsorgung, sinnvoll sein. Nun will man reden und schauen, was geht. Dieser Vorschlag fand Zustimmung.
Niels Schulte ist Sprecher der Dortmunder Marktbeschicker. Er sagt: „Der Verbrauch der Plastiktüten sei schon deutlich zurückgegangen. Wir benutzen an unserem Stand zum Beispiel nur noch Papiertüten. Auch brächten immer mehr Kundinnen und Kunden eigene Beutel oder Taschen mit und würden beim Kauf schon sagen: „Bloß keine Plastiktüte“ – so wie Erika Scholz.

Erika Scholz hat immer Einkaufsnetze oder -beutel dabei. Sie würde sich wünschen, dass das noch mehr Menschen tun. © Britta Linnhoff
Bestimmte sehr leichte Plastiktüten mit weniger als 0,015 Millimeter Wandstärke sind aus hygienischen Gründen weiterhin erlaubt, zum Beispiel auch für Obst und Gemüse. Auch diese Tüten produzieren Müll, aber würden auch sie verboten, so die Sorge, werden noch mehr Lebensmittel vorab nur verpackt angeboten.
Kritik von der Umweltministerin
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte erst kürzlich gemahnt, sich an das geltende Plastiktüten-Verbot im Handel zu halten. Dabei ging es aber um die Betreiber von Supermärkten. Die Märkte sollten ihren Beitrag zur Eindämmung der Einweg-Plastikflut leisten und „Schummeltüten“, mit denen das Verbot umgangen werde, schnell aus dem Sortiment entfernen, sagte sie.
Hintergrund war hier die Praxis in Supermärkten und Drogerien, die auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert. Demnach würden Supermärkte und Discounter Einweg-Tüten aus Plastik einfach um wenige Mikrometer dicker machen, um sie legal anbieten zu können. Möglich sei das, weil unter das seit 1. Januar 2022 geltende Verbot lediglich Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis maximal 49 Mikrometern fielen.
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