
© Helmut Kaczmarek (Archiv)
Das ist die lange Anklageschrift gegen den mutmaßlichen Brandstifter
Brandserie
Seit November befindet sich ein mutmaßlicher Brandstifter in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft Dortmund wirft ihm 18 Taten vor, unter anderem versuchten Mord. Wir zeigen erstmals die lange Liste.
Rund vier Monate nach der Festnahme eines Verdächtigen (34) hat die Staatsanwaltschaft Dortmund die Akten zur Brandserie im Dortmunder Westen geschlossen und Anklage erhoben. Laut Pressesprecher Henner Kruse werden dem Mann, der immer noch in Untersuchungshaft sitzt, 18 Taten vorgeworfen.
Viele neue Erkenntnisse hat die zuständigen Staatsanwältin Sandra Lücke während ihrer Ermittlungen zutage gefördert. Interessant ist zum einen der Zeitraum. So soll der Verdächtige am 23. September 2019 das erste Feuer gelegt haben, ein halbes Jahr vor Beginn einer regelrechten Serie von Bränden.
Brandlegung in einem Kindergarten
Festnehmen konnte die Polizei den 34-Jährigen erst am 13. November 2020 in Verbindung mit der Kellerbrandserie im Dortmunder Westen. Seit März 2020 musste die Feuerwehr immer wieder zu Bränden in den Kellerräumen von Mehrfamilienhäusern ausrücken.
Interessant sind auch die Taten, die dem Verdächtigen vorgeworfen werden. So soll er nicht nur in Kellern, sondern auch in einem Kindergarten, in Gartenlauben, in einem leerstehenden Haus und in einem Lkw Feuer gelegt haben. Zudem sollen drei Diebstähle auf das Konto des Inhaftierten gehen.
Der Mann bestreite alle Taten, sagt Henner Kruse. Einzig den Diebstahl einer Kamera, die auf dem Dach eines Wohnhauses montiert war, habe er gestanden. Weil der Mann ansonsten beharrlich schweige, gebe es keinerlei Erkenntnisse zum Tatmotiv.

Auch Laubenbrände, wie hier an der Machariusstraße in Kirchlinde, wirft die Staatsanwaltschaft dem 34-jährigen Dortmunder vor. © Helmut Kaczmarek (Archiv)
Zwei Brandlegungen in bewohnten Häusern bewertet Staatsanwältin Sandra Lücke als versuchten Mord in Tateinheit mit versuchter schwerer Brandstiftung. „Er hat hier den möglichen Tod von Menschen billigend in Kauf genommen“, erklärt Henner Kruse. In der Anklageschrift sind dies die „Fälle 17 und 18“: am 16.10. im Keller an der Borussiastraße 2 und am 25.10. im Keller an der Lütgendortmunder Straße 16.
Das sind die weiteren Anklagepunkte
In sechs Fällen werden dem Dortmunder Brandstiftung, in sechs Fällen versuchte schwere Brandstiftung und in einem Fall versuchte Brandstiftung vorgeworfen. Hinzu kommen drei Diebstähle, darunter ein besonders schwerer Fall. Dieser bezieht sich auf einen Kita-Einbruch, wo der Tatverdächtige 100 Euro und eine Stereoanlage entwendet haben soll.
Henner Kruse nennt auf Anfrage alle Taten und Tatorte in der Anklageschrift:
- Brand in der Kita an der Kepplerstraße (plus Diebstahl) in Lütgendortmund
- Brand in einem leerstehenden Haus am Lütgendortmunder Hellweg in Lütgendortmund
- Fahrstuhl-Brand in einem Mehrfamilienhaus an der Schulte Heuthaus-Straße in Marten
- Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Haumannstraße in Marten
- Lkw-Brand plus Diebstahl von Handykabeln an der Germaniastraße in Marten
- Laubenbrand in einer Kleinegartenlage an der Machariusstraße in Kirchlinde
- Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Jungferntalstraße in Rahm
- Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Martener Straße in Marten
- Laubenbrand in einer Gartenanlage an der Egilmarstraße in Kirchlinde
- Laubenbrand in einer Gartenanlage an der Zollernstraße in Kirchlinde
- Laubenbrand in einer Gartenanlage an der Machariusstraße in Kirchlinde
- Kamera-Diebstahl an einem Haus in der Straße Wilhelmshöh in Lütgendortmund
- Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus am LütgendortmunderHellweg in Lügendortmund
- Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Werner Straße in Lütgendortmund
- Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Borussiastraße in Oespel
- Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Lütgendortmunder Straße in Lütgendortmund
Zur Kellerbrandserie gehören 23 Brandstiftungen, einige ereigneten sich auch im Stadtbezirk Mengede. Bereits im Februar teilte Sandra Lücke mit, dass man dem Verdächtigen nicht alle Brandlegungen nachweisen könne.
Der Tatverdächtige wird sich vor dem Landgericht verantworten müssen. Die Verhandlung beginnt voraussichtlich Ende April/Anfang Mai 2021.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
