
© Dieter Menne (Archivbild)
Brandschutzmängel an der FH Dortmund: Alter Baupfusch kostet Steuerzahler wohl Millionen
FH-Campus im Kreuzviertel
Die Brandschutzmängel in der FH Dortmund werden allein 2019 rund 700.000 Euro kosten – und das sind nur die Sofortmaßnahmen. In Sachen Schadensersatz gibt es schlechte Nachrichten.
Seit etwa einem halben Jahr gehören die Sicherheitsdienst-Mitarbeiter in den schwarzen Polohemden zum Alltag im Kreuzviertel-Campus der Fachhochschule: Alle 10 Minuten schlendern sie durch die Gänge des zentralen Hochhauses – jeweils einer in jedem der 8 Stockwerke, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.
Es sind Brandwachen. Denn Ende 2018 war zufällig bei Modernisierungsarbeiten entdeckt worden, dass schon in den 1950er-Jahren beim Bau des Hochhauses gepfuscht worden war: Der Feuerschutz in großen Teilen der Decken war ungenügend, bei einem Großbrand würden diese nicht so lange den Flammen standhalten wie vorgeschrieben.
Eigentümer: Es gab „keine Alternative zu Brandwachen“
Um den Lehrbetrieb am Standort nach dieser Entdeckung lückenlos weiterführen zu können, musste fortan gewährleistet werden, dass ein ausbrechendes Feuer sofort an die Feuerwehr gemeldet wird.
Doch eine flächendeckende Brandmeldeanlage, deren Alarm direkt bei der Feuerwehr eingeht, fehlte im Gebäude. Bis diese installiert ist, gibt es laut dem Eigentümer des Gebäudes, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), „keine Alternative zum Einsatz der Brandwachen“, so BLB-Sprecher Jörg Fallmeier.
700.000 Euro Kosten sind nur ein kleiner Vorgeschmack
Doch deren Einsatz ist teuer: 3300 Euro kostet der Sicherheitsdienst das Land NRW pro Tag. Allein dieses Jahr wird das Land rund 500.000 Euro für die Brandwachen ausgeben, bis die Brandmeldeanlage nach Angaben des BLB Ende Mai ihren Dienst aufnehmen kann. Diese kostet nochmal 210.000 Euro.
Das macht also rund 700.000 Euro Kosten, die dem Land entstanden sind, weil eine Baufirma in den 1950er-Jahren ihre Arbeit nicht richtig gemacht hat – und das ist voraussichtlich nur ein kleiner Vorgeschmack auf die in die Millionen gehenden Kosten, die eine großflächige Sanierung des Hochhauses und ein Umzug in ein Ausweichquartier verursachen werden.
Schadensersatz-Ansprüche sind längst verjährt
Trotzdem gebe es keinerlei Chancen, sich das Geld zurückzuholen, schreibt BLB-Sprecher Fallmeier auf Nachfrage: „Schadensersatzansprüche gegen Dritte sind schon vor dem Hintergrund verjährt, dass das Land die Immobilie bereits in den 1970er-Jahren von der Stadt Dortmund übernommen hat.“ Letzten Endes bezahlt also der Steuerzahler.
Brandwachen sind teuer, aber notwenig
3300 pro Tag auszugeben für einen Sicherheitsdienst, der nichts anderes macht als auf ein Feuer zu warten, das es in den letzten 60 Jahren nicht gegeben hat und es wohl nie geben wird? Das hört sich im ersten Moment nach Verschwendung an, nach einem Fall für den Bund der Steuerzahler. Aber dann denkt man noch einmal nach und stellt sich das Gegenteil vor: Was wäre denn bitteschön los, wenn dieser Großbrand doch ausbricht und später kommt heraus, dass die FH bewusst Brandschutzmängel ignoriert hat? Das wäre ein Skandal! Nein, auch wenn es ärgerlich ist, für die Fehler anderer viel Geld zu bezahlen: Das Leben und die Sicherheit der Studierenden und der FH-Mitarbeiter im Hochhaus gehen immer vor!1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
