Bodypainterin Gesine Marwedel verwandelt Menschen in Tiere – „Mein lieber Schwan“

© Oliver Schaper

Bodypainterin Gesine Marwedel verwandelt Menschen in Tiere – „Mein lieber Schwan“

rnKörperkunst

Die Dortmunder Bodypainterin Gesine Marwedel ist Expertin wenn es darum geht, Menschen in Tiere zu verwandeln. Unserem Kultur-Volontär hat sie eine kleine Kostprobe gegeben.

Dortmund

, 26.10.2018, 14:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Gesine Marwedel tunkt den feinen Pinsel in ein Glas mit Wasser, danach lässt sie die Spitze durch das kleine Farbdöschen kreisen. Als die Borsten weiß gefärbt sind, hört sie auf. Ein kurzer Strich auf ihrem Unterarm – das Ergebnis scheint sie zufriedenzustellen. Noch einmal wandert der Pinsel in die Dose, dann zieht sie erste Linien auf meinem Handrücken.

Wie eine Ganzkörpermassage

Es ist ein bisschen kalt und nass. Aber um ehrlich zu sein, hatte ich es mit viel kitzeliger vorgestellt. „Bodypainting fühlt sich an wie eine stundenlange Ganzkörpermassage“, erklärt mir Gesine Marwedel. „Manche meiner Models schlafen sogar ein.“ Das wird mir heute nicht passieren. Denn erstens wird nur meine Hand angemalt, „ungefähr 15 Minuten brauche ich dafür“, sagt Marwedel. Und zweitens bin ich viel zu fasziniert davon, was da gerade auf meiner Haut passiert.

Künstlerin Gesine Marwedel hat in der Redaktion Dortmund ein kleines Live-Painting auf der Hand unseres Volontärs Marc-André Landsiedel durchgeführt.

Künstlerin Gesine Marwedel hat in der Redaktion Dortmund ein kleines Live-Painting auf der Hand unseres Volontärs Marc-André Landsiedel durchgeführt. © Oliver Schaper

Gesine Marwedel (31) bemalt nun schon seit zehn Jahren menschliche Körper – seit zwei Jahren hauptberuflich. Davor hat sie im Bereich Sprach- und Kunsttherapie gearbeitet. Warum sie nicht Kunst studiert hat? „Die Kunstschulen wollten mich nicht. Ich wurde abgelehnt.“ Kaum zu glauben.

Erstlingsmotiv als Kostprobe

Die Dortmunderin ist Expertin, wenn es darum geht, menschliche Körper in Tiere zu verwandeln. Ich bekomme heute quasi ihr Erstlingsmotiv. Der Schwan war das erste tierische Bodypainting, das sie gemalt hat.

Zum Glück belassen wir es bei dem Kopf auf meinem Handrücken. Denn nach meiner Hochzeit im April ist mein Bauchansatz ehrlich gesagt nicht gerade kleiner geworden. Bedenken habe ich aber auch wegen der Haare auf meiner Hand. Zur Vorsicht habe ich sogar einen Rasierer eingepackt. „Kein Problem, da male ich einfach drüber. In diesem Fall geben die Haare dem Schwan sogar eine schöne Struktur“, erklärt mir Marwedel. Sie hat recht. Die weiße Farbe auf den Haaren sieht später aus wie Gefieder.

Die „Leinwand“ ist immer anders

Das Schöne am Bodypainting sei, dass jeder sich bemalen lassen könne, so Marwedel. Und da „die Leinwand“ dadurch immer anders sei, entscheide sie oft spontan, was sie überhaupt male.

Letzte Korrekturen: Auf dem schwarzen Hintergrund kommt der Schwan am besten zur Geltung.

Letzte Korrekturen: Auf dem schwarzen Hintergrund kommt der Schwan am besten zur Geltung. © Oliver Schaper

Durch ihre Tier-Paintings hat es Marwedel zu einer gewissen Bekanntheit gebracht. Heute wird sie auch schon mal für Werbespots oder für das Musikvideo eines US-amerikanischen Megastars gebucht. Den Namen darf sie leider nicht verraten. Doch ihre Lieblings-Paintings seien die, „wo eine persönliche Geschichte dahintersteckt“. Denn Marwedel setzt auch viele Privataufträge mit speziellen Motiv-Wünschen um und arbeitet unter anderem mit Krebspatienten.

Bis zu zwölf Stunden Arbeit

Aus den angekündigten 15 Minuten sind mittlerweile 60 geworden. Nicht, weil der Schwan nicht schon längst wunderschön aussähe. „Aber als Künstler findet man nie ein Ende, es gibt immer etwas zu verbessern“, erklärt Marwedel. Deshalb liebe sie auch das Bemalen von Menschen. Da müsse man halt irgendwann ein Ende finden. Außerdem sei es angenehm, wenn die Leinwand mit einem reden könne. Denn aufwendige Paintings dauern auch schon mal zwölf Stunden.

Heute sind wir nach einer Stunde fertig. Ich bin immer noch fasziniert – und verfluche schon jetzt den Moment, an dem ich mir wieder die Hände waschen muss.

Jetzt lesen

Gesine Marwedel malt auf der CAR in Essen
  • An diesem Wochenende (26. bis 28.10.2018) steigt auf der Zeche Zollverein in Essen die „Contemporary Art Ruhr“ (CAR), eine Verkaufsmesse für zeitgenössische Kunst.
  • Eröffnung ist an diesem Freitag (26.10.) um 20 Uhr. Am Samstag (27.10.) ist die CAR von 12 bis 20 Uhr und am Sonntag (28.10.) von 12 bis 19 Uhr geöffnet.
  • Auf 5500 Quadratmetern präsentieren mehr als 300 Künstler ihre Arbeiten, am Samstag zwischen 13 und 17 Uhr zu Sonderpreisen.
  • Am Samstag malt Gesine Marwedel live auf der CAR.
Schlagworte: