
© Beate Dönnewald
Dortmunder Familie braucht dringend Hilfe für ihre behinderte Tochter
Spendenaktion
Der Schritt in die Öffentlichkeit fällt Familie Ort nicht leicht. Doch die Verzweiflung ist größer als die Scham. Die Eltern einer behinderten Tochter funken SOS. Ihr Schicksal macht sprachlos.
Bei Familie Ort hat das Schicksal nicht nur einmal brutal zugeschlagen. Niederschmetternde Nachrichten und Diagnosen geben sich bei ihr seit fast 40 Jahren die Klinke in die Hand.
Größtes Sorgenkind der Orts, die in Dortmund-Bodelschwingh wohnen, ist Tochter Tatjana. Aufgrund einer Meningitis (Hirnhautentzündung) im Alter von sieben Monaten und weiterer schwerer Krankheiten ist die heute 39-Jährige geistig und körperlich behindert.
Ihre Eltern Johann und Lena Ort nennen die fröhliche junge Frau zärtlich ihr „Zuckerpüppchen“. Die starke Behinderung von Tatjana dominiert das Leben der Eheleute. Sie lieben ihre Tochter über alles, sie in andere Obhut zu geben, sei für sie keine Option, betonen sie.
Gesundheitlich ebenfalls schwer angeschlagen, geben die Eltern alles, um ihrem Kind ein schönes Leben zu bieten. Doch ihre finanziellen Mittel sind beschränkt, nachdem Johann und Lena Ort 2012 unverschuldet arbeitslos wurden. Der Vater arbeitet zwar wieder, doch das Gehalt ist im Vergleich zu seinem früheren Beruf als Schweißer und Schlosser deutlich geschrumpft.
Hoffen auf behindertengerechtes Auto
Was die Familie dringend braucht, sich aber nicht leisten kann, ist ein behinderten-gerechtes Auto. Denn aufgrund diverser Knochenbrüche, unter anderem im Mittelfuß, und Osteoporose ist Tatjana schon seit einigen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. „Zwei Anträge hat der LWL schon abgelehnt“, so Lena Ort.
Die Eltern möchten Tatjanas Leben etwas bunter machen, Ausflüge unternehmen, ihr ein wenig von der Welt zeigen. „Bislang waren wir zweimal im Urlaub“, sagt Mutter Lena. Hinter der 59-Jährigen liegen unter anderem zwei Herzinfarkte, ein Schlaganfall und mehrere Bandscheiben-Vorfälle.
Ein neues Auto mit einer Verladehilfe würde die Lebensqualität der Familie Ort erheblich steigern. Tatjanas zahlreichen Arzt- und Therapie-Termine könnten die gebeutelten Eltern dann mit weniger Aufwand stemmen.

Ein Herz und eine Seele: Lena Ort ist rund um die Uhr für ihre behinderte Tochter da - sie nennt sie liebevoll „Zuckerpüppchen“. © Beate Dönnewald
Mit Hilfe eines Sparkassen-Mitarbeiters haben Lena und Johann Ort nun eine Spendenaktion gestartet. „Obwohl uns das total peinlich ist, wir kommen uns vor wie Bettler“, sagt der Vater (62). Doch die Verzweiflung ist größer als die Scham. Bislang haben aber vor allem Verwandte und Freunde für das Fahrzeug gespendet. „Unsere Familie und Freunde stehen immer hinter uns“, sagt Lena Ort dankbar.
Um die Reichweite zu steigern, haben sich die Orts für den Schritt in die Öffentlichkeit entschieden. Bislang sind von den benötigten 30.000 Euro rund 10.300 Euro zusammengekommen (Stand 16.2.).
„Lachen statt weinen“
Optimismus hat die Familie durch die schweren Jahrzehnte getragen. Deshalb haben sie der Spendenaktion auf der Plattform „Spendenseite.de“ das Motto „Lachen statt weinen“ gegeben. Das verdient mit Blick auf Tatjanas Krankengeschichte größte Bewunderung. Allein diese Zahl schockiert: Die 39-Jährige musste bereits 50 Mal operiert werden.
Kinderlähmung, Hydrozephalus (Wasserkopf), ein epileptischer Anfall mit einer Gehirnblutung sind nur ein kleiner Ausschnitt ihrer Krankengeschichte. „Im Kopf habe ich einen Navigator“; sagt die humorvolle Frau und meint damit ihren „Shunt“, der das Volumen der Flüssigkeit im Gehirn vermindert. Jüngst wurden zwei Hirntumore diagnostiziert.
„Das Leben ist hart“
Tagsüber arbeitet Tatjana in einer Behindertenwerkstatt. Zu Hause wird sie rund um die Uhr durch ihre Eltern versorgt. Ob Toilettengang, Ankleiden, Essen, bei allem braucht sie Hilfe.
Während sie über den langen Leidensweg ihrer Familie spricht, muss Lena Ort immer wieder die Tränen wegdrücken. Doch sie will genauso wie ihr Mann stark sein für ihre Tochter. „Das Leben ist hart, aber wir ziehen durch“, sagt Johann Ort, während er Tatjanas Hand streichelt. Die junge Frau strahlt und fährt ihrem Vater über den Kopf: „Grauer Johann, meine Barbie“, sagt sie und lacht.
So finden Spender das Konto: Spendenseite.de, Aktion „Lachen statt weinen“ .
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
