Emotionaler Abschied Beliebte Dortmunder Gärtnerei schließt nach mehr als 60 Jahren

Emotionaler Abschied: Gärtnerei Friedrich schließt nach mehr als 60 Jahren
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Der Abschied fällt allen schwer. Der Senior-Chefin genauso wie den beiden Angestellten. Alle wirken niedergeschlagen an diesem Vormittag: Denn nach mehr als 60 Jahren muss der Gartenbaubetrieb Friedrich in Dortmund-Oespel für immer schließen. Die Entscheidung sei alternativlos, sagt Irene Friedrich.

Die 87-Jährige hat mir ihrem verstorbenen Mann Heinz Friedrich das Unternehmen 1960 übernommen und zu einer gefragten Gärtnerei mit angeschlossenem Blumen- und Pflanzenverkauf sowie Grabpflege aufgebaut. Bereits vor einigen Jahren wurde der Gartenbau, also die Kultivierung von Pflanzen, eingestellt.

Der 30. November 2022 wird der letzte Öffnungstag sein. Der Gedanke schmerzt die 87-jährige Irene Friedrich. Der Hauptgrund für den traurigen Schritt: „Wir finden leider kein Personal mehr für den Wochenmarkt in der Innenstadt“, sagt sie. Von 5 bis 17 Uhr wolle vor allem samstags niemand mehr arbeiten.

Ihre Mitarbeiterin Heike Oventrop nickt. „Früher haben wir uns abgewechselt, doch für eine alleine ist es einfach zu viel.“ Die 56-Jährige arbeitet für die Gärtnerei Friederich aber nicht nur auf dem Wochenmarkt. Sie kümmert sich zudem um die Pflege vieler Gräber auf dem Oespeler Friedhof.

Grabpflege geht weiter

Blumen Friedrich Oespel
Was aus den Gewächshäusern mit einer Gesamtfläche von rund 2000 Quadratmetern wird, ist noch unklar. Wahrscheinlich wird der Abrissbagger kommen. © Beate Dönnewald

Letzteres wird sie auch in Zukunft machen. Denn: „Die Gärtnerei Berndt in Wischlingen übernimmt unsere Mitarbeiterin und die Pflege der Gräber“, berichtet Irene Friedrich. Darüber sei sie sehr erleichtert.

Über 50 Jahre hat Fabiola Wagner in der Gärtnerei Friedrich gearbeitet. „Ich bin dankbar, dass ich solange bleiben durfte.“ Nun sei sie 70 Jahre alt und werde bald den Ruhestand genießen, sagt sie – und schaut dabei allerdings nicht glücklich aus.

Bereits Ende 2019 war die Oespeler Kult-Floristin aus dem Blumengeschäft der Gärtnerei an der Borussiastraße ausgezogen. Auch dieser Schritt fiel ihr schwer – seitdem arbeitet sie stundenweise in der Gärtnerei an der Ewald-Görshop-Straße 6 mit. Auch das nur noch bis zum 30. November. Ein Abschied in Raten.

Der letzte Öffnungstag soll ein ganz normaler Arbeitstag in der Gärtnerei Friedrich sein. Man wolle still und leise gehen, sagt Irene Friedrich. Ihr genauso wie den beiden Mitarbeiterinnen Fabiola Wagner und Heike Oventrop ist vor allem eines wichtig: „Wir wollen uns bei unseren treuen Kunden, bei unseren Freunden und Bekannten bedanken und wünschen ihnen Gesundheit und Zufriedenheit.“

Abriss der Gewächshäuser

Was aus dem großen Firmengelände und den Gewächshäusern mit einer Gesamtfläche von rund 2000 Quadratmetern werden wird, sei noch unklar, sagt Irene Friedrich. Für einen Pächter seien die Anlagen definitiv zu klein. „Das ist nicht mehr zeitgemäß.“ Wahrscheinlich müsse man alles abreißen.

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