
© Oliver Schaper
Black Friday auf Westenhellweg: Abstand trotz Corona nicht möglich
Menschenmassen in der City
Auf dem Westenhellweg in Dortmund tummeln sich am Black Friday die Menschenmassen – trotz Corona. Den nötigen Abstand einzuhalten ist praktisch nicht möglich.
Black Friday in der City. Auf dem Westenhellweg ist die Hölle los. In „normalen“ Jahren kann es auf der Einkaufsmeile eigentlich nicht voller sein als an diesem Freitag mitten in der Pandemie.
In den USA bildet der „schwarze Freitag“ nach dem Feiertag Thanksgiving den Startschuss fürs Weihnachtsgeschäft. In den vergangenen Jahren haben auch fast alle deutschen Marken und Geschäfte das Event für sich entdeckt und wollen sich mit Rabatten überbieten.
Doppelt so viele Menschen als in der vergangenen Woche
Auf dem Westenhellweg geht die Rechnung der Händler offenbar auf: Die Leute strömen in die Innenstadt. Die Schlange von der Einfahrt zum Thier-Galerie-Parkhaus reicht bis auf den Wall und sorgt dort für Stau. Auf dem Hellweg ist am frühen Abend kaum eine Lücke in der Menschenmasse zu sehen.
In Zahlen: In der Spitze rund 8100 Menschen waren zwischen 17 und 18 Uhr auf dem Westenhellweg unterwegs. Die hat Hystreet – ein Portal, das Passantenfrequenzen erfasst - gezählt. Zum Vergleich: Eine Woche zuvor (20.11.) waren es nur 3.969 Menschen - weniger als die Hälfte.
Für die einzelnen Geschäfte gelten Zugangsbeschränkungen, damit es drinnen nicht voll wird. Das sorgte aber dafür, dass draußen lange Schlangen entstanden. Wer etwa den Saturn-Markt betreten wollte, musste am frühen Abend bis zum McDonald‘s und dem ehemaligen Kaufhof stehen.
Um das Einlassmanagement zu verbessern, hat das Ordnungsamt noch am Freitag Absperrband verteilt. Die Maßnahmen sollen nach Informationen dieser Redaktion am Samstag ausgeweitet werden.
Mitarbeiter des Ordnungsamtes bahnten sich am Freitag mit einem Bulli in Schrittgeschwindigkeit den Weg durch die Massen. „Bitte versuchen Sie, auch in den Warteschlangen den geforderten Mindestabstand einzuhalten“, schallte aus einem Lautsprecher: „Und tragen Sie Ihre Mund-und-Nasen-Bedeckung.“
Wenig später bahnte sich ein Wagen der Feuerwehr mit Martinshorn einen Weg durch die Massen: Vor einem Modegeschäft gab es einen kleinen Brand in einem Müllcontainer. Als die Einsatzkräfte es durch die Menge geschafft hatten, war das Feuer in kürzester Zeit gelöscht.
Ausrufe von „Oh mein Gott“ bis „Alter Schwede“
Thier-Galerie-Chef Markus Haas hatte im Vorfeld des Black Fridays gesagt, dass die Händler keine besondere Angst vor einem großen Zulauf haben. Und dass die Thier-Galerie sich mit Abstandsmarkierungen und zusätzlichem Personal vorbereitet habe.
Beim Betreten des Einkaufszentrums mochten am Freitag manche Besucher aber sofort wieder gehen. Abstände existierten an diesem Tag in der Thier-Galerie praktisch nicht, die Kunden liefen kreuz und quer durch das Einkaufszentrum. Auch draußen auf der Straße hörte man aus der Schlangen immer wieder erstaunte bis schockierte Ausrufe wie „Oh mein Gott“ oder „Alter Schwede“.
Der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann hat sich ebenfalls einen Eindruck vom Black Friday verschafft. Auch er ist „geschockt“ von den Menschenmassen, sagte er unserer Redaktion. „Die Pandemie scheint bei den Leuten keine Rolle zu spielen“, so Heimtanns Erkenntnis. Dennoch bleibt seine Gemütslage ambivalent: Für den Handel ist das rege Treiben natürlich gut, für das Infektionsgeschehen wahrscheinlich nicht.
Die Verantwortlichen werden wohl auch am Samstag einen genauen Blick auf die Lage am Westenhellweg haben. Denn viele Black-Friday-Angebote gelten dann weiterhin. Ein ähnlicher Besucherstrom in der City ist zu erwarten. Ob die Schnäppchenjagd längerfristige Folgen haben wird, könnten die städtischen Infektionszahlen in den kommenden Wochen zeigen.
Hier ist unser Bericht vom Samstag (28.11.) zu lesen:
1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.

Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
