
© Jörg Bauerfeld
Biohof in Dortmund: Keine Schweinereien mit dem Schweinefleisch
Bio-Fleisch aus Dortmund
Immer mehr Menschen kehren den Fleischgroßhändlern den Rücken. Der Tönnies-Skandal hat aufgerüttelt. Und das Gute liegt so nah. Zum Beispiel auf dem Schultenhof im Dortmunder Süden.
Es ist so eine Sache mit dem Fleischverzehr. Für den Genuss muss immer ein Tier sterben, so oder so. Aber es geht auch um Respekt vor dem Lebewesen und darum, ihm, in diesem Falle dem Schwein, zumindest bis zu seinem Tod als Nutztier ein würdiges Leben zu ermöglichen.
Im Dortmunder Süden gibt es diesen Ort, an dem die Schweine sich noch wie Schweine fühlen dürfen. Der Schultenhof an der Stockumer Straße betreibt seit 20 Jahren eine Schweinezucht. Oder besser gesagt, hier werden auf Bio-Höfen gezeugte Ferkel bis zur Schlachtreife großgezogen.

Schultenhof-Landwirtin Anne Hülsen kümmert sich um die Schweine. © Jörg Bauerfeld
Im Moment sind es 60 Nutztiere, die sich in dem offenen Stall auf dem Hofgelände tummeln – bis es auch hier zum Schlachthof geht. Marthe Pflüger ist erst seit einigen Wochen die neue Hofleitung, war aber schon einmal auf dem Schultenhof tätig.
Fleisch für den Hofladen
Sie ist auch für den Hofladen zuständig, in dem das Fleisch der Tiere landet, wenn es vom Schlachthof zurückkommt. Der liegt im Übrigen in Unna und heißt Jedowski.
Auf dem Hof gibt es eine eigene Metzgerei, die das Fleisch dann weiter verarbeitet und in den Hofladen bringt. „Fast das gesamte Schweinefleisch, das in unserem Hofladen angeboten wird, kommt auch von hier“, sagt Marthe Pflüger. „Bis auf ganze kleine Ausnahmen.“ Das, was zugekauft wird, sei aber auch Bio pur, versichert sie.

Der Außenbereich des Stalls: Durch die Klappe können die Tiere ins Innere. © Jörg Bauerfeld
Das mit der Schweineaufzucht auf dem Schultenhof ist übrigens eine komplizierte Kiste. Zuerst werden Ferkel gekauft. Beim Bio-Hof Hannes in Werne-Stockum. Die kleinen Schweinchen werden dann nach Steinfurt gebracht.
Zu einer ehemaligen Landwirtin vom Schultenhof. „Dort bleiben sie, bis sie ein Gewicht von 60 Kilo erreicht haben“, sagt Marthe Pflüger. Dann geht es gruppenweise in den Stallbereich am Schultenhof.

So sieht es innen aus. Hier wird geschlafen. © Jörg Bauerfeld
Hier leben sie dann in einer festen Gruppe von 6 bis 8 Tieren in einem Bereich, in dem sie nach draußen oder drinnen können. Zwei fest angestellte Landwirte kümmern sich um sie und um die weitere Produktion (Eier, Gemüse) auf dem Schultenhof, der ebenfalls eine Werkstätte der Awo beheimatet.
Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten auf dem Schultenhof. Darunter fällt auch die Pflege der Tiere. „Die Schweine kennen das, lassen sich gerne streicheln. Auch von den Besuchern, die bei uns auf den Hof kommen“, sagt Marthe Pflüger.

In den Stall kommen keine Besucher. © Jörg Bauerfeld
Aber auch auf dem Schultenhof hat das Schweineleben einmal ein Ende. Und wenn man später ein Schnitzel auf dem Teller liegen hat, muss man wissen – alt werden die Tiere nicht. Auch, wenn sie es zu Lebzeiten gut haben.
„Ich wäre kein guter Landwirt“, sagt Marthe Pflüger. Ihr gehe das schon manchmal nahe, wenn die Tiere zum Schlachter abgeholt werden. Jede Woche werden einige der Tiere geschlachtet.
Kein Kontakt zu Tönnies
Und was ist mit dem Tönnies-Fleischskandal? „Wir kriegen tatsächlich immer wieder E-Mails, ob wir damit etwas zu tun haben. Haben wir aber nicht“, so Marthe Pflüger. Aber: Die gute Haltung der Tiere hat auch seinen Preis. Und der kann bei einem Kilo schon mal das Achtfache vom Billigfleisch sein.
Wie kann der Verbraucher denn gutes Fleisch erkennen? Zum Beispiel an den Wasserablagerungen. Je mehr Wasser in dem Fleisch sei, desto mehr Stress habe das Tier gehabt, so Marthe Pflüger. Also: Je kleiner das Schnitzel in der Pfanne wird und je mehr sich das Fleisch nach oben biegt, umso schlechter ist die Qualität.
- Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Freitag und Samstag von 10 bis 19 Uhr, Sonn- und Feiertag von 10 bis 15 Uhr. Montag Ruhetag.
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Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
