Diese 5 Biere empfiehlt der Biersommelier in Dortmunds neuestem Pub Test im „The Londoner“

Biersommelier testet 5 Biere vom Fass im Dortmunder Pub The Londoner
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Es ist so voll, dass wir kaum noch eine Ecke für uns finden. Seit der gebürtige Brite Charles Gardner seinen English Pub „The Londoner“ an der Hohen Straße eröffnet hat, ist hier ständig was los. Und das nicht ohne Grund: Der Pub hat nicht nur ein ganz besonders englisches Design, sondern auch allein 24 verschiedene Biere vom Fass.

Typisch englisch ist schon die Atmosphäre im Dortmunder Pub.
Typisch englisch ist schon die Atmosphäre im Dortmunder Pub. © Joscha F. Westerkamp

Aber sind die Biere auch gut? Das haben wir Markus Maurer (39) testen lassen, einen Diplom-Biersommelier aus Dortmund. Er veranstaltet Bierverkostungen, gibt Braukurse oder sitzt in Jurys und testet dort Bier. Zwischen 16.000 und 20.000 verschiedene Biersorten habe er in seinem Leben schon getrunken, sagt er – im „The Londoner“ wählt er für uns fünf ganz besondere von der Karte.

Bier 1: Fuller’s London Pride

Den Anfang in Maurers Auswahl macht ein englischer Klassiker: das Fuller’s London Pride, ein Bier des Stils „Amber Ale“. Für uns will Maurer vorgehen wie bei einem professionellen Bier-Tasting. Zuerst bewertet er das Aussehen. Das Bier habe genau die bernsteinbraune Farbe, für die der Name Amber stehe.

Die Schaumkrone sei relativ klein – „das ist aber komplett normal im English Pub“, so Maurer, denn „fast überall auf der Welt wollen die Leute lieber das Glas voll haben“.

Fuller's London Pride
Ein „Fuller's London Pride“ im Dortmunder Pub „The Londoner“ © Joscha F. Westerkamp

Weiter macht er mit der Bewertung des Aromas: „Wir haben hier ganz klassisch leichte Toffeenoten“, beschreibt er, „ein schön rundes malziges Aroma, wie man das erwarten würde.“ Dann probiert er. „Kann man sich direkt mal merken: englische Biere am besten in etwas größeren Schlucken trinken, die sind dafür ausgelegt.“

Zu Beginn habe das Bier einen recht süßen Antrunk mit karamelligen, honigartigen Noten, werde nach hinten raus aber deutlich trockener. „Es braucht jetzt keiner erwarten, dass das eine ganz süße Bombe ist. Es nimmt einen malzigen Anfang, wird dann aber schön gehopft.“ Am ehesten vergleichen könne man es geschmacklich mit einem Dortmunder Export.

Kalt kommt das Bier aus den vielen Zapfhähnen des English Pub. Warmes Bier – das sei ein Vorurteil, so Maurer.
Kalt kommt das Bier aus den vielen Zapfhähnen des English Pub. Warmes Bier – das sei ein Vorurteil, so Maurer. © Joscha F. Westerkamp

Und die Temperatur des servierten Bieres? Die sei optimal. „Da hat man ja häufig Sorge, wenn man in einen English Pub geht, dass das Bier warm wäre. Absolutes Vorurteil, das hier ist gut gekühlt.“

Bier 2: „Stone IPA“

Das zweite Bier, ein „Stone IPA“, werde von einer US-amerikanischen Brauerei produziert, auch wenn der Bierstil IPA eigentlich aus England stamme, erklärt Maurer: „IPA steht für India Pale Ale, das war ursprünglich gedacht, um die indische Kolonie mit Bier zu versorgen.“

Stone IPA
Ein Glas „Stone IPA“ am Tresen des „The Londoner“ in Dortmund © Joscha F. Westerkamp

Das Aussehen sei schon mal wieder komplett richtig. „Es ist noch eine gewisse Trübung im Bier, genau wie man es erwarten würde von einem klassischen IPA.“ Sehr positiv zu bewerten sei auch das Glas: „Das Bier hat relativ viel Aroma, da ist so ein Tastingglas genau das richtige.“ Es hat fast die Form eines Weinglases.

Der Geruch unterscheide sich sehr vom ersten Bier – dieser sei viel fruchtiger. Und entsprechend auch der Geschmack. „Das Bier trinkt sich relativ frisch an, hat dann aber hinten raus eine sehr knackige, durchaus anspruchsvolle Bitterkeit.“

Bier 3: „Grimbergen Blanche“

Weiter geht es mit einem sehr außergewöhnlichen belgischen Bier. Das „Grimbergen Blanche“ werde mit Koriander und Orangenschale gebraut. „In Deutschland würden viele jetzt sagen: ‚O Gott, das widerspricht ja dem Reinheitsgebot!‘ Ist in Belgien aber völlig normal.“

Wer das in Deutschland produzieren wolle, brauche dennoch eine Ausnahmegenehmigung – und dürfte es wohl auch nicht Bier nennen.

Grimbergen Blanche
Wird mit mit Koriander und Orangenschale gebraut: Ein „Grimbergen Blanche“ © Joscha F. Westerkamp

Erste positive Feststellung, als das Bier kommt: Dieses Mal ist nicht nur das Glas von der Form perfekt, sondern auch noch von der passenden Brauerei. Das Bier sieht viel heller aus als die anderen, das erkläre schon der Bierstil, sagt Maurer, denn es sei ein belgisches Weißbier.

„Das Aroma ist sehr frisch, sowohl die verwendete Hefe als auch die verbraute Orangenschale geben sehr spritzige Zitrusnoten rein. Dazu das leicht erfrischende, krautige vom Koriander – riecht optimal.“ Auch der Geschmack sei sehr angenehm, wahnsinnig spritzig, „wer so was ähnliches wie ein Radler sucht, ohne Limo in sein Bier kippen zu müssen, ist hier absolut zu Hause“.

Bier 4: „Newcastle Brown Ale“

Das „Newcastle Brown Ale“ sei ein weiterer Pub-Klassiker, sagt Maurer, das wahrscheinlich bekannteste „Brown Ale“ der Welt. „Die Engländer waren oft nicht besonders kreativ, wenn es um die Namen ihrer Bierstile ging. Es ist offensichtlich, warum das Brown Ale so heißt: Wir haben diese wunderschöne kasatanienartige Farbe, so ein fuchsiges helles Brauen, genau das, was man erwartet.“

Newcastle Brown Ale
Ein Pub-Klassiker darf im „The Londoner“ nicht fehlen: das „Newcastle Brown Ale“ © Joscha F. Westerkamp

Auch dieses Bier kommt im passenden Glas – das ist allerdings eher schmal und zylinderförmig. „Das Glas beschlägt, das ist direkt ein gutes Zeichen dafür, dass die Temperatur anständig ist“, sagt Maurer.

Der Geruch sei leicht nussig. „Wenn man frisch gebackenes dunkles Brot aus dem Ofen holt, das eine leicht zu dunkle Kruste gekriegt hat, das ist das, was man geruchlich von einem guten Brown Ale erwarten würde.“

Und der Geschmack: „Das Bier hat eine leichte Süße im Antrunk, ist dabei aber sehr frisch, gut karbonisiert. Das ist etwas, was überrascht, solche Biere finden wir gar nicht so häufig, macht das Bier aber wahnsinnig trinkbar.“

Bier 5: „Hop House 13 Lager“

Das letzte Bier kommt aus Irland, und zwar von einer besonders bekannten Brauerei: Guinness. „Lager-Biere sind in der britischen Tradition eigentlich nicht so stark vertreten, ich find’s aber schön, dass sie es hier trotzdem anbieten“, sagt Maurer.

Hop House 13
Biersommelier Markus Maurer mit einem „Hop House 13“ © Joscha F. Westerkamp

Kurze Erklärung für alle, die mit der Bezeichnung Lager nichts anfangen können: Es gebe zwei große Kategorien, Ale und Lager. Ale heiße auf Deutsch obergärig und Lager untergärig.

„Traditionell waren alle Biere obergärig, erst durch die Erfindung der elektronischen Kühlung wurden auch untergärige Biere möglich.“ Viele deutsche Biersorten, etwa auch Pils oder Export, seien Lager-Biere. „Wenn man von der Hefe gar nichts schmeckt, kann man immer sicher sein, dass es untergärig ist.“

Doch nun zum Test: „Man riecht sofort, dass wir es hier mit mehr Hopfen zu tun haben. Das Bier riecht von den fünf am dezentesten, hat relativ wenig Malz-Aromatik“, sagt Maurer.

Der Antrunk sei frisch und spritzig, „dann wird das Bier hinten raus sehr grasig, schöne grüne Aromatik – hier wird wirklich mit Hopfen gespielt“. Erneut stimmten würden Temperatur und Glas: „Auch hier hab ich nichts auszusetzen.“

Alle fünf Biere nach Maurers Testschlücken
Alle fünf Biere nach Maurers Testschlücken © Joscha F. Westerkamp

Maurers Favorit

Und was ist nun der Favorit des Experten? „Das ist ein enges Rennen zwischen Stone IPA und London Pride“, sagt er. „Die Biere hier sind alle optimal serviert worden, sie waren nicht zu warm, nicht zu kalt, für fünf verschiedene Biere gab es vier verschiedene Gläser, davon waren drei exakt passend. Daher kann ich nur nach persönlichem Geschmack entscheiden.“

Lob erhält auch der Betreiber des „The Londoner“, Charles Gardner.
Lob erhält auch der Betreiber des „The Londoner“, Charles Gardner. © Joscha F. Westerkamp

Selbst die Atmosphäre sei sehr, wie er es von Pubs aus London kenne. „Man merkt, dass der Betreiber schon einen Pub in London hatte.“ Und selbst mit den Preisen ist Maurer sehr zufrieden. „Die Fasspreise sind absolut gerechtfertigt, und die Flaschenpreise finde ich sogar wirklich günstig.“

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