Hillwood in Lünen: Logistik nur eine „Gewerbehalle“ Durchfahrtverbot für Lastzüge in Dortmund?

Hillwood in Lünen: Bezirksvertretung will Durchfahrtverbot für Lastzüge
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Es ist doch erst eine Hallenhälfte vermietet. Das Verkehrsgutachten nur eine Worst-Case-Prognose. Verkehr durch die Dortmunder Stadtteile Schwieringhausen und Holthausen – kaum zu erwarten. Verkehrschaos in Brambauer - never! Tiefstapelei in Stadtverwaltungen.

Es ist ein Puzzle neuer Informationen rund um die Logistikhalle mit Großkühlhaus des us-amerikanischen Unternehmens Hillwood in Lünen an der Stadtgrenze zu Dortmund. Das Bild, das tatsächlich auf die Anwohner auf beiden Seiten der Stadtgrenze an Belastungen durch Verkehr zukommt, bleibt weiterhin schemenhaft.

Am Mittwoch (11.9.2024) war „Hillwood“ Thema in den Bezirksvertretungen in Mengede und Eving. In Eving trugen Anwohner aus Holthausen einmal mehr ihre Sorge vor zusätzlichem Verkehr und Gefahren vor allem auch für Kinder vor. Und erhielten viel Zuspruch vonseiten der Politik.

Lünen erwartet kein Verkehrschaos

In Mengede berichtete Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann von E-Mail-Korrespondenzen mit Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine Frauns und dem Beigeordneten für Planen und Bauen, Arnold Reeker, sowie Dortmunds Planungsdezernent Stefan Szuggat.

Ein Fokus: Der Knotenpunkt Elsa-Brändström-Straße/Brechtener Straße. Er liegt auf einer der Umleitungsstrecken von Schwieringhausen nach Mengede, seitdem die Schwieringhauser Kanalbrücke gesperrt ist. Die Stadt Lünen plane keine Verbindungsstraße zwischen Elsa-Brändström-Straße und Zechenstraße in Lünen-Brambauer, um den Knotenpunkt zu entlasten. Ebenso sei an der Einmündung keine Ampelanlage geplant.

Derzeit sei aus Lüner Sicht kein Verkehrschaos zu erkennen, teilte Arnold Reeker mit. Der Hillwood-Hallenkomplex sei noch in der Vermarktung. Ein Unternehmen aus der Medizinbranche miete voraussichtlich eine Hälfte der Halle an. Für die andere Hälfte gebe es noch keine Interessenten.

Elsa-Brändström-Straße in Lünen Brambauer.
Die Stadt Lünen sieht derzeit keine Notwendigkeit, die Elsa-Brändström-Straße zu entlasten. © Uwe von Schirp

Die Stadt Lünen stehe mit Investor Hillwood in Kontakt, um konkrete Angaben über das tatsächlich zu erwartende Verkehrsaufkommen zu bekommen. Das Verkehrsgutachten gehe von Worst-Case-Szenarien aus, erklärt Lünens Beigeordneter Reeker. Sie basieren auf empirischen Berechnungen aufgrund der Hallengröße und Beschäftigtenzahl.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Bewertung von Dortmunds Planungsdezernent Stefan Szuggat. „ln dem Gewerbegebiet ‚Alte Herrenthei‘ in Lünen entsteht eine Gewerbehalle mit der Nutzung ‚Großkühlhaus‘“, schreibt Szuggat in einem Bericht an die Bezirksvertretung Eving. „Es ist kein ‚Logistikzentrum‘.“ Dabei unterscheidet sich der Bau äußerlich mit seinen Toren und Rampen in nichts von einer Logistikhalle.

Szuggat folgt der Lüner Beurteilung der Verkehrsströme. Ausgehend von der Sperrung der Kanalbrücke in Schwieringhausen, fließe der Verkehr laut Gutachter zu 100 Prozent in nördlicher Richtung über Brambauer.

Zu 70 Prozent sollen die maximal 500 Fahrzeuge (davon 384 Lastwagen) durch den Ortskern Brambauer, zu 30 Prozent über Dortmund-Brechten rollen. Somit, so der Dortmunder Planungsdezernent, sei mit einer zusätzlichen Belastung für Brechten, nicht aber für Holthausen – und damit auch Schwieringhausen – zu rechnen.

„Mit der zukünftigen Öffnung der Schwieringhauser Kanalbrücke und den gegebenenfalls dann anders verlaufenden Verkehren wird die Situation vor Ort zu überprüfen und neu zu beurteilen sein“, teilt Stefan Szuggat den Politikern mit. „Die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Dortmund könnte bei erhöhtem Lkw-Verkehrsaufkommen in Schwieringhausen gegebenenfalls verkehrsrechtliche Beschränkungen erlassen.“

Gewerbehalle von Hillwood in Lünen.
Sieht aus wie ein Logistikzentrum, ist nach Aussage von Dortmunds Stadtplaner Szuggat nur eine Gewerbehalle. © Uwe von Schirp

Einen Antrag dazu brachte die Bezirksvertretung Mengede schon am Mittwoch auf den Weg. Einstimmig beschloss sie, den Verkehr auf der Altmengeder Straße und der Schwieringhauser Straße für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht zu verbieten – Anlieger ausgenommen.

Möglich ist dies, weil beide Straßen als nur innerörtliche Verbindungen nicht mehr im Vorbehaltsnetz klassifiziert sind. Dort sind allein Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie Hauptverkehrsstraßen und Hauptverbindungsstraßen nach dem Flächennutzungsplan verblieben. Das hatte der Dortmunder Rat im Mai beschlossen – auch für andere Straßen im Stadtgebiet.

Hintergrund ist, dass in den letzten Jahren Bezirksvertretungen Anträge auf Tempo-30-Streckenabschnitte gestellt hatten. Dafür fehlte bei Straßen im Vorbehaltsnetz aber die verkehrsrechtliche Basis. Dennoch bedarf es für Schwieringhauser und Altmengeder Straße jetzt noch einer Einzelprüfung durch die Verkehrsbehörde.