Peter Spineux (CDU) und Stefan Keller (SPD) in der Bezirksvertretung Huckarde

Kontrahenten nebeneinander: Peter Spineux (CDU) und Stefan Keller (SPD) wollten beide Bezirksbürgermeister Huckardes werden. © Natascha Jaschinski

Nach Paukenschlag-Wahl: Ton in Dortmunder Lokalparlament wird gleich rauer

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Die SPD wird an diesem Ergebnis zu knabbern haben: Im Dortmunder Westen ist ein neuer Bezirksbürgermeister gewählt worden. Er kommt aus der CDU. In der Bezirksvertretung wurde der Ton prompt rauer.

Huckarde

, 20.10.2022, 08:52 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am Anfang dieses denkwürdigen Nachmittags gab es erstmal Schokolade: Frank Führer, Geschäftsführer der Huckarder Bezirksvertretung, schmiss in der Sitzung am Mittwochnachmittag (19.10.) eine Runde Ü-Eier für die Lokalpolitiker. Denn die 17. Sitzung dieser Wahlperiode war eine ganz besondere: Ein neuer Bezirksbürgermeister musste gewählt werden. Außerplanmäßig.

Eigentlich wäre Harald Hudy (SPD) noch bis 2025 im Amt geblieben, doch Ende September gab der 75-Jährige seinen Posten als erster Bürgermeisters ab. Er ist schwer krank. Daher die Neuwahl.

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Was als Gag gemeint war oder auch als schlichte Nervennahrung, entpuppte sich dann aber als nahezu prophetisch: Die Bürgermeisterwahl wurde zum Huckarder Überraschungs-Ei. Die Neugier war groß, der Ausgang überraschend. Für die SPD negativ-überraschend. Ihr dürfte die Lust auf Schokolade um 16.33 Uhr vergangen sein.

Frank Führer, Geschäftsführer der Bezirksvertretung Huckarde, verteilte Ü-Eier.

Fast schon prophetisch: Vor der Wahl verteilte Frank Führer, Geschäftsführer der Bezirksvertretung Huckarde, Ü-Eier. © Natascha Jaschinski

Da verkündete Frank Führer das Ergebnis der Stimmzettel. 18 Bezirksvertreter hatten sie zuvor in die Wahlurne in einem kleinen Ankleidezimmer der Bezirksverwaltung geworfen. Neun Stimmen für Peter Spineux von der CDU, bisher stellvertretender Bezirksbürgermeister, und sieben für seinen Kontrahenten Stefan Keller, Fraktionsvorsitzender der SPD. Zwei Enthaltungen.

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SPD hat sieben Sitze, die CDU nur vier

Damit steht ein CDU-Mann an der Spitze eines Dortmunder Stadtbezirks, der noch immer eine SPD-Hochburg ist. Die Sozialdemokraten haben bei der letzten Kommunalwahl 2020 sieben Sitze in der Bezirksvertretung gewonnen, die CDU nur vier. Das Ergebnis jetzt: ein Schock, der sich auch in den Gesichtern der SPD-Vertreter widerspiegelte.

Und in einigen Kommentaren. So entfuhr es Eckhard Knaebe, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, im Laufe der weiteren Sitzung bei einer Diskussion um E-Ladesäulen: „Das wundert mich, aber mich wundert hier heute auch wieder nichts mehr.“

Auch sonst fällt auf: Nach der Wahl wurde der Ton rauer als sonst in den Sitzungen der Huckarder Bezirksvertretung. Eigentlich rühmt sich die Lokalpolitik für ihren sogenannten „Huckarder Kompromiss“, Spineux hob ihn nach seiner Wahl am Mittwoch auch direkt noch mal hervor.

Diese Art der Politik ist ein Erbe Harald Hudys und seiner 28 Jahre als Bezirksbürgermeister. „Ich habe immer darauf hingewirkt, dass die Fraktionen zusammenarbeiten“, erklärte er uns noch im September. Weil er es satt gehabt habe, dass sich Diskussionen und Streitereien im Klein-Klein verlieren.

Die Bezirksvertretung Huckarde bei ihrer Sitzung am Mittwoch (19.10.)

Die Bezirksvertretung Huckarde hat in ihrer Sitzung am Mittwoch (19.10.) einen neuen Bezirksbürgermeister gewählt. © Natascha Jaschinski

Plötzlich werden Anträge auseinandergepflückt

Am Mittwoch stand die BV manchmal kurz davor. Da diskutierte die SPD darüber, ob nun im Antrag oder in der Begründung für den Antrag korrekterweise stehen müsse, dass man einen Ortstermin wünsche. Da gab sie sich erstaunt, dass die CDU sich nun Themen zu eigen mache, die man eher den Grünen zuordnen würde. Da wurde ein Antrag zur Überdachung einer Bank auseinandergepflückt und über einen anderen geurteilt: „Haben wir nicht andere Probleme?“

Irgendwann ließ sich Claudia Brückel, Vorsitzende der CDU-Fraktion, zu der Bemerkung hinreißen: „Wir können jetzt gerne weiter polemisch arbeiten.“ Oder aber vernünftig Entscheidungen treffen.

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Letztlich beschloss man dann doch noch vieles einstimmig. Aber: Solch rauere Töne ist man aus Huckarde nicht gewohnt. Harald Hudy dürften sie nicht gefallen. Seiner Frau Monika Greve auch nicht. Mitbekommen hat sie sie aber nicht mehr: Direkt nach der Wahl verließ sie die Sitzung schnell.

Ganz zu Anfang hatte sie noch einen Blumenstrauß, Grüße und Dank für ihren Mann entgegengenommen. Mit Tränen in den Augen. Harald Hudy liegt im Krankenhaus.

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