Viel Unmut gibt es nach der Entscheidung des Katholischen Krankenhauses Dortmund-West, sein Bewegungsbad ab Juli zu schließen. Vor allem diejenigen, die dort bisher an Kursen für Rehasport, Wassergymnastik oder Babyschwimmen teilgenommen haben, sind sauer. „Das ist der Ort, an dem ich ein Mal in der Woche für 45 Minuten schmerzfrei sein kann“, erklärte die Betroffene Gabriele Girlich unserer Redaktion. Wie viele hat sie die Sorge, bei der Suche nach alternativen Reha-Plätzen auf der Strecke zu bleiben.
Viel Wirbel um die Entscheidung, die unter anderem er getroffen hat: Axel Westermann. Er ist Standortleiter und Pflegedirektor, managt also die Kirchlinder Klinik. Zusammen mit Dr. Holger Böhm, Pressesprecher der Katholischen St. Paulus Gesellschaft, zu der das Krankenhaus gehört, erklärt Axel Westermann die Gründe für Aus des Bads.
Herr Westermann, viele Betroffene sind verärgert über die Schließung des Bewegungsbads. Was sagen Sie zu der Kritik?
Westermann: „Ich kann das aus der Sicht von jedem Einzelnen, der da betroffen ist, sehr gut nachvollziehen. Da stecken auch unterschiedliche Krankheitsgeschichten dahinter. Aber nach einem langen Abwägungsprozess sind wir zu dieser Entscheidung gekommen.“
Warum ist die Entscheidung gegen das Bewegungsbad ausgefallen?
Westermann: „Wir können das Bad nicht weiterbetreiben, weil wir nicht mehr ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Den Betrieb aufrechtzuerhalten, kostet viel Geld. Die Wassertemperatur liegt bei 29 Grad Celsius, die hygienischen Bedingungen müssen stimmen. Gleichzeitig steigen die Energiekosten rasant, das merken wir ja alle momentan. Und auch die Personalkosten sind durch die hohen Tarifabschlüsse, die ja zu begrüßen sind, deutlich gestiegen.“
Und das können Sie nicht auffangen?
Westermann: „Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem die Belastungen so groß werden, dass sie unsere Möglichkeiten übersteigen. Wir müssen den Betrieb hier aus dem Mitteln beziehen, die wir von den Krankenkassen bekommen – für die Patienten, die bei uns stationär in Behandlung sind. Über die Höhe der Zuwendungen der Krankenkassen entscheidet der Bund. Diese Mittel sind allerdings kaum gestiegen. Da werden die ganzen Kostensteigerungen nicht berücksichtigt.“
Wäre der Weiterbetrieb des Bads nicht trotzdem mit einem Minimalaufwand möglich?
Westermann: „Nein, dafür müssten grundsätzliche Dinge erneuert werden. Die Wasseraufbereitung, die Lüftungstechnik. Da wären große Investitionen für den Weiterbetrieb notwendig.“
Haben Sie denn Alternativen geprüft? Gab es keine anderen Stellen, an denen gespart werden könnte?
Westermann: „Wie jedes andere Unternehmen prüfen wir ständig unsere Kostenstruktur. Als christliches Krankenhaus machen wir außerdem keinen Gewinn. Was wir erwirtschaften, stecken wir als Investitionen wieder rein. Aber hier müssen wir uns eben auf unser Kerngeschäft konzentrieren.“

Was von der Schließung betroffene Kursteilnehmer nicht so richtig verstehen ist, warum für den 2022 eröffneten Neubau des Bettenhauses trotzdem 26 Millionen Euro in die Hand genommen wurden.
Westermann: „Dazu muss man sagen: Unsere Gebäude sind über 150 Jahre alt. Wir müssen modernisieren. In den alten Beständen haben wir teilweise einen Standard, nach dem wir keine Patienten mehr unterbringen können.“
Böhm: „Das darf man auch nicht mit dem Bewegungsbad vergleichen. Der Neubau ist für die Kernaufgaben des Krankenhauses da: für die stationäre Unterbringung, für Operationen und Patientenversorgung. Als Krankenhaus ist der unser Hauptgeschäft, auf das wir uns konzentrieren.“
Und zu diesem Kerngeschäft gehört das Bewegungsbad nicht dazu?
Westermann: „Das Bewegungsbad wurde ja in einer Zeit gebaut, in der die Menschen noch viel länger stationär in den Krankenhäusern waren. Da sind dann auch viele Schritte, die heute ambulant durchgeführt werden, noch in den Kliniken abgelaufen. Heute ist die Verweildauer der Patienten viel kürzer. Dadurch gibt es den Bedarf für die Krankenhaus-Patienten immer weniger. Das hat auch eine Rolle in unserer Entscheidung gespielt.“
Böhm: „Solche Reha- und Gymnastiktherapien anzubieten, ist eben keine klassische Aufgabe eines Krankenhauses. Wir haben den Betrieb ja lange aufrechterhalten, obwohl das eigentlich in den ambulanten Bereich gehört.“
Nun ist es aber so, dass vielen Betroffenen kaum Alternativen zur Verfügung stehen, da es im ambulanten Bereich zu wenig Angebote gibt. Deshalb wollen einige Betroffene am 16. März vor dem Krankenhaus demonstrieren.
Böhm: „Die Frage ist ja, ob wir der richtige Adressat dieser Demonstration sind. Die Zuständigkeit für die Bereitstellung von ambulanten Strukturen liegt aus unserer Sicht nicht bei uns. Da müsste man die Krankenkasse oder die Rentenversicherer fragen, die sind dafür verantwortlich, solche Angebote zur Verfügung zu stellen.“
Westermann: „Wir werden auch geeignete Alternativen entwickeln, sodass Physiotherapie auch weiter stattfinden kann – nur ohne Wasser dann eben.“
Zu der Demo will man auch die Entscheidungsträger wie Sie einladen, sagte uns der Mit-Organisator Marko Gertenbach. Gehen Sie hin?
Westermann: „Noch habe ich keine Einladung bekommen, aber klar. Ich stelle mich immer gerne einem sachlichen Austausch. Ich hoffe, dass der möglich ist, auch wenn das Thema natürlich emotional ist. Demonstrationen gehören für mich auch selbstverständlich zu einer Demokratie dazu.“
Ein Video-Interview mit Axel Westermann finden Sie auf rn.de/huckarde.
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