Bestatter Wolfgang Huhn will seinem Sohn die „Überholspur“ bald ganz allein überlassen

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Bestatter Wolfgang Huhn will seinem Sohn die „Überholspur“ bald ganz allein überlassen

rnTraditionsbetrieb in Huckarde

Die Bestatter Wolfgang und Benjamin Huhn haben drei Dinge gemeinsam: Sie sind beide Meister ihres Fachs, setzten auf Familientradition und lieben bisweilen den Kick auf der Überholspur.

Huckarde

, 02.05.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das gibt es in Dortmund und Umgebung nur ein Mal: Vater und Sohn führen gemeinsam ein Bestattungsunternehmen in Huckarde und haben beide den Meistertitel. Und auch in ihrer Freizeit haben die beiden etwas gemeinsam. Sie lieben PS und und einen Hauch von Benzin in der Luft. Denn in seiner Freizeit fährt der Vater gern Motorrad und der Sohn in seinem BMW-Youngtimer. Beruflich will Huhn Senior seinem Sohn allerdings die Überholspur auf absehbare Zeit ganz allein überlassen.

Privat auch mal gern auf der Überholspur: Benjamin Huhn auf der Nordschleife am Nürburgring.

Privat auch mal gern auf der Überholspur: Benjamin Huhn auf der Nordschleife am Nürburgring. © privat

„Autos haben mich immer fasziniert“, berichtet Benjamin Huhn. Und so kam es, dass der 30-Jährige nach der Schule zunächst einmal eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolvierte. Mit dem väterlichen Betrieb, dem Bestattungsinstitut in Huckarde hatte er zunächst nichts am Hut. Ganz anders als sein Vater Wolfgang. Der erinnert sich: „Ich habe bereits mit 15 Jahren meine erste Überführung gemacht.“ 41 Jahre ist das nun her und Huhn führte den väterlichen Betrieb in dieser Zeit in ein neues Zeitalter.

Blaumann gegen schwarzen Anzug getauscht

„Waren es früher drei Dinge, nämlich einen Sarg bereitzustellen, die Überführung zu organisieren und eine Sterbeurkunde zu besorgen, übernimmt der Bestatter heute eine große Vielzahl an weiteren Aufgaben“, sagt Huhn. Mit einem Acht-Stunden-Tag ist es da meistens nicht getan. Nächtliche Anrufe und Bereitschaft an den Wochenenden gehören ebenso dazu wie Einsätze an Feiertagen.

Um so froher war Huhn Senior, als sein Sohn Benjamin im März erfolgreich seine Meisterprüfung absolvierte und ebenfalls in das Familienunternehmen einstieg.

Den Entschluss, den Blaumann gegen den schwarzen Anzug zu tauschen, hatte Huhn Junior allerdings schon 2010. „Irgendwann wusste ich, dass mir das Schrauben zu wenig war“, erinnert sich Benjamin Huhn. Also half er zunächst im väterlichen Betrieb aus und als er merkte, das könnte etwas für ihn sein, begann er eine zweite Ausbildung bei einem Bestattungshaus in Bochum.

Gereift durch neue Erfahrungen zurück in den väterlichen Betrieb

„Ich habe damals alles richtig gemacht“, sagt er heute. Umzug in eine andre Stadt, neue Erfahrungen, die erste eigene Wohnung: als Benjamin Huhn nach der Lehre in den väterlichen Betrieb zurückkam, war er reifer und eigenständiger geworden. Gute Voraussetzungen für einen guten Start neben dem eigenen Vater im Familienbetrieb. „Ich schätze mehr und mehr die Komplexität dieser Arbeit“, schwärmt der Vater eines Kindes.

Eine Komplexität, die der erwähnte Wandel in der Bestatterbranche mit sich bringt. Denn die Menschen beschäftigen sich heute viel genauer und früher mit dem eigenen Tod, haben eine genaue Vorstellung von der Art ihrer Bestattung, wollen sie finanziell absichern und den Verwandten keine Grabpflege mehr zumuten.

Mehr Zeit für die Enkel und das Motorrad

Und diese Komplexität wirkt sich auch auf die Branche aus. Den Bestattern geht der Nachwuchs aus. So gibt es laut Bundesverband Deutscher Bestatter neben den Huhns in Dortmund und Umgebung keinen weiteren Betrieb, in dem Vater und Sohn einen Meistertitel besitzen. „Die Zahl der Azubis im Bestattergewerbe beträgt zurzeit bundesweit gerade einmal 160 bei rund 4000 Unternehmen“, ergänzt Wolfgang Huhn.

Dass Benjamin Huhn mit viel Elan in den Elterlichen Betrieb einsteigt, findet sein Vater super. Kompetenzgerangel soll es bei den Huhns nicht geben. Im Gegenteil:

„Ich will mich nach und nach aus dem Betrieb zurückziehen und mehr Zeit zum Motorradfahren, für mein zweites Hobby die Musik und für meine beiden Enkelkinder haben“, kündigt er an. „Ich muss nun nicht mehr an jedem Tag da sein. Wenn mein Sohn dann eines Tages sagt: ,Ich habe hier alles allein im Griff´, dann werde ich mich ganz zurückziehen.“

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