Zwei Themen, die sich überschneiden aber nicht deckungsgleich sind, beschäftigen die Menschen in der Dortmunder Innenstadt seit vielen Jahren. Gemeint sind Obdachlose und Drogenabhängige, im Sommer 2023 liegt der Fokus der Diskussion auf letzteren. Vor allem Crack ist deutlich stärker verbreitet als in der Vergangenheit. Auffällig ist dabei, dass sich die Beschwerden über das Drogenproblem in Dortmund räumlich deutlich ausweiten.
Im Kommunalwahlkampf 2020 war hingegen die Situation der Obdachlosen bereits eins der bestimmenden Themen in Podiumsdiskussionen der Kandidierenden. „Lebensqualität heißt auch, dass der Raum in der Stadt genießbar sein muss“, sagte etwa der spätere Oberbürgermeister Thomas Westphal.
„Mittlerweile sind hier viel mehr Leute, die betteln - auch aus anderen Städten“, sagte ein Mann, der im August 2020 auf dem Westenhellweg saß. In der Corona-Pandemie habe sich rumgesprochen, dass in Dortmund mehr Unterstützung zu bekommen sei als etwa in Bochum. Weil Hilfseinrichtungen geschlossen waren, sei Wohnungslosigkeit sichtbarer geworden.
Zunächst war es vor allem der Stadtgarten, der als Drogenumschlagplatz in Verruf geraten war. Die Grünanlage wurde für viele Menschen zum Angstraum, Geschäftsleute der angrenzenden Wißstraße beschwerten sich 2020 über aggressives Schnorren, Drogen, Müll und menschlichen Unrat.
„Schleichender Prozess“
Im selben Jahr ist der Drogenkonsumraum „Café Kick“ vom Eisenmarkt an den Hohen Wall gezogen. Im Herbst hörte man erste Beschwerden aus dem Klinikviertel. „Das ging schon vor Corona los, war aber ein schleichender Prozess“, sagte eine ansässige Frisörin. Unter anderem würden Obdachlose auf privaten Terrassen an der Luisenstraße schlafen.
Im Spätsommer 2021 kündigte der Elektrohändler Conrad die Schließung am oberen Westenhellweg an. „Wirtschaftliche Erwägungen und standortbedingte Besonderheiten“ wurden als vage Gründe dafür genannt. Der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann äußerte daraufhin, dass die Präsenz von Drogenabhängigen ein großer Negativ-Faktor für den Handel sei.
Die Stadtverwaltung hat den Stadtgarten in dieser Zeit verstärkt in den Blick genommen. Bepflanzung wurde zurückgeschnitten, um dunkle Stellen einsehbarer zu machen. Ordnungsamt und Polizei waren häufiger in dem Bereich unterwegs. Und im Mai 2022 wurde angekündigt, dass ein privater Sicherheitsdienst patrouillieren soll.
Die folgende Karte zeigt, von welchen Stellen der Stadt es allein im Jahr 2023 Berichte zu diesen Thematiken gab. Klicken Sie auf die einzelnen Punkte, kommen Sie zur jeweiligen Berichterstattung und weiteren Details:
Kampstraße und Klinikviertel rücken in den Fokus
Im Laufe des Jahres 2022 geriet dann auch die Kampstraße in den Fokus des Ärgers. Unappetitliche Hinterlassenschaften vor den Geschäften und aggressive Bettelei seitens Obdachlosen und Drogensüchtigen wurden von Anliegern bemängelt.

Ein Jahr später ist es nun das Wohngebiet Klinikviertel, in dem sich nach zunächst zurückhaltenden Hinweisen nun zahlreiche Nachbarn über die Situation beschweren. Menschen, deren Verhalten deutlich auf Drogenkonsum hindeutet, laufen teils schreiend durch die Straßen oder lassen benutzte Spritzen in Hauseingängen zurück. Meter für Meter scheint sich die Problematik auszuweiten.
An der Bahnhaltestelle „Städtische Kliniken“ würden Drogen direkt neben einem Schulhof konsumiert, sagte eine Anwohnerin. Sie fühle sich verfolgt und belästigt. Weiter entfernt, an der Alexanderstraße, wo schon das Kreuzviertel beginnt, wird nun berichtet, dass Drogensüchtige regelmäßig in einen leerstehenden Gebäudekomplex einsteigen würden. Eine Nachbarin fürchtet sich vor Überfällen und Einbrüchen.
Subjektives Sicherheitsgefühl
Auch wenn einem die Bettler und Süchtigen nichts tun, leidet bei vielen Menschen das subjektive Sicherheitsgefühl und sie fühlen sich in der eigenen Nachbarschaft nicht mehr wohl.
Am Donnerstag (21.9.) hat sich der Rat der Stadt Dortmund mit der Problematik befasst - eine Entscheidung allerdings vertagt.
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