Anja und Jörg Bachstein verkaufen ausschließlich Fleisch aus artgerechter Tierhaltung.

© Susanne Riese

Berghofer Fleischer setzt seit 30 Jahren auf artgerechte Tierhaltung

rnNeuland-Betrieb

Bachstein gehört zu den Neuland-Fleischern der ersten Stunde. Corona hat dem Familienbetrieb neuen Zulauf beschert. Die meisten Kunden aber kommen seit vielen Jahren. Das hat seinen Grund.

Berghofen

, 02.07.2020, 13:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Kein Genfutter, kein Soja, keine Antibiotika und vor allem keine quälende Massentierhaltung: Bei der Fleischerei Bachstein in Berghofen kaufen Kunden nicht im Vorbeigehen, sondern ganz bewusst Fleisch aus artgerechter Haltung.

Der seit 1957 bestehende Familienbetrieb an der Berghofer Straße gehört zu den Neuland-Fleischern der ersten Stunde. „Wir hatten schon Neuland, als es Neuland noch gar nicht gab“, scherzt Jörg Bachstein.

Seine Eltern hatten sich bereits der Erzeugergemeinschaft Hellweg Naturfleisch angeschlossen, aus der 1988 die Marke Neuland als Label für artgerechte und umweltschonende Tierhaltung hervorgegangen ist.

Die Fleischerei Bachstein an der Berghofer Straße gibt es seit mehr als 60 Jahren.

Die Fleischerei Bachstein an der Berghofer Straße gibt es seit mehr als 60 Jahren. © Susanne Riese

Die Bachsteins stellten komplett um auf Fleisch, das aus der Region kommt, von Schweinen, Hühnern und Rindern, die auf Stroh oder Wiese leben und draußen herumlaufen dürfen, wann immer sie wollen.

Bis heute sind sie der einzige Neuland-Betrieb in Dortmund. Hier und da gibt es vereinzelte Produkte in Supermärkten – für Anja Bachstein eher Augenwischerei. Sie und ihr Mann haben den Betrieb 1997 übernommen.

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„Die Tierhaltung ist für uns der Hauptgrund, bei Neuland zu bleiben“, sagt Jörg Bachstein. „Dann haben Sie auch kein labberiges, wässriges Fleisch.“ Die Bachsteins kennen zwar nicht jedes einzelne Schwein persönlich, dessen Teile bei ihnen in der Theke landen, aber sie kennen den Bauern in Fröndenberg, der es gezüchtet hat und die Bedingungen dort.

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Haltung und Fütterung sind bei Neuland kontrolliert, ebenso Transport, Schlachtung und Verarbeitung. Vorgeschrieben sind die Haltung auf Stroh ohne Fixierung, ausreichend Platz für jedes Tier, Auslauf im Freien oder Weidehaltung sowie Tageslicht im Stall. Das Futter stammt ausschließlich von regionalen Produzenten, gentechnische Veränderungen sind genauso verboten wie präventive Antibiotikagaben.

Geschlachtet werden die Tiere in der Neuland-Zentrale in Bergkamen. Ausschließlich Rind, Schwein und Geflügel. Der Bauer bringt sein Vieh höchst persönlich dorthin. Die Wege sind kurz, der Stress für die Tiere ist entsprechend gering.

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All das sind Dinge, über die Menschen seit der jüngsten Enthüllung zur Massenproduktion im Münsterland verstärkt nachdenken. „Die Tönnies-Kunden sind aber nicht die, die jetzt zu uns kommen“, sagt Anja Bachstein.

Die Corona-Pandemie dagegen habe sich schon merklich ausgewirkt. „Es wurde viel mehr gekocht“, stellte Anja Bachstein fest. Leute, die normalerweise in der Kantine essen, mussten sich jetzt im Home Office selbst versorgen. Viele dieser unerfahrenen Köche und Köchinnen seien dankbar gewesen für Beratung und Zubereitungstipps. „Das gibt es an der Kühltheke im Supermarkt nicht“, sagt die Chefin.

Dreiwöchige Sommerpause

Zurzeit dürfen nur drei Kunden gleichzeitig das Ladenlokal betreten, was dazu führt, dass immer wieder Menschen draußen warten müssen. Einige reisen sogar aus den umliegenden Städten an, um mit gutem Gewissen Fleisch zu kaufen. Tierwohl und Geschmack sowie Gesundheit zählen dabei gleichermaßen.

Das Ehepaar Engelberg kauft seit rund 30 Jahren bei den Bachsteins.

Das Ehepaar Engelberg kauft seit rund 30 Jahren bei den Bachsteins. © Susanne Riese

Das Ehepaar Engelberg kauft seit rund 30 Jahren sein Fleisch bei den Bachsteins, die beiden kommen dafür extra aus Brackel. „Erst einmal zählen für uns die Tiere“, sagt Ute Engelberg. „Wir wollen die Massentierhaltung nicht unterstützten.“

Aber das Fleisch schmecke auch einfach besser, und sie schätze den Verzicht auf Pökelsalz bei der Wurst. Manfred Engelberg sei es wichtig, bei einem echten Handwerksbetrieb einzukaufen, der traditionelle und regionale Produkte anbietet wie Möpkenbrot und luftgetrocknete Mettwurst.

Die Engelbergs haben sich am Mittwoch mit einem kleinen Vorrat eingedeckt, denn die Bachsteins gehen am Samstag (4. Juni) in eine dreiwöchige Sommerpause. Am 29. Juli (Mittwoch) ist die Fleischerei wieder geöffnet.