Sie gehört seit vielen Jahren fest zur Einkaufsstraße des Stadtteils im Dortmunder Westen: Dort, wo sich Roßbach- und Rahmer Straße kreuzen, ist im Erdgeschoss eines großen Eckhauses die „Berg- & Hütten-Apotheke“ untergebracht.
Aber nicht mehr lange, wie große Plakate verkünden, die in den Schaufenstern hängen: „Zum 01.04.2025 ziehen wir in die Dorf-Apotheke um“, heißt es in großen weißen Buchstaben, geschrieben auf apotheken-rotem Grund. Und in etwas kleinerer Schrift wird ergänzt, dass dieser Standort schließt. Man bedanke sich bei den Kunden „herzlich“ für die Treue.
Damit verliert Huckarde eine Apotheke, allerdings nicht einen Apotheker. Denn: Sowohl die „Berg- und Hütten-Apotheke“ als auch die „Dorf-Apotheke“ werden vom gleichen Apotheker geführt, von Christian Däberitz. „Wir sind weiterhin vor Ort für sie da“, heißt es auch auf dem Plakat. Daneben befindet sich eine kleine Karte, die anzeigt, dass es bis zur „Dorf-Apotheke“ am Marktplatz nur ein zweiminütiger Fußweg entlang der Rahmer Straße ist.
Aus zwei mache eine: Ab April wird Däberitz, der auch noch eine Apotheke im Kaiserviertel führt, also nur noch einen Standort im Huckarder Ortskern haben. Er hat sich offensichtlich für den kleineren entschieden.

Die Berg- und Hütten-Apotheke ist großzügig bemessen. Laut einem Inserat bei Kleinanzeigen, über das ein Nachmieter gesucht wird, kommt das komplette Ladenlokal auf 200 Quadratmeter. Vor allem ist der Verkaufsraum weitläufig.
Gerade diesen werden zwei Huckarderinnen vermissen, die wir am Dienstag (11.3.) auf dem Wochenmarkt antreffen. „Die Berg- und Hütten-Apotheke ist so schön luftig und geräumig“, sagt eine 46-jährige Stammkundin. Das sei in der „Dorf-Apotheke“ anders. Dort sei es viel enger. Von daher bedauern die beiden das Aus für den größeren Standort.
Noch drei Apotheken da
Ansonsten zeigt sich bei einer kleinen Umfrage der Redaktion, dass die Huckarder, die zum Teil noch nichts von der Schließung wussten, diese recht gelassen nehmen. Denn: Man habe im Ortskern nach dem 1. April insgesamt noch drei Apotheken auf recht engem Raum: die „Dorf-Apotheke“, die „Markt-Apotheke“ (auch Rahmer Straße) und die „Urbanus-Apotheke“ an der Roßbachstraße. „Das kriegen wir hin“, ist sich eine Kundin auf dem Wochenmarkt sicher.
Auch Alt-Huckarderin Brigitte Gulatz sieht das so – ihre Stammapotheke sei ohnehin die „Urbanus-Apotheke“. Viel mehr vermissen als eine vierte Apotheke würde sie andere Läden, zum Beispiel ein Textilgeschäft. „Ich wollte heute für meinen Mann eine Übergangsjacke kaufen“, sagt sie am Mittwoch. Doch da habe sie in Huckarde keine Chance. „Hier bekommt man einfach nichts mehr.“ Auch dem Traditionsschuhgeschäft Ingenpass „trauern hier noch alle hinterher“. Der Schuhladen am Marktplatz hatte Ende 2020 geschlossen. Mittlerweile ist dort eine Filiale der Bäckereikette „Beckmann“ eingezogen.

Anders als Brigitte Gulatz zeichnete Christian Oecking, Vorsitzender des Gewerbevereins Huckarde, im Sommer vergangenen Jahres ein recht positives Bild des Ortskerns. „Mit dem Markt, einer vernünftigen Gastronomie und gut erhaltenen Immobilien sind wir schon nicht schlecht aufgestellt“, sagte er.
Auch Leerstände würden nicht lange bestehen, meist fänden sich recht fix Nachmieter wie die Bäckerei Beckmann oder auch die Optik-Kette Rottler, die das Geschäft von Optik Happe übernommen hat. Momentan gibt es zwei markante Ladenlokale entlang der Rahmer Straße, die auf neue Mieter warten: die ehemaligen Filialen der Bäckereien „Schickentanz“ und „Auffenberg“. Beide hatten im Laufe des vergangenen Jahres schließen müssen – einmal aus finanziellen Gründen, einmal aus Personalmangel.
Aus welchen Gründen genau Apotheker Christian Däberitz einen Standort aufgibt, ist unklar. Der Kaufmann wollte auf Anfrage nicht mit uns über seine Entscheidung sprechen. In jedem Fall dürfte die „Berg- und Hütten-Apotheke“ einiges an Miete gekostet haben. Bei Kleinanzeigen ist sie mit 2700 Euro im Monat inseriert.
Immer weniger Apotheken
Laut Apothekerkammer Westfalen-Lippe, zu der Dortmund gehört, seien es in der Regel wirtschaftliche Gründe, die hinter einer Apotheken-Schließung stünden. Seit 20 Jahren in Folge nimmt die Apotheken-Dichte im Kammerbezirk ab, hieß es Anfang 2025. Im vergangenen Jahr haben 65 Apotheken geschlossen und zeitgleich nur acht neu eröffnet. Macht ein Minus von 57.
Ein Umzug in eine bereits bestehende andere Apotheke – wie jetzt in Huckarde – gehe ebenfalls als Minus in die Bilanz ein, sagt Sprecher Sebastian Sokolowski auf Anfrage. Und auch wenn die Huckarder tagsüber nahe Alternativen haben – jede Schließung wirke sich auf den Notdienst aus. Sokolowski: „Es kann eine Apotheke weniger für den Dienst eingeteilt werden, wodurch die Kunden im Mittel weiter fahren müssen.“

Öffnungszeiten
- Die „Dorf-Apotheke“ hat mo. bis fr. von 8 bis 13 und von 14 bis 18 Uhr geöffnet, an Samstagen von 9 bis 13 Uhr.
- Das Talersystem und alle Kundendaten der „Berg- und Hütten-Apotheke“ blieben erhalten, heißt es.
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