Unter der leuchtenden Decke des Schalthauses 101 auf Phoenix-West saß am Mittwoch (17.6.) das Publikum von Ruhrhochdeutsch und ließ sich unterhalten.

© Stephan Schütze

Fotostrecke: Auftakt von Ruhrhochdeutsch mit „reichlich Risikogruppe“

rnPhoenix-West

Im festlich leuchtenden Schalthaus 101 fand die Benefiz-Gala von Ruhrhochdeutsch statt. Dort spürte man, wie sehr sich die Menschen nach Kultur gesehnt hatten.

von Daniel Reiners

Dortmund

, 18.06.2020, 12:24 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es war irgendwie ein aufregendes Gefühl, zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Beschränkungen wieder in der Schlange zu einem Festival zu stehen. Noch dazu an einem Ort, der auch ohne besagte Live-Durststrecke Eindruck geschunden hätte.

Im Schalthaus 101 auf Phoenix-West fand am Mittwochabend (17.6.) die Benefiz-Gala „Lachen für 'nen guten Zweck“ als Eröffnungsveranstaltung von Ruhrhochdeutsch statt. Da im Spiegelzelt die Corona-Auflagen nicht erfüllt werden konnten, war das Festival kurzfristig hier hin umgezogen.

Das Schalthaus 101 leuchtete in Violett und Rot

Das Bild, das sich den Besuchern gleich nach dem Eintreten in das Industriedenkmal bot, war feierlich: Von der Decke hingen gelb-rötlich strahlende Lichterketten, an den Seiten wurde das Mauerwerk violett angestrahlt, und im Kontrast zur feinen Gala-Stimmung verzierten bunte Graffiti manch eine Wand. Das Schalthaus leuchtete - um 19.30 Uhr, als es noch nicht einmal dunkel war.

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Start der Ruhrhochdeutsch-Saison

Ehepaar Jutta und Jochen Deschner aus Hörde, die sich einen Platz in der ersten Reihe sichern konnten, hatte die Atmosphäre beeindruckt: „Wir sind zum ersten mal bei Ruhrhochdeutsch und wussten gar nicht recht, was uns erwarten soll“, so Jutta Deschner. „Aber alleine dieser Ort ist ja irgendwie magisch. Angesichts einer so tollen Kulisse frage ich mich aber, wo die jungen Leute denn geblieben sind.“

Hanke-Lindemann und Sierau: „Das Ergebnis von echtem Teamwork“

Sichtlich den Rührungstränen nahe trat dann gegen 20 Uhr Horst Hanke-Lindemann, Veranstalter von Ruhrhochdeutsch, auf die Bühne, um sich zuerst bei allen Beteiligten zu bedanken, die das diesjährige Ruhrhochdeutsch trotz Pandemie ermöglicht hatten.

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Gefolgt wurde er von Oberbürgermeister Ullrich Sierau, der betonte, dass es sich bei diesem Festival um das Resultat von echter Teamarbeit handele. „Ruhrhochdeutsch wirkt wie ein Antidepressivum“, sagte er. „Und diese Portion Sorglosigkeit haben wir uns heute Abend alle mal verdient.“

Veranstalter Horst Hanke-Lindemann (l.) und Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau.

Veranstalter Horst Hanke-Lindemann (l.) und Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau. © Stephan Schütze

Fred Ape, die Zucchini Sistaz und Frank Goosen sorgten für Lacher

Den Anfang der Unterhaltung machte Fred Ape. In lässigem T-Shirt und Jeans präsentierte er eigene Songs, die er mit Gitarre begleitete. „Ach, Sie sind ein Künstler?“, handelte etwa von dem berufsbedingten Problem des „Künstlers“, bei der Bank einen Kredit zu bekommen.

„Ich sehe hier reichlich Risikogruppe“ zog dann so richtig beim Publikum. Denn: Es stimmte, jüngere Menschen suchte man an diesem Abend eher vergeblich im Publikum.

Fred Ape trug eigens komponierte Songs mit Gita

Fred Ape trug eigens komponierte Songs mit Gitarre vor. © Stephan Schütze

Gefolgt wurde Apes Auftritt von drei Frauen, von denen eine einen Kontrabass auf die Bühne zu wuchten hatte. Ihre Kolleginnen hatten es da mit Posaune, Trompete und Gitarre etwas leichter.

Die Zucchini Sistaz unterhielten das Publikum mit Lyrics wie „Ne, Oper ist nicht mein Ding“ und Elementen aus der Swing-Ära. Passend dazu waren auch ihre Outfits gestaltet mit grünen Kleidern und garantiert falschen Wimpern.

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Den Abschluss machte Frank Goosen, der in seiner Stand-Up-Comedy Schoten zum Besten gab, die von Pubertätsgerüchen reichten über alte Schul-Erlebnisse bis hin zur „Oma, die die Krankheiten, die sie nicht kannte, auch nie bekam.“

„Ich glaube, wir können stolz auf uns sein“

Zu diesem Zeitpunkt, wo es draußen dunkel geworden war, bot das Schalthaus 101 eine atemberaubend-schöne Kulisse. Und diese strahlende Atmosphäre schien sich auch auf das Publikum übertragen zu haben.

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Kurz vor Ende der Show stand Hanke-Lindemann still in einer Ecke hinter dem Publikum, lächelte und resümierte über den Abend: „Ich glaube, wir können stolz auf uns sein.“ Die beeindruckten Gesichter der Zuschauer gaben ihm in dieser Hinsicht auf jeden Fall recht.

Der Erlös dieses Abends fließt in den Halte-Stelle e.V. im Dortmunder Norden, eine Anlaufstelle für psychisch erkrankte Menschen.