An diesen langen Holztischen steht einem gemütlichen Tapas-Abend im Latino Sol nichts im Wege. © Dieter Menne
Restaurant-Check
Beim Abendessen im Latino Sol lässt sich die spanische Lebensart in vielerlei Hinsicht genießen
An der Wand hängt das Bild eines Toreros. Nebenan tanzen sie Salsa. Leckere Tapas füllen den Tisch. Da will man am liebsten auf Spanisch bestellen - im Latino Sol kein Problem.
Freitagabend, 20 Uhr, ein netter Mädelsabend zu dritt - das sind die Eckdaten für unseren Besuch im Latino Sol in der Nordstadt. Wer, wie ich, gerne die Gerichte der anderen probiert, der hat im Tapas-Restaurant den Jackpot gezogen. Hier darf man nicht nur, hier sollte man gemeinsam eine Auswahl für alle von der Karte bestellen. Meine beiden Begleiterinnen sehen das zum Glück genauso.
Tapas-Erfahrung haben wir bereits, im Latino Sol sind wir aber alle das erste Mal. Das Restaurant gibt es seit vier Jahren unter diesem Namen, früher war hier eine Pizzeria. Für seine Salsa-Stunden hatte Angel Figueroa, der aus Ecuador stammt, zunächst nur die Nebenräume gemietet. 2014 holte er seinen Bruder Antonio aus Spanien zu sich nach Dortmund, sie übernahmen das Restaurant - aus Yellow Peppers wurde das Latino Sol.
360-Bild: Sehen Sie sich im Latino Sol um!
Getanzt wird im Latino Sol immer noch, jeden Tag gibt es Kurse. „Wenn man gehen und stehen kann, kann man auch tanzen“, sagt Angel Figueroa. Die Deutschen seien gar nicht so steif, wie man immer behaupte.
Die Atmosphäre:Gut, dass wir reserviert haben, ist der erste Gedanke, als wir das Latino Sol betreten. Das Restaurant ist voll, fast alle Tische sind belegt, Stimmengewirr hängt in der Luft. Wir bekommen zwei kleine aneinandergeschobene Holztische gegenüber der Bar zugewiesen. Von denen gibt es einige, so dass sich problemlos auch eine deutlich längere Tafel aneinanderreihen lässt.
Von unserem Platz können wir den Blick durch das Latino Sol schweifen lassen. Die gemütliche Einrichtung entspricht den Erwartungen an eine Tapas-Bar. Ein Großteil der Wände ist mit Backstein verkleidet, kleine und größere Lampen sorgen für eine indirekte Beleuchtung. Es ist fast schon schummrig um diese Uhrzeit, was wir aber als angenehm empfinden. An der Wand hinter uns schwingt auf einem deckenhohen Wandbild ein Torero sein rotes Tuch vor dem Stier. Dazu passende Musik. Manchmal sogar live. Perfekt.
Die symphatischen Kellner sind ein Pluspunkt im Latino Sol. Alle sprechen Spanisch und nehmen Bestellungen auch gern in ihrer Muttersprache entgegen. © Dieter Menne
Die hellen Holztische ohne Tischdecke und dazu dunkle Holzstühle passen zum Stil der Einrichtung. Es herrscht eine lockere und ungezwungene Atmosphäre. An unserem Platz neben dem Eingang und mit Blick auf den Tanzraum haben wir etwas im Durchzug gegessen haben. Als später die Tür geschlossen war, hatte sich das Problem erledigt.
Das Essen:
An die Auswahl der Tapas sind wir strategisch herangegangen, sonst kann einen die Auswahl schon ein wenig überfordern. 111 Positionen hat die Karte, Hauptspeisen und Dessert miteingerechnet. Die Tapas sind unterteilt in „Tapas Frias - Kalte Tapas“ und „Tapas Calientes - warme Tapas“. Dort gibt es dann wiederum noch die drei Kategorien „Verdura - vegetarisch“, „Pescado - Fisch“ und „Carne - Fleisch“. Demnächst soll es auch extra ausgewiesene vegane Tapas geben, erklärt Angel Figueroa.
In dieser Reihenfolge treffen wir auch unsere Wahl. Für den besseren Überblick schreiben wir die Tapas auf. Wir kalkulieren mit drei Tapas pro Esser. Brot, Aioli und Oliven sind gesetzt. Dazu kommt noch „Escaliba“ - gegrilltes und eingelegtes Gemüse. Das überzeugt uns. Es ist noch leicht knackig und schmeckt sehr gut.
Von den vegetarischen warmen Tapas wählen wir die „Pimientos de Padrón“ aus - spanische, grüne Mini-Paprika, die gegrillt und mit grobem Meersalz gegessen werden. Mich hätte auch der gekochte Maniok gereizt - „Yuca al Mojo“. Eine meiner Begleiterinnen hat die lateinamerikanische Wurzelpflanze aber schon einmal probiert und war wenig angetan. Deshalb entscheiden wir uns dagegen.
Aus der Fischabteilung wählen wir „Chipirones Fritos - knusprig frittierte Baby-Tintenfische“, die sich mit ein, zwei Happs genüsslich knabbern lassen. Außerdem die „Cazuela de Gambas - Scampis und Calamaris mit Kochbananen-Sauce“ und zusätzlich mit Erdnüssen. Dieses Schälchen ist unser gemeinsames Highlight. Die Sauce ist so heiß, dass sie noch blubbert, als das Gericht auf den Tisch kommt. Leicht sämig und mit angenehmer Erdnuss-Note passt sie super zu den Scampis - der Saucen-Überschuss lässt sich mit Brot auftunken. Definitiv ein Gericht, das man so nicht jeden Tag und überall serviert bekommt.
Unser persönlicher Favorit: „Cazuela de Gambas - Scampis und Calamaris mit Kochbananen-Sauce“ und zusätzlich mit Erdnüssen.
Weiter gehts zum Fleisch, und da sind für uns alle Datteln im Speckmantel ein Muss. „Delicia“, spanisch für Köstlichkeit, heißt sie auf der Karte. Und das sagt eigentlich schon alles. Sechs Stück müssen es dann auch sein. Einziges Manko: Ich mag die Datteln lieber gebraten im Backofen, diese schmeckten dagegen eher frittiert. Nicht so ganz mein Fall.
Weil der Schweinefleisch-Spieß aus ist, schwenken wir um auf frittierte Schweinestückchen. Knusprig, aber noch weich genug. Dazu wagen wir noch einen weiteren Ausflug nach Lateinamerika und bestellen eine „Empanada Chilena - chilenische Teigtasche mit Hackfleisch“ und eine mexikanische „Flauta“, ein Mini-Weizentortilla mit Hackfleisch, Cheddarkäse und Salsa-Sauce. Beide finde ich ein wenig zu trocken, aber von der Würze her können sie punkten.
Zuletzt entscheiden wir uns noch für einen Salat - der Haussalat kommt mit Walnüssen und einem Dressing aus Olivenöl, Zitrone und Honig. Leider sind auch die Walnüsse ebenfalls aus. Schade, aber nicht ganz so schlimm, weil die Tapas, die es gibt, einfach gut schmecken. Wir einigen uns mit dem Kellner auf mehr Oliven anstelle der Walnüsse. Das sorgt für einen leichten Oliven-Überschuss am Tisch. Der Salat ist solide, aber beim nächsten Mal würde ich für die Vitamine lieber noch ein, zwei vegetarische Tapas wählen.
Eine kleine Auswahl unserer Tapas-Schlacht. © Nicole Giese
Auch wenn wir der Meinung sind, das wir gezielt und überlegt ausgewählt haben, werden unsere Augen immer größer, als der Kellner Schüssel um Schüssel an unseren Tisch schleppt. Die Tapas kommen nach und nach, am Ende wird es platztechnisch ziemlich eng. Obwohl wir es nicht wollten, sind wir in die Tapas-Falle getappt: Wir haben doch zu viel bestellt und schaffen nicht alles.
Unser Fazit, was das Essen angeht: Gute, solide Tapas, und das ein oder andere Highlight, das man so anderswo nicht bekommt.
Getrunken haben wir zu unseren Tapas Saftschorle, Weinschorle und den weißen Hauswein.
Der Service:
Ein Pluspunkt im Latino Sol. Alle Kellner sprechen Spanisch als Muttersprache. Wer will, kann gern auf Spanisch bestellen. Dafür reichen meine Sprachkentnisse aber leider nicht. Bis unser Kellner das erste Mal mit Karten an unseren Tisch kam, hat es gefühlt relativ lange gedauert. Bei den Getränkewünschen wären wir - im Gegensatz zum Essen - nämlich fix gewesen. Leider ist der gewünschte Maracuja-Saft aus. „Ist aber wirklich lecker“, bedauert der symphatische Kellner immerhin.
Sein Kollege, der später unseren Tisch übernimmt, legt sich dann richtig ins Zeug. Im Keller kann er tatsächlich doch noch Maracuja-Saft auftreiben und punktet damit bei uns. Je später der Abend, desto witziger wurden die Kellner.
Die Preise:
Für das Essen für drei Personen haben wir an diesem Abend 49,70 Euro bezahlt. Dafür bekamen wir einen Salat sowie insgesamt elf verschiedene Tapas. Wir fanden das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut.
Der günstigste Posten ist die Portion Brot für 1,60 Euro.
Tapas, die pro Stück abgerechnet werden, kosten zwischen 0,80 und 0,90 Cent.
Die meisten Tapas zwischen drei und fünf Euro.
Fisch-Tapas sind etwas teurer, der Oktopus zum Beispiel 8,50 Euro.
Kinderfreundlichkeit:
Im Latino Sol gibt es keine speziellen Kindergerichte. Und an diesem Freitagabend waren auch keine Kinder im Restaurant. Angel Figueroa ist sich aber sicher, dass Kinder auf der umfangreichen Karte immer etwas finden, was sie mögen. Kleine Hackbällchen zum Beispiel.
Barrierefreiheit:
Zwei schmale Stufen führen in das Lokal. Der Rest der Räume ist ebenerdig. Die Toiletten sind eher schmal, aber befahrbar.
Anfahrt/ Parkplätze:
Die U-Bahn-Haltestelle Schützenstraße ist direkt um die Ecke. Der Hauptbahnhof ist etwa 10 Minuten Fußweg entfernt. Wer mit dem Auto kommen will, findet am ehesten Parkplätze in der Feldherrn- oder der Blücherstraße. Auf der Schützenstraße ist es dagegen etwas schwieriger.
Das sagt das Netz:
In allen Bewertungsportalen erreicht das Latino Sol sehr positive Ergebnisse. 5,4 von 6 Punkten bei Quandoo (180 Rezensionen), 4,5 von 5 Punkten bei Tripadvisor (51 Rezensionen), 4,7 von 5 Punkten bei Facebook (150 Bewertungen) und 4,4 von 5 Punkten bei Google (57 Bewertungen). Ein Nutzer schreibt bei Facebook: „Das Personal ist nicht nur freundlich, sondern vermittelt auch eine gemütliche und persönliche, ja fast familiäre Atmosphäre. Inhaber Angel hat die Mischung aus gutem Essen und tollem Ambiente verstanden.“
Adresse:
Latino Sol, Schützenstraße 46; Tel. 0231/1898945; E-Mail: info@latino-sol.de
Öffnungszeiten: Montags Ruhetag, ansonsten täglich am 17 Uhr, dienstag bis donnerstags und sonntags ist um Mitternacht Schluss, freitags und samstags bis 2 Uhr geöffnet.
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