„Bei offenem Fenster schlafen? Unmöglich!“ Westpark-Anwohner über Lärm, Gewalt und das Pinkel-Problem

„Bei offenem Fenster schlafen? Unmöglich!“: Westpark-Anwohner über Lärm, Gewalt und das Pinkel-Problem
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Nachts ordentlich durchlüften, damit es auch in der Wohnung kühler wird? Das kann Reiner Preuß vergessen: „Bei offenem Fenster zu schlafen, das geht gar nicht, das ist unmöglich!“ Der Lärm sei da, mittlerweile jede Nacht.

„Früher - also vor etwa 10 oder 20 Jahren - da war das freitags- und samstagsabends so. Mittlerweile läuft das täglich, bis nachts um 3 Uhr.“ Laute Musik, laute Gespräche, Betrunkene, die herumgröhlen rund um den Pilz oder anderswo im Westpark - und das sei ja nicht das einzige.

„Toiletten sind 100 Meter weg“

Preuß wohnt direkt am Westpark, in einem der Häuser zur Möllerstraße hin. Der Westpark endet an der Mauer, hinter der sein Garten liegt - wie bei vielen Häusern dieser Reihe eben.

Dass genau dorthin viele Park-Besucher kommen - das stinkt Preuß gewaltig. „Es gibt im Westpark Toiletten, aber die sind ja 100 Meter weit weg. Was glauben Sie, wo die ganzen Männer hingehen - vor allem die, die hier am Pilz sind?“

Warum nicht an einen Baum?

Während des Westpark-Festes hätten eine Nachbarin und er mal gezählt und hochgerechnet, wie viele Männer da wohl an die Wand pinkeln. „300! Und da können Sie sich vorstellen - irgendwann fängt das an zu stinken.“

Warum könnten die Männer nicht wenigstens an einen Baum gehen? Dann würden sich Urin und Gestank immerhin verteilen. „Aber es scheint ein männliches Bedürfnis zu sein, gegen eine Wand zu pinkeln.“

Schnell wird es gefährlich

Und das ausgerechnet beim Westpark-Fest, wo es ja zusätzliche Toilettenwagen gab. Vereinzelt würden sich auch Frauen in die Büsche und unter die Bäume hocken. Aber fast immer seien es Männer - und denen könnte er theoretisch vom Garten aus in die Augen schauen, ärgert sich Preuß.

Mit den Männern zu diskutieren? Preuß winkt ab. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Betroffenen „zu stumpf“ seien - als Folge von Alkohol- oder Drogenkonsum. Wie schnell es gefährlich werde, zeige die Geschichte mit seiner Nachbarin.

Frau attackiert

„Sie ist einmal spätabends zum Pilz gegangen und hat gesagt: ‚Leute, könnt ihr etwas ruhiger sein? Ich muss morgen arbeiten.‘ Und was passierte? Der haben sie den Arm gebrochen!“

Häufig höre man „das Abfeuern irgendwelcher Schusswaffen“. Bei einem Nachbarn sei „vor Jahren mal eine Fensterscheibe getroffen worden“. Preuß erzählt all das ruhig und sachlich - und hat für eine bestimmte Gruppe Jugendlicher sogar Lob.

Jugendliche löschen den Brand

Da sei ein Mann an den Mülltonnen gewesen, nachmittags um 15 oder 16 Uhr. „Ich habe gedacht, der sucht Pfandflaschen.“ Plötzlich habe die Papiertonne gebrannt. „Am Pilz saßen ein paar ukrainische Jugendliche.“

Die seien häufiger dort, spielten Gitarre, sängen dazu. „Die sind mit ihren Getränkeflaschen da hingegangen, haben denjenigen, der die Mülltonnen angesteckt hat, davon abgehalten, dass er auch noch die nächste Tonne ansteckt. Ganz toll!“

Derzeit wird der Bereich um den Pilz neu gestaltet. Laut ist es hier trotzdem Nacht für Nacht.
Derzeit wird der Bereich um den Pilz neu gestaltet. Laut ist es hier trotzdem Nacht für Nacht. © Björn Althoff

Was können Polizei-Kontrollen?

Doch dass es so glimpflich ausgegangen sei - ein Zufall, findet der Westpark-Anwohner. Zumal die Kontrollen das Problem doch gar nicht lösen könnten.

Mehrfach täglich sei die Polizei mit einem Wagen im Park unterwegs. Auch das Ordnungsamt schaue nach. Aber was sollten die tun? Sie könnten schließlich nicht dauerhaft auf den Wegen patrouillieren. Und sobald die Polizisten weg seien, gehe es doch irgendwo wieder los, werde es schnell wieder laut.

„Da wird Ihnen übel!“

Und so fühlen sich Preuß und seine Nachbarn alleingelassen mit den Problemen. Mit den Park-Besuchern, die einfach auf die Verbotsschilder eindreschen. Mit dem lautstarken und körperlichen Streit zwischen Gruppen. Mit den Fußball-Fan-Gruppen, die martialisch über die Wege ziehen und „Beschreibungen des weiblichen Geschlechtsteils“ in ihre Lieder einbauen - „wenn Sie das hören, wird Ihnen übel!“

Er gönne ja jedem den Spaß im Westpark, meckere über all das nur ungern, sei ja selbst auch mal jung gewesen, unterstreicht Preuß. Aber der ständige Lärm bis tief in die Nacht, auch unter der Woche - das könne doch nicht so bleiben.

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