Susanne Schulte ist bei der Awo zuständig für das Projekt "Begegnung VorOrt". Mit den Veranstaltungen im abgelaufenen Jahr ist sie sehr zufrieden. Und für 2022 hat sie einiges vor. © Andreas Schröter
Interview
„Begegnung VorOrt“: Boule im Regen und Nostalgie in Alt-Scharnhorst
Begegnungen organisieren in Zeiten, in denen es möglichst wenig Begegnungen geben soll - vor dieser Aufgabe stand Susanne Schulte von der Awo. Wir haben mit ihr gesprochen.
Susanne Schulte (63) ist bei der Awo für das verbandsübergreifende Projekt „Begegnung VorOrt“ im Stadtbezirk Scharnhorst zuständig. Wir sprachen mit Susanne Schulte.
Hallo, Frau Schulte, was ist „Begegnung VorOrt“?Das ist der Auftrag, wohnortnahe Begegnungen unter den Menschen zu fördern, Vereine zu unterstützen und neue Formate zu entwickeln. Das Projekt geht auf den Wunsch des Seniorenbeirats nach mehr professioneller Unterstützung des Ehrenamtes zurück. Die ehrenamtlich tätige Menschen werden im Durchschnitt immer älter und haben mit immer mehr Bürokratie zu tun, wie mit der Umsatzsteuer. Seit 2020 gibt es nun, vom Rat gewollt und so bestimmt, in jedem Stadtbezirk Ansprechpartnerinnen und -partner von Begegnung VorOrt, die angestellt sind bei der AWO, der Caritas, der Diakonie, dem Paritätischen und dem DRK. Das Geld für diese Stellen kommt von der Stadt Dortmund.
Auch ein „Begegnung VorOrt“-Spaziergang durch Kirchderne stieß auf großes Interesse. Der ehemalige SPD-Ratsherr Bruno Schreurs war hier der Wanderführer. © Susanne Schulte
Wie haben Sie den Spagat mit den Begegnungen in begegnungsarmen Zeiten gelöst?Während meiner Zeit als Redakteurin der Westfälischen Rundschau haben wir in den Ferien immer die Aktion namens „Abenteuer Ferien“ gemacht. Dabei ging‘s stets um Aktivitäten, die im Freien passierten. ,Warum sollte das nicht heute wieder funktionieren?‘, habe ich gedacht.
Was sind das für Menschen, die daran teilnehmen? Ältere, oder?Naja, ich bin bei der Awo ja für die Seniorenarbeit zuständig, wobei man dort schon ab 50 als Senior gilt. Insofern passt das schon mit den Älteren. Es sind Menschen, die sich für damals interessieren, sich gerne mit anderen Menschen unterhalten und einfach mal raus aus den eigenen vier Wänden wollen. Eine Frau, die an der Wanderung in Alt-Scharnhorst teilnahm, war ganz begeistert, dass ihr Geburtshaus noch steht. Sie wollte ein paar Tage später erneut mit ihrer Familie hinfahren.
Die Führungen sind aber nicht die einzigen „Begegnungen VorOrt“ gewesen ...Nein, wir haben gemeinsam mit der DJK Scharnhorst Boule angeboten und alle öffentlichen Boulebahnen im Stadtbezirk vorgestellt. Das Spiel gefällt vielen. Bei gruseligem Wetter in Grevel, es war kalt, regnerisch, stürmisch, und ich dachte, da kommt heute niemand. Und dann standen 16 Leute da. Ja, und dann gibt es unsere Plauderbank.
Seniorenbeiratsmitglied Gertrud Löhken-Mehrung war eine der ersten, die sich als Gesprächspartnerin auf einer Plauderbank zur Verfügung stellte - hier ein Foto vom Probesitzen vor dem eigentlichen Einsatz im Freien. © privat
Dabei haben Sie einfach eine Bank irgendwo hingestellt und die Menschen aufgefordert, mit bekannten Personen des jeweiligen Stadtteils zu sprechen. Das ist, glaube ich, nicht so gut gelaufen, oder? Einer unserer Fotografen hatte einmal Schwierigkeiten, dazu ein gutes Foto zu bekommen.Das war vielleicht ganz am Anfang bei der Aktion in Derne so, als das Format noch niemand kannte. Aber auch dort ist es später noch gut angenommen worden. Zwölf Menschen wollten nach dem Fototermin noch mit Seniorenbeirats-Mitglied Gertrud Löhken-Mehring sprechen. Nein, im Ganzen ist auch das sehr gut gelaufen. Bei der Plauderbank mit Bezirksbürgermeister Werner Gollnick in Alt-Scharnhorst ist er in zwei Stunden nicht dazu gekommen, einen Kaffee zu trinken. Da standen die Gesprächsinteressenten Schlange. Eine Anwohner-Initiative beklagte sich über die Verkehrssituation an der Rüschebrinkstraße, andere über den kaputten Aufzug zum S-Bahnsteig. Für viele, die etwas auf dem Herzen hatten, war das ein niederschwelliges Angebot. Sie mussten keine E-Mail schreiben oder sonst einen Termin mit dem Bezirksbürgermeister vereinbaren, sondern setzten sich einfach neben ihn. Auch Ulli Rönsch vom Scharnhorster Seniorenbüro hatte großen Zulauf. Viele Senioren trauen sich wegen Corona nicht mehr, in geschlossene Räume wie das Seniorenbüro zu gehen. Da kam die Plauderbank im Freien gerade richtig.
Wie geht‘s 2022 weiter? Ziel ist es, feste Plauderbänke zu installieren, die in Parks, auf Plätzen oder Friedhöfen stehen. Wer sich draufsetzt, signalisiert: ,Ich möchte mich gerne mit jemandem unterhalten.‘ Langfristig dienen ja alle Termine dazu, die Menschen anzuregen, sich auch ohne uns zu treffen. Sie sollen nach einer Wanderung sagen: ,Mensch, lasst uns doch auch noch am Mittwoch zu einer eigenen Wanderung treffen.‘ In Ansätzen klappt das auch schon. So haben sich einige Boule-Spieler inzwischen der DJK Scharnhorst angeschlossen. Auch wollen wir uns vermehrt mit anderen Veranstaltern vernetzen. So haben die Frauen von „MitiQ“ in Derne (Anm. der Redaktion: Miteinander im Quartier - ein Integrationsprojekt für Frauen) schon bei Wanderungen an der Alten Körne oder am Kirchderner Graben mitgemacht. Und unsere erste Veranstaltung in 2022 startet schon am kommenden Sonntag (9.1.). Acht Anmeldungen habe ich dafür schon. Um 13 Uhr treffen wir uns auf dem Parkplatz am Ende der Kafkastraße in Scharnhorst-Ost zu einer Wanderung im Naturschutzgebiet „Alte Körne“. Die Gehzeit beträgt zwei Stunden. Anmeldung bei mir: Tel. 9 93 43 20.
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