Kosten-Explosion auf 80 Millionen Zweiter Theater-Neubau am Wall wird doppelt so teuer wie gedacht

Kosten mehr als verdoppelt: Stadt legt Baubeschluss für „Junge Bühne“ vor
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Die Ratspolitiker hatten sich die Entscheidung bei den Beratungen im Mai und Juni vergangenen Jahres nicht leicht gemacht. Am Ende trafen sie den Grundsatzbeschluss für einen Neubau für das Schauspielhaus am Hiltropwall mit geschätzten Kosten von 93 Millionen Euro.

Ähnlich dürfte es jetzt auch mit dem Baubeschluss für die geplante „Junge Bühne“ gleich neben dem Schauspielhaus werden. Denn die Kosten dafür erreichen fast eine ähnliche Größenordnung. Gegenüber der bisherigen Kalkulation mit 32 Millionen Euro haben sie sich mehr als verdoppelt - auf mehr als 80 Millionen Euro.

Im Vergleich zum Neubau des Schauspielhauses, für den es bislang nur eine Machbarkeitsstudie gibt, sind die Pläne für die „Junge Bühne“, die Kinder- und Jugendtheater und Junge Oper unter einem Dach vereinen soll, schon deutlich weiter gediehen. Der Rat der Stadt hatte einen Architektenwettbewerb und den Einstieg in die Planung für den Neubau bereits im Mai 2018 beschlossen. 2020 stand der Sieger des Architektenwettbewerbs fest.

Siegerentwurf überarbeitet

Der Entwurf des Kölner Büros JSWD sieht einen gläsernen, quadratischen Kubus vor, der sich direkt an das Schauspielhaus anschließt. Die Hauptbühne soll 300 Plätze bieten, eine kleinere Studiobühne Platz für etwa 140 Besucherinnen und Besucher. Außerdem soll es mehrere Räume geben, die flexibel zum Beispiel für Workshops genutzt werden können.

Links vom Schauspiel-Komplex am Wall soll der Neubau für die "Junge Bühne" entstehen.
Links vom Schauspiel-Komplex am Wall soll der Neubau für die „Junge Bühne“ entstehen. © Thanscheidt (A)

Der Siegerentwurf ist inzwischen mehrfach überarbeitet und teilweise sogar abgespeckt worden. Um etwa 15 Millionen Euro, sagt Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Trotzdem liegt die aktuelle Kostenkalkulation, die nun Grundlage für den Baubeschluss ist, weit über dem Rahmen von 32 Millionen Euro, den der Rat 2018 gesetzt hatte.

Die Schätzungen zu den Kosten stammten aus dem Jahr 2017, betont Stüdemann. In den zurückliegenden sechs Jahren habe es, bedingt durch Krisen und Kriege, außergewöhnliche Kostensprünge für Baumaterialien und eine hohe Inflationsrate gegeben. Allein wegen dieser Preisentwicklung gebe es Mehrkosten von 17,3 Mio. Euro und dadurch bis Mitte 2023 eine Kostensteigerung von 54 Prozent, rechnete der Stadtdirektor vor. Außerdem mussten wegen geänderter Bedingungen für den Brandschutz Fluchtwege und Fahrstühle umgeplant werden.

Das Ergebnis: Für den Neubau der „Jungen Bühne“ werden jetzt Brutto-Kosten von 71,4 Millionen Euro taxiert. Dazu kommen 9,1 Millionen Euro für einen Anschluss zum Schauspielhaus - insgesamt also 80,5 Millionen Euro. Und abhängig von der Inflationsrate, der Entwicklung der Baumaterialpreise und den weiteren Planungsarbeiten könnten sich weitere Kostensteigerungen ergeben, merkt die Stadt vorsorglich an.

Politische Entscheidung

Die Entscheidung, ob man sich das leisten kann oder will, liegt bei der Politik. Stimmt sie zu, soll Mitte 2025 mit dem Bau begonnen werden. Das Schauspiel muss dann vorübergehend umziehen. 2029/30 könnte die „Junge Bühne“ eröffnet werden, schätzt Stüdemann. Der Neubau des Schauspielhauses könnte sich dann einige Jahre später anschließen. Irgendwann zwischen 2033 und 2035 könnte der neue Theaterkomplex am Wall dann komplett sein.

Wie Stüdemann zeigt sich auch Oberbürgermeister Thomas Westphal überzeugt, dass sich die Investitionen in die Kultur lohnen, auch wenn es auch anderswo großen Bedarf gebe.

Die Investitionen, die über das städtische Sondervermögen gestemmt werden sollen, würden über viele Jahre gestreckt, erklärt der OB. Und er verspricht: „Wir bauen deshalb nicht eine Schule, nicht einen Kindergarten, nicht eine Straße oder Radweg weniger.“

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