So lief das Kinojahr 2023 in Dortmund Barbie und Oppenheimer waren Renner - aber Marvel-Filme enttäuschten

Barbie und Oppenheimer waren Renner - aber Marvel-Filme enttäuschten
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2023 war das erste Jahr seit 2019, in dem die Kinos wieder ohne Corona-Einschränkungen Programm machen konnten. Trotzdem erreichten die Besucherzahlen und Umsätze noch nicht wieder das Niveau wie vor der Pandemie, sagen die Dortmunder Kino-Chefs übereinstimmend. Welche Filme haben die Erwartungen erfüllt oder übertroffen? Welche fielen dagegen ab? Unsere Redaktion hat nachgefragt.

Matthias Terörde, der Theaterleiter des größten Dortmunder Kinos Cinestar, sagt ganz grundsätzlich über das Jahr 2023: „Wir sind zufrieden.“ Das Jahr sei mit „Avatar 2“ „extrem erfolgreich“ gestartet. Auch der „Der Super Mario Bros. Film“ habe starke Besucherzahlen verzeichnet.

„Das absolute Highlight war im Sommer natürlich Barbenheimer“, sagt Terörde. „Barbenheimer“ ist eine Wortkreation, die zwei Blockbuster des Jahres kombiniert: „Barbie“ und „Oppenheimer“. Die Filme starteten in den deutschen Kinos am selben Datum.

Der Herbst sei „ruhiger als erwartet“ gewesen, ergänzt Terörde. „Aber jetzt zum Jahresende läuft es wieder erfreulich. Wir sind sehr froh, dass das Kino nach drei Jahren Pandemie wieder so gut dasteht.“

Der Cinestar-Chef sagt, Kinos lägen noch „zirka 20 Prozent unter dem Vor-Pandemieniveau“. Der Streik der amerikanischen Autoren und Autorinnen sowie Schauspielerinnen und Schauspielern erschwere in Kombination mit den damit verbundenen Verschiebungen zahlreicher Filmstarts die Aufholjagd im kommenden Jahr. Terörde zeigt sich jedoch optimistisch, „absehbar wieder an das Vor-Pandemieniveau anknüpfen zu können“.

Der Theaterleiter spricht von einer „großen Filmvielfalt“ im Jahr 2023, die den Kinos „nach drei sehr herausfordernden Jahren“ Aufwind verliehen habe. Es habe nicht den einen, alles überstrahlenden Film gegeben. 25 Filme hätten die Marke von einer Million Besucher geknackt.

Die meisten Menschen habe „Avatar - The Way of Water“ ins Cinestar gelockt, das insgesamt 488 Filme gezeigt habe.

Die Marvel-Filme - etwa „Guardians of the Galaxy 3“ und „Ant-Man and the Wasp“ - sowie „Enkel für Fortgeschrittene“ und „Ein Fest fürs Leben“ blieben bei den Besucherzahlen hinter den Erwartungen des Theaterleiters zurück.

Erwin Rajkovcanin ist Theaterleiter im Kino Schauburg an der Brückstraße.
Der „Barbie“-Film gehörte zu den erfolgreichsten Filmen 2023 im Cinestar Dortmund. Im Kombination mit dem zur selben Zeit gestarteten Film „Oppenheimer“ handelte es sich laut Theaterleiter Matthias Terörde um das Highlight des Sommers. © Cinestar

Erwin Rajkovcanin, der Theaterleiter des Kinos Schauburg an der Brückstraße, meint, dass es 2023 „viel weniger hochwertige Filme“ gegeben habe als vor der Corona-Pandemie. „Da waren sehr viele Eintagsfliegen dabei.“ Zudem komme es immer wieder vor, dass die Filmverleiher die Filme falsch einschätzen, sodass das Marketing nicht die richtigen Zielgruppen erreiche. „Die Leute wollen nicht immer Marvel sehen“, stellt Rajkovcanin fest.

Die Top 5 der meistbesuchten Filme in der Schauburg lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Biografie „Oppenheimer“ von Christopher Nolan liege knapp vorne, sagt Erwin Rajkovcanin. Dahinter rangieren in dieser Reihenfolge „Wochenendrebellen“ (Dramödie), „The Banshees of Inisherin“ (schwarze Komödie), „Sonne und Beton“ (Coming-of-Age) und „Anatomie eines Falls“ (Thriller).

Daran, dass die Top 5 sehr unterschiedliche Genres bedienen, könne man ein breitgefächertes Interesse des Publikums ablesen, sagt Erwin Rajkovcanin.

Von dem Film „Wochenendrebellen“ hätte sich Rajkovcanin mehr Besucher erwartet. „Ich hätte es ihm gegönnt“, sagt er. Die Interessen des Publikums einzuschätzen sei schwierig. Umso wichtiger sei es, die Hinweise und Filmanfragen von Besuchern ernst zu nehmen. Rajkovcanin betont, wie schön es sei, wieder Kino ohne Corona-Einschränkungen zu machen.

Peter Fotheringham von der Geschäftsführung der Nordstadt-Kinos Roxy und Sweet Sixteen sagt, dass sich die Branche seit Beginn der Pandemie „permanent“ in einer Krise befinde. Nach Corona hemmten Kriege und Inflation das Geschäft.

Trotzdem hat er für das Jahr 2023 eine „leicht positive Entwicklung“ ausgemacht. „Aber die Krise ist noch da“, sagt Peter Fotheringham.

Das Roxy-Kino ist erst seit einem Jahr in der Hand des Sweet-Sixteen-Filmclubs. Fotheringham sagt, dass der Verein für das Roxy etwa 55 Prozent der Besucherzahl verzeichnet habe, die er eigentlich benötige. Im Sweet Sixteen habe man etwa 20 Prozent unter der Marke aus dem Jahr 2019 gelegen. 2023 sei aber wesentlich besser gewesen als 2022.

Roxy und Sweet Sixteen zeigten laut Fotheringham jeweils etwa 200 Filme in diesem Jahr. Er verweist darauf, dass die beiden Programmkinos anders vorgehen als Multiplexkinos, in denen erfolgreiche Filme so lange laufen, bis sie nicht mehr erfolgreich sind.

Peter Fotheringham und Suse Solbach betreiben die Nordstadt-Kinos Roxy und Sweet Sixteen.
Peter Fotheringham und Suse Solbach betreiben die Nordstadt-Kinos Roxy und Sweet Sixteen. © Didi Stahlschmidt

„Wir haben feste Spielzeiten für unsere Filme“, erklärt Fotheringham. Beispielsweise sei der Film „Tár“ einer der erfolgreichsten des Jahres gewesen, aber trotzdem nur drei Wochen (zwei im Roxy, eine im Sweet Sixteen) gelaufen. Durch dieses Konzept mit kurzen Laufzeiten könnten die Kinos, die ihr Programm in erster Linie nach künstlerischen und ästhetischen Kriterien erarbeiten, viele unterschiedliche Filme zeigen.

Der erfolgreichste Film im Roxy war „Was man von hier aus sehen kann“ (Komödie). Im Sweet Sixteen war die Kiefer-Biografie „Anselm“ von Wim Wenders besonders beliebt.

Den Leiter des Kinos Zur Postkutsche in Aplerbeck hat unsere Redaktion kurzfristig nicht erreichen können.

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