Man muss Respekt haben vor der alten Brücke oder besser: vor deren Baumeister. Denn die alte Gewölbebrücke an der Ecke Hagener Straße/Weiße Taube aus dem Jahr 1900 erweist sich trotz aller Schwachstellen als äußerst widerstandsfähig.
Sie wird zwar seit geraumer Zeit monatlich kontrolliert, um gegebenenfalls eingreifen zu können – aber sie hält. Eigentlich sollten Abriss und Neubau der Brücke schon längst im Gange sein. Nun gibt es diesbezüglich endlich konkrete Neuigkeiten.
Stresstest
Experten vom städtischen Tiefbauamt und der Deutschen Bahn kamen in die April-Sitzung der Hombrucher Bezirksvertretung (BV), um zu berichten, wie und wann es losgeht mit Abriss und Neubau der alten Eisenbahnbrücke. Es gibt dafür einen klaren Plan. Klar war nach der gut einstündigen Diskussion aber auch: Die Baumaßnahme hat massive Folgen für alle Verkehrsteilnehmer, Bahnfahrer, Autofahrer, Radler und Fußgänger.
Alle, die derzeit noch den Weg per Bahn über die Brücke oder zu Fuß, motorisiert oder auf dem Fahrrad darunter her nutzen, sollten sich den 17. Juli vormerken. Dann geht es los mit den Vorbereitungen. Später kommen Sperrungen, Umleitungen, Schienenersatzverkehr und vermutlich viele Staus. Kurz vor Weihnachten soll der Spuk dann wieder vorbei sein – und der Dortmunder Süden eine neue Brücke haben.
Bezirksbürgermeister Nils Berning formulierte den zu erwarteten Stresstest vor der Fertigstellung so: „Ich hoffe, dass wir nur kurz durch das Tal der Tränen müssen.“ Und an die Experten gerichtet sagte er: „Ich freue mich, wenn Sie irgendwann wieder kommen, und sagen: Wir sind fertig.“
Der Startschuss für das Bauprojekt ist bereits sichtbar gefallen. Das Gelände wurde vor vielen Wochen gerodet – noch ohne Folgen für Außenstehende. Nun aber geht es ans Eingemachte.
Der Zeitplan: Die Baustelle wird am 17. Juli eingerichtet. Ab Ende Juli bedeutet das immer wieder einseitige Sperrungen für Fußgänger und Radfahrer. Ende August dann wird die Hagener Straße an dieser Stelle für Autos komplett gesperrt. Auch für Fußgänger und Radfahrer geht in dieser Zeit immer mal kurzfristig nichts. Hierbei geht es um insgesamt sieben Tage. Für Autofahrer kommt es dicker: Bis Ende Oktober wird für sie kein Durchkommen sein.
Umleitungen
Die geplante Umleitung für die Autofahrer soll über die Zillestraße, Kirchhörder Straße und Olpketalstraße führen. Das gilt auch für die betroffenen Buslinien. Bei diesen Straßennamen zuckt jeder Ortskundige derzeit zusammen, sind sie doch durch die jetzigen Baustellen auf der Kirchhörder Straße und Zillestraße ein Problem. Jene an der Kirchhörder Straße soll bis Anfang Juli Geschichte sein – und das müsse sie auch, hieß es in der BV-Sitzung. Beide Baustellen gleichzeitig seien „unzumutbar“. Die Baustelle an der Zillestraße allerdings ist bis in den August terminiert.
Radfahrer bekommen ihre eigene Umleitung: Die soll über die Galoppstraße und Hollmannstraße führen. Susanne Lohse (Fraktionssprecherin Grüne) und Bezirksbürgermeister Nils Berning (CDU) äußerten die Sorge, dass Autofahrer auch diese deutlich kürzere Umleitungsstrecke nutzen. „Es wäre nicht das erste Mal, dass so eine unbefriedigende Situation entsteht“, erklärte Susanne Lohse. Und Nils Berning ergänzte, man sehe das derzeit am Heideblick und Heiduferweg durch die Sperrung der Kirchhörder Straße. Eine gute Lösung gibt es wohl nicht. Die Möglichkeiten von Einbahn- oder Anliegerstraßen haben die Planer verworfen.

Bahnverkehr betroffen
Auch für den Bahnverkehr ist Ende August Schluss: Die Züge der RB52 enden jeweils an den nächsten Bahnhöfen auf beiden Seiten der Strecke: Der nicht weit entfernte Haltepunkt „Kirchhörde“ kommt allerdings nicht infrage; hier können Züge nicht umkehren. Folglich stoppen die Züge am Bahnhof Signal Iduna Park und in Herdecke auf der anderen Seite. Es soll einen Schienenersatzverkehr geben. Der Bahnbetrieb soll aber am 30. Oktober wieder aufgenommen werden können.

Die neue Brücke wird deutlich größer als das alte 123 Jahre alte Bauwerk. Die jetzige Brücke hat eine lichte Höhe von 3,30 Meter, die neue wird 4,50 Meter haben. Durch den geplanten größeren Brückenquerschnitt (6,50 Meter) sollen künftig alle Verkehrsteilnehmer ausreichend Platz im Brückenbereich haben: Es soll in beide Fahrtrichtungen einen Radweg (1,85 Meter) geben. Den gibt es bisher nicht. Außerdem wird beidseitig ein 2,65 Meter breiter Gehweg gebaut.
Zu Weihnachten 2023 soll dann der Endausbau der Hagener Straße an der Brücke fertig sein. Mit Restarbeiten kalkuliert man bis zu Frühjahr 2024. Rund um die neue Brücke sollen auch Ampeln und die Beleuchtung „angepasst“ werden, erfuhren die Hombrucher Bezirksvertreter.
Die Hagener Straße ist eine Landesstraße – und Bestandteil des sogenannten „Lkw-Routennetzes“. Die Durchfahrtshöhe der alten Brücke war da wenig zeitgemäß. Die Sorge, ob nach dem Neubau mit mehr Lkw-Verkehr zu rechnen sei, nahm die Verwaltung ein wenig. Bei einem vergleichbaren Projekt an der Sölder Straße habe man derartige Erfahrungen nicht gemacht, hieß es.
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